Japan
Ein Jahr nach dem Tsunami

Ein Jahr nach dem Tsunami in Japan beginnen die Überlebenden zu verstehen, was sie verloren haben und ihr Leben neu zu ordnen .
Sie sagt, er wirke wie ein Samurai. Schon im zarten Alter von zwölf Monaten. Stolz, mutig, ruhig und irgendwie überlegen, behauptet die Mama. Shion Naganuma ist ganz offensichtlich ein besonderes Baby. In jedem Fall sieht der Knabe aus wie ein japanisches Muster-Wunschbaby. Dabei wurde er ausgerechnet vor einem Jahr am 11. März in der Stadt Ishinomaki geboren – dreißig Minuten nach dem Megabeben, mitten in der nordöstlichen Küstenregion, die seither total verwüstet ist. Mutter Chihiro lag im Kreißsaal, als die extremen Erdstöße das Krankenhaus durchschüttelten. "Ich wurde fast ohnmächtig", erzählt die 28-Jährige. Eine Hebamme habe ihr ins Gesicht geschlagen und sie angefleht, sie möge um Himmels willen wach bleiben. Kurz nach der Geburt brüllte ein Arzt in den Saal, ein Tsunami komme. Mutter und Kind wurden in rasender Geschwindigkeit in eine höhere Etage gerollt. Minuten später überflutete eine Welle, die aus dem Pazifik herüberschwappte, das Erdgeschoss.
Shion Naganuma erblickte an dem Schicksalstag das Licht der Welt, der tausenden Menschen das Leben nahm. Fast 16 000 Opfer forderte diese Naturkatastrophe. Auch die Naganumas trauern um einen Angehörigen. Der 79-jährige Urgroßvater des kleinen Shion wurde zwei Monate später erschlagen unter den Ruinen des Wohnhauses der Familie gefunden, in dem mehrere Generationen zusammenlebten. "Wäre mein Sohn nicht an diesem Tag zur Welt gekommen, wäre ich vermutlich auch gestorben", schluchzt die junge Frau und streichelt unter Tränen den kleinen Buben.
Der dramatischen Entbindung folgten quälende Wochen. Eine gefühlte Ewigkeit musste Frau Naganuma um ...
Shion Naganuma erblickte an dem Schicksalstag das Licht der Welt, der tausenden Menschen das Leben nahm. Fast 16 000 Opfer forderte diese Naturkatastrophe. Auch die Naganumas trauern um einen Angehörigen. Der 79-jährige Urgroßvater des kleinen Shion wurde zwei Monate später erschlagen unter den Ruinen des Wohnhauses der Familie gefunden, in dem mehrere Generationen zusammenlebten. "Wäre mein Sohn nicht an diesem Tag zur Welt gekommen, wäre ich vermutlich auch gestorben", schluchzt die junge Frau und streichelt unter Tränen den kleinen Buben.
Der dramatischen Entbindung folgten quälende Wochen. Eine gefühlte Ewigkeit musste Frau Naganuma um ...