"Du isst eigentlich immer Nudeln"

ZISCH-INTERVIEW mit Bundesligaspieler Tim Kleindienst vom SC Freiburg über sein Leben als Profi und über Ernährungsberatung.  

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Spielszene aus der Begegnung Hertha BSC Berlin gegen den SC Freiburg am 10. März: Herthas Peter Pekarik (rechts) und Tim Kleindienst (Mitte) kämpfen um den Ball. Foto: dpa

Viele Kinder träumen davon, einmal Fußballprofi zu werden. Für Tim Kleindienst hat sich dieser Traum erfüllt. Er ist schon mit zwölf Jahren auf ein Sportinternat gekommen. Und jetzt spielt er beim SC Freiburg in der Ersten Bundesliga. Die Zisch-Reporter Willi Müller und Lasse Nölken aus der Klasse 4c der Hexentalschule Merzhausen haben ihn interviewt.

Zisch: Wann wussten Sie, dass Sie Fußballprofi werden können?
Kleindienst: Eigentlich weiß man das nie bis zu dem Zeitpunkt, wenn eine Anfrage für einen Profivertrag kommt. Bei mir war das so, dass ich in Cottbus auf der Sportschule war. Bei der Rückfahrt von einem A-Jugend-Spiel kam der Trainer zu mir und meinte: "Du bist jetzt ab morgen mal zwei Tage bei den Profis dabei." Du wirst da einfach so reingeworfen. Dann trainierst du mit den Profis. Und die Vereine geben sich große Mühe, dass du den Vertrag unterschreibst.

Zisch: Wie läuft Ihr Trainingstag ab?
Kleindienst: Die Tage laufen unterschiedlich ab. Heute hatten wir zum Beispiel einmal Training. An anderen Tagen haben wir zweimal Training. Bei uns ist es Pflicht, dass du mindestens eine Stunde vorher da sein musst und noch Sachen für dich machst. Wir haben eine Halle, in der machen wir uns warm. Wir rollen uns zum Beispiel auf der Black Roll – einer Massagerolle –, machen Stretch-, Kraft- und Stabilisierungsübungen, um uns zu aktivieren. Oder wir machen eine Videoanalyse vom gegnerischen oder vom eigenen Spiel. Oder wir haben physiotherapeutische Behandlungen – Massagen und so was. Danach trainieren wir. Nach dem Training bleiben wir wieder mindestens eine Stunde da, um den Körper zu regenerieren: mit Wechselbädern, der Rolle, Fahrradfahren und so weiter.

Zisch: Und wie ist es an einem Spieltag?
Kleindienst: Da kommt es darauf an, um wie viel Uhr das Spiel ist. Drei Stunden vor dem Spiel nimmst du auf jeden Fall deine letzte Mahlzeit zu dir. Da ist vom Verein vorgegeben, was du isst: Nudeln und maximal Fisch und Gemüse, damit du nichts Schweres im Magen hast. Diese drei Stunden vor dem Spiel bist du auch schon im Stadion und nichts kommt mehr von außen an dich ran. Da bist du im sogenannten Tunnel und fokussierst dich nur noch aufs Spiel.

Zisch: Wie finden Sie es, wenn auf der Straße alles voller Menschen ist, die ein Autogramm von Ihnen wollen?
Kleindienst: Ich bin eigentlich dankbar dafür, dass mich Menschen überhaupt ansprechen. Weil ich ja nie davon ausgehen konnte, dass es mal so sein wird. Als kleiner Junge bin ich zu den Profis hingerannt, habe die angehimmelt und um Autogramme gebeten. Wenn aber so große Fanfeste sind, ist das anders. Da wird von allen Seiten gedrückt. Das ist nicht schlecht, aber halt schon sehr eng.

Zisch: Für was haben Sie sich in Ihrer Jugend interessiert?
Kleindienst: Fußball. Das war schon immer im Mittelpunkt bei mir. Ich war auch viel mit Freunden und mit meinen Brüdern zusammen. Wir mussten daheim auch mithelfen und zum Beispiel mal den Hühnerstall ausmisten oder so was.

Zisch: Wie viel Freizeit hat man als Fußballprofi?
Kleindienst: Ich denke, mehr als andere, die einen Vollzeitjob haben. Das ist natürlich auch davon abhängig, wie viel man noch für sich selbst trainiert. Meistens haben wir den zweiten Tag nach einem Spiel, also einmal pro Woche, trainingsfrei. Am Anfang der Woche trainiert man aber mehr. Zum Ende der Woche wird die Trainingsbelastung weniger, weil du dich sonst kaputtmachen würdest und keine Kraft mehr für das Spiel hättest. Dafür hast du am Wochenende nicht frei. Aber darüber darf man sich nicht beklagen, weil es deutlich Schlechteres gibt, als in Riesenstadien Fußball zu spielen.

Zisch: Was ist Ihr Lieblingsessen?
Kleindienst: Ich esse gerne Kartoffeln mit Quark und Leinöl. Wenn ich mal zuhause bin, esse ich gerne etwas, das heißt bei uns Tote Oma. Das heißt auch Grützwurst, also so gekochte Blutwurst. Ich probiere aber gerne alles. Aber wir müssen natürlich aufpassen, dass das Essen gesund ist, wenn wir lange als Profis aktiv bleiben wollen.

Zisch: Merken Sie einen Unterschied, je nachdem, was Sie gegessen haben?
Kleindienst: Ja, das merkt man schon. In Cottbus habe ich eine Zeit lang komplett zuckerfrei gegessen. Da merkst du, dass du viel resistenter gegen Krankheiten wirst. Ich war drei Jahre lang nicht krank. Aber es ist halt auch schwer, wenn du auf vieles verzichten musst. Vor allem musst du halt oft auf das verzichten, was du am allerliebsten isst.

Zisch: Was machen Sie, wenn Sie nicht mehr als Fußballprofi arbeiten können?
Kleindienst: Ich glaube, dann esse ich nie wieder Nudeln. Vor dem Spiel, nach dem Spiel – du isst immer Nudeln (lacht). Gerade mache ich noch ein Fernstudium zum Ernährungsberater. Ich könnte dann also vielleicht Ernährungsberater werden. Oft ist es ja auch so, dass ehemalige Spieler beim Fußball bleiben und Trainer werden. Vielleicht werde ich auch Ernährungsberater einer Fußballmannschaft. Das ist für mich jetzt noch zu früh, um da was Genaues zu sagen.

Zisch: Welches Computerspiel spielen Sie gern?
Kleindienst: Fifa hauptsächlich. Das ist ganz interessant, wenn man sich da selbst im Spiel sieht. Aber ehrlich gesagt spiele ich gar nicht so gerne mit mir selbst.

Tim Kleindienst ist 22 Jahre alt. Er spielte ab der Saison 2013/14 bei den Profis von Energie Cottbus. Seit der Saison 2015/16 spielt er beim SC Freiburg in der ersten Liga. Er ist 1,94 Meter groß.
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