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Ein ganzes Drehbuch auf kleinen Zetteln

  • Luca Ferroni, Klasse 8a, Kolleg St. Sebastian (Stegen)

  • Mi, 01. August 2018
    Schülertexte

Wie viel Arbeit in einem Film steckt, hat ein Schüler aus Stegen bei einem Workshop erfahren.

Story auf Papier  | Foto: L. Ferroni
Story auf Papier Foto: L. Ferroni
Ich steige aus dem stickigen Minivan aus und betrete eine wunderschöne, ländliche Idylle. Diese Idylle liegt in Mecklenburg-Vorpommern, heißt Karnitz und hat gerade einmal 20 Einwohner. Hinter mir steigen noch mehr Personen aus, unter anderem Shirin Shahed. Sie ist die Organisatorin des Klak-Drehbuchwettbewerbs. Sie hat die Gewinner, zu denen auch ich gehöre, vom Bahnhof in der nächstgrößeren Stadt abgeholt und nach Karnitz gebracht.

Vor über einem Jahr gab mir mein Geografielehrer eine Broschüre des Klak-Drehbuchwettbewerbes, weil ich in der Drehbuch-AG bin. Danach habe ich mir aus drei in der Broschüre stehenden Themen eines ausgesucht. Zur Auswahl standen Konsum, Mobilität und Energie. Ich habe mich für Konsum entschieden. Danach entwickelte ich eine Idee und reichte sie ein. Obwohl ich damals erst 13 Jahre alt, das Mindestalter für eine Teilnahme aber 14 war, habe ich es trotzdem versucht. Kurze Zeit später erfuhr ich, dass ich zu den Gewinnern gehörte. Der große Preis war eine Reise nach Karnitz im April 2017, um dort die Drehbücher zu entwickeln, die anschließend verfilmt und auf einer Fahrradkinotour gezeigt werden sollen.

Ich betrete den Projekthof und es ist angenehm kühl. Nachdem alle Anwesenden gemeinsam leckere Pasteten gegessen und einen Film über Konsum gesehen haben, bin ich in einem Nachbarhaus schlafen gegangen. Am nächsten Tag gehe ich wieder in den lichtgefluteten Gemeinschaftsraum. Nach dem Frühstück findet ein erstes Kennenlernen statt. Von Drehbuchautoren bis hin zu Professoren für Kameraführung sind viele Leute anwesend. Nach einer Vorstellungsrunde gibt es tolle Inputs, einen über das Fahrradkino, einen anderen über Dramaturgie, aber auch über Konsum.

Jetzt werden wir, also die Gewinner, den einzelnen Mentoren zugeteilt. Diese waren von der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf aus Potsdam angereist und sollten die Gewinner darin unterstützen, ein Drehbuch zu schreiben. Mein Mentor heißt Human. Er macht Zeichentrickfilme. Darum ist jetzt Zeichnen angesagt. Da im Gemeinschaftsraum sehr viel los ist und alle durcheinander reden, wechseln wir den Raum. Wir betreten eine kleine Dachkammer, in der es schön ruhig ist. Es herrscht eine perfekte Stimmung zum Malen. Wir beginnen zu zeichnen. "Du musst deine Hand ganz locker lassen. So zeichnet man am besten", erklärt Human. "Bei einem Zeichentrickfilm beginnt man zuallererst mit einem Storyboard", meint Human. Es ist eine Art zeichnerisches Drehbuch. Da wir über 40 Bilder von Hand malen mussten, ging der Tag recht schnell vorbei.

Am Abend sollten alle in eine große Scheune kommen, die auch auf dem Grundstück des Projekthofs liegt. Denn am Nachmittag waren Irina und Rolf von dem Verein Solare Zukunft gekommen und haben das Fahrradkino aufgebaut. Als großes Finale des Projektes sollten wir das Kino ausprobieren. Es wurden Filme der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf gezeigt. Das Fahrradkino, das auf die große Klak-Deutschlandtour geht, hat zehn Fahrräder, die alle mit einem Dynamo verbunden sind, die Strom für einen angeschlossenen Rechner erzeugen. Ich betrete die Scheune und es ist eisig kalt. Doch das viele Strampeln in die Pedale macht warm. Was für ein krönender Abschluss. Das Fahrradkino war im Juli beim Agrikulturfestival in Freiburg. Vielleicht verändern unsere Filme die Welt.

Ressort: Schülertexte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Mi, 01. August 2018: PDF-Version herunterladen

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