Plastikastronaut

Ein Legomännchen im Himmel

Zwei kanadische Jugendliche haben eine Lego-Figur mit einem Ballon ins All geschickt. Ein Onlinevideo zeigt den kleinen Plastikastronaut in der Stratosphäre.  

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Das Legomännchen.  | Foto: Mathew Ho
Das Legomännchen. Foto: Mathew Ho

OTTAWA. Es war kein kleines grünes Männchen, das aus dem All auf die Erde kam und in der Nähe von Toronto landete. Es war ein blau-rot-gelbes Legomännchen, das eine abenteuerliche Reise hinter sich hatte: Zwei 17-jährige kanadische Schüler hatten das Männlein mit einem Heliumballon in die obere Stratosphäre geschickt. Eine Stunde und 46 Minuten dauerte der Flug vom Start bis zur sanften Landung an einem Fallschirm. Dokumentiert hat ihn eine Kamera an Bord.

Das Legomännchen und die jungen Bastler Mathew Ho und Asad Muhammad, die das Agincourt Collegiate Institute in Torontos Stadtteil Scarborough besuchen, schafften es am Mittwoch in Kanadas nationale Nachrichtensendung. Mit einem faszinierenden Video: Das Legomännchen, das in der rechten Hand eine kanadische Flagge hält, schwebt über den Wolken, unter sich der blaue Planet – Aufnahmen, wie man sie vom Spaceshuttle her kennt. Nur dass es sich nicht um ein milliardenschweres Programm, sondern um ein Küchentischprojekt mit einem Budget von 500 Dollar handelte.

Seit September hatten die Freunde an ihrem Projekt gearbeitet. "Wir glaubten nicht, dass wir es schaffen können, bis wir es tatsächlich machten", erzählt Mathew. In der Küche der Familie Ho – Mathews Vater ist gebürtiger Chinese – wurden Pläne gezeichnet und der Fallschirm genäht. Aus Styropor konstruierten sie das Luftschiff, eine würfelförmige Kiste mit 30 Zentimeter langen Wänden. Im Inneren montierten sie Digital- und Videokameras, die durch Löcher in den Styroporwänden Fotos schossen, sowie ein GPS-Gerät. Und vor einer dieser Öffnungen, durch die Aufnahmen gemacht wurden, saß außen auf einer kleinen schwarzen Legoplatte und einem Bauklotz das Männlein mit Fahne – wie ein Vogel vor dem Schlupfloch eines Nistkastens. "Wir haben beide als Kinder mit Lego gespielt. Irgendwie fühlen wir uns mit dem Legomännchen emotional verbunden", sagt Mathew lachend.

Sie kauften einen meteorologischen Ballon und Helium, erkundigten sich, ob ihr Vorhaben legal ist und waren Anfang des Jahres bereit zu ihrem Experiment. Ständig holten sie Informationen über Windrichtung und -geschwindigkeit ein. "Wir wollten nicht, dass der Ballon in die USA getrieben wird", erläutert Mathew. Schwierigkeiten mit der US-amerikanischen Sicherheitsbehörde Homeland Security wollten sie vermeiden. Am 7. Januar stand der Wind günstig. Von einem Sportplatz bei Newmarket startete kurz nach 14.30 Uhr der heliumgefüllte Ballon. Das Männlein schoss in die Höhe. Fünf Minuten nach dem Start verloren sie den Funk- und Sichtkontakt. Mehr als eine Stunde bangen Wartens folgte. Was würde mit dem Männlein und den Geräten passieren? Um 16.12 Uhr fing Mathews Computer wieder Signale auf. Sie zeigten an, dass das drei Kilogramm schwere Gerät am Rice Lake nahe Peterborough,122 Kilometer vom Startpunkt entfernt, gelandet war.

Erst einige Tage später fuhren sie zum Landepunkt und fanden das Spielzeug und die Reste des Ballons in einem Busch. Sie luden die Daten auf ihren Computer und konnten es kaum fassen: Rund 1500 Fotos und zwei Videos hatte das Legomännchen von seiner Reise mitgebracht. Das Video zeigt das Männchen und unter ihm zunächst Häuser und Felder, dann geht’s durch die Wolkenschicht, die es schließlich hinter sich lässt. Die Schüler rekonstruierten den Flug anhand ihrer Daten: Auf etwa 25 000 Meter Höhe war der Ballon gestiegen, bevor er platzte.

Das Legomännchen war weit in die Stratosphäre, die zweite Schicht der Erdatmosphäre, vorgedrungen. Vor Medienanfragen konnten sich Mathew Ho und Asad Muhamad kaum retten, nachdem ein Rundfunksender am Mittwoch über das Experiment berichtet hatte. Die beiden sind trotz des Höhenflugs auf dem Boden geblieben – als nächste Herausforderung nennen sie ihren Schulabschluss im Frühsommer.

Das Video zum Lego-Flug unter: http://mehr.bz/lego-space

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