Du wirst kaum glauben, wie diese Website funktioniert

Die Internetseite heftig.co generiert mit fremden Inhalten und marktschreierischen Überschriften zwei Millionen Klicks pro Monat.  

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Typisch für heftig.co: Kätzchen  | Foto: cherry-merry (fotolia.com)
Typisch für heftig.co: Kätzchen Foto: cherry-merry (fotolia.com)
Der Firmensitz in Belize, die Domain aus Kolumbien und in den deutschen Social-Media-Rankings ganz vorne: Die Seite Heftig.co ist ein ebenso simples wie erfolgreiches Internetphänomen. Und ein genauso nerviges.

"Click baiting" wird die Methode genannt, mit der zwei erst kürzlich enttarnte Jungunternehmer aus Brandenburg so erfolgreich sind. Das kommt von "to bait" und bedeutet anlocken, ködern, eine Falle stellen. Die Opfer: arglose Social-Media- Nutzer, die vorwiegend bei Facebook über die radikal auf hohe Klickraten optimierten Überschriften stolpern, aus Neugier darauf klicken und sie dann schlimmstenfalls virenartig weiterverbreiten.

Die Inhalte hinter den Locktextschnipseln: alte bis ganz alte Youtube-Videos, gebrauchte Fotostrecken, schlecht übersetzte Texte. Darin: niedliche Tiere, kranke Menschen, Marketinggags, Gewalt, Emotionen. Nichts davon ist selbst produziert, versteht sich. Das meiste wurde in den staubigen Ecken des Internets zusammengeklaubt und als nicht enden wollendem Nachrichtenstrom zu einem zweiten Frühling verholfen.

Mit dieser Masche ist heftig.co – man mag es kaum glauben – ungefähr so erfolgreich wie spiegel.de und bild.de zusammen. Wie das Branchenmagazin meedia.de berichtet, schafften die beiden Nachrichtenseiten im April mit 6000 Artikeln zusammen gut 2,6 Millionen Social-Media-Interaktionen (jeweils um die 1,3 Millionen), während heftig.co auf fast 2,4 Millionen kam – und das mit ganzen 90 Beiträgen.

Die Klickfallen-Überschriften funktionieren eigentlich ganz einfach. Es gibt nämlich nur wenige Typen:

Ich. "Erst habe ich mich nicht getraut, dieses Video anzusehen." Schön. Und wer bist Du? Und worum geht es? "Aber das war es definitiv wert. Wow." Dass es gleich gegen mehrere journalistische Grundsätze verstößt, das Video überhaupt zu bringen: geschenkt.

Du. Du wirst, Du musst, tu dies, tu das! Du wirst ständig angesprochen. Und Du sollst Dinge tun. Am Ende eines jeden Beitrags wirst Du aufgefordert, selbigen zu teilen, natürlich auf Facebook. Du wirst nirgendwo im Internet eine größere "Auf Facebook teilen"-Schaltfläche finden! Überhaupt sind die Superlative auf heftig.co das Allergrößte!

Listen. "23 psychologische Tricks, die du kennen musst." Das Opfer wird direkt angesprochen und verpflichtet. Was dann aber kommt, geht direkt in die Liste: "Nummer 13 funktioniert immer." Natürlich ist Nummer 13 nicht besser oder schlechter als die anderen Tricks, wenn es überhaupt Tricks sind. Aber das merkt man erst nach dem Klick.

Die Was-passiert-dann-Maschine. "Eigentlich filmte er nur ein bisschen den Strand" leitet diese Art Überschrift mit einer fast an Inhalt grenzenden Beschreibung ein. "Dann traute er seinen Augen kaum." Auf diese billige Weise Neugier und damit Klicks zu erzeugen, ist die prototypische heftig-Überschrift. "Du wirst kaum glauben, was dann passierte" steht inzwischen typisch für die Masche von heftig.co, diese Machart wird meistens verwendet, wenn heftig parodiert wird. Die besten heftig-Überschriften deutscher Medien trägt das Tumblr-Blog heftigstyle.tumblr.com zusammen.

Selber für Klicks sorgen? Geht bei      http://www.heftig.co

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