Ein Patenkind mit acht weichen Beinen

Ein weicher Bauch, samtiges Fell und viele kleine Knopfäuglein. Das ist Gretchen, mein Patenkind, ein Vogelspinnenweibchen. Sie lebt im Dragon Shelter, einer Auffangstation für Reptilien, Amphibien und wirbellose Tiere in Freiburg. .  

Mail

Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen

Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.

Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.

Akzeptieren
Mehr Informationen
1/2
Mona Probst mit ihrem Patenkind Foto: Steffi Schöne
Das erste Mal sah ich Gretchen, als ich mit meiner Freundin Tilda im Dragon Shelter in der Dreikönigstraße 2 eine Führung bekam. Es gibt dort unzählige gefährliche Tiere: Kobras, die einem ihr Gift in die Augen spritzen, würde man es wagen, ihr Terrarium zu öffnen; eine Würgeschlange, die so dick ist wie ein junger Baumstamm und die Werner heißt; Schnappschildkröten, deren Beißkraft mühelos Knochen durchbricht. Aber auch Geckos in leuchtenden Farben und ein Chamäleon. Als wir zu den Spinnen kamen, verspürte ich Gänsehaut. Tilda und ich haben große Angst vor Spinnen.

Die ehrenamtliche Mitarbeiterin, die uns herumführte, öffnete ein Terrarium, hob vorsichtig etwas Handgroßes heraus, und kniete sich hin. Auf ihrer Hand saß ein Vogelspinnenweibchen namens Gretchen. Sie erklärte uns, wenn die Spinne herunterfallen würde, würde sie wahrscheinlich sterben. Also gingen auch wir in die Hocke und schauten immer noch etwas ängstlich zu, wie die Frau der Vogelspinne über den Hintern strich. Sie forderte uns auf, das Gleiche zu tun. Erst zögerten wir, doch dann trauten wir uns auch.

Es fühlte sich weich an. Dann fragte sie, ob wir Gretchen auch mal auf die Hand nehmen wollten. Nach ein wenig Überwindung bekam Tilda sie auf die Hand gesetzt. Tilda lächelte vorsichtig und sagte: "Es ist überhaupt nicht schlimm. Man spürt nur acht Wattestäbchen, die jemand leicht in deine Hand drückt. Nur dass so eine Vogelspinne ein bisschen schwerer ist."

Schließlich nahm auch ich Gretchen auf die Hand. Komischerweise flößte mir nicht die Spinne Angst ein, sondern ich sorgte mich eher, dass ich sie aus Versehen fallen lassen könnte.

Als Gretchen wieder auf der Hand der Mitarbeiterin saß, drehte diese sie kurz auf den Rücken. So konnten wir Gretchen sogar am Bauch streicheln. Ein Vogelspinnenbauch ist sogar noch weicher als ein Vogelspinnenhintern!

Danach wurde Gretchen zurück in ihr Terrarium gesetzt. Wir wollten uns schon langsam verabschieden, da sah ich an der Wand eine Urkunde. Es war eine Patenschaftsurkunde. Es stellte sich heraus, dass es möglich ist, im Dragon Shelter Tierpatenschaften zu übernehmen. Jetzt wollten Tilda und ich beide sofort Gretchen als Patentier haben! Wir einigten uns, die Patenschaft zu teilen. Jetzt unterstützen wir Gretchen und den Dragon Selter mit fünf Euro im Monat und gelegentlichen Spenden. Dafür dürfen wir unserem Patenkind jederzeit zu den Öffnungszeiten einen Besuch abstatten.

Die andere Vogelspinne, die es dort gibt, macht mir allerdings immer noch Angst. Gretchen hingegen habe ich inzwischen richtig liebgewonnen. Einen Besuch im Dragon Shelter kann ich immer empfehlen – möchte man seine Spinnenangst loswerden, umso mehr.

Weitere Artikel