Ein Jahr nach dem Tsunami in Japan beginnen die Überlebenden zu verstehen, was sie verloren haben und ihr Leben neu zu ordnen .
Sie sagt, er wirke wie ein Samurai. Schon im zarten Alter von zwölf Monaten. Stolz, mutig, ruhig und irgendwie überlegen, behauptet die Mama. Shion Naganuma ist ganz offensichtlich ein besonderes Baby. In jedem Fall sieht der Knabe aus wie ein japanisches Muster-Wunschbaby. Dabei wurde er ausgerechnet vor einem Jahr am 11. März in der Stadt Ishinomaki geboren – dreißig Minuten nach dem Megabeben, mitten in der nordöstlichen Küstenregion, die seither total verwüstet ist. Mutter Chihiro lag im Kreißsaal, als die extremen Erdstöße das Krankenhaus durchschüttelten. "Ich wurde fast ohnmächtig", erzählt die 28-Jährige. Eine Hebamme habe ihr ins Gesicht geschlagen und sie angefleht, sie möge um Himmels willen wach bleiben. Kurz nach der Geburt brüllte ein Arzt in den Saal, ein Tsunami komme. Mutter und Kind wurden in rasender Geschwindigkeit in eine ...