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Ein Plumpsklo mit schöner Aussicht

  • , Carla Schelb &

  • Sa, 12. Mai 2007
    Zisch

Reise in die Vergangenheit: Holzschindeln schnitzen, Butter kurbeln und Flachs brechen im Schwarzwaldhaus 1902.

Nach einem langen Weg vom Münstertal über den Prestenberg kamen wir endlich zum Besuchsbergwerk Teufelsgrund, von hier waren es nur noch wenige Minuten bis zum Schwarzwaldhaus 1902. Warum heißt es 1902? Weil hier einmal ein Film mit der Familie Boro aus Berlin gedreht wurde, und die sollte eben so leben, wie es die Menschen im Jahre 1902 hier taten. Sie wurden also 104 Jahre zurückversetzt.

Die Besitzerin des Schwarzwaldhauses, Frau Bert, erwartete uns schon vorm Haus und zeigte uns viele Kräuter, die einfach ums Haus herum wachsen: Schafsgarbe, Spitzwegerich, Brennessel, Thymian und andere. Auch erzählte sie uns, dass die Kinder früher von März bis November barfuß gingen. Aber dann ging es ins Haus in die dunkle Küche, Wände und Decke waren vom Rauch kohlrabenschwarz. Trotzdem war es irgendwie gemütlich. Im Rauch des Herdfeuers hingen Würste und Schinken zum Räuchern.

In der Speisekammer sahen wir Käse, Brot, andere Vorräte und auch Saublasen.
Die wurden früher als Fensterscheiben benutzt, doch konnten die Buben damit auch kicken. Durch den leeren Stall gingen wir hinten raus wie in einen Hinterhof, hier schien voll die Sonne hin. Frau Bert zeigte uns verschiedene Handwerksgeräte und Werkzeuge, die wir jetzt alle benutzen durften. Mit einem Butterglas kurbelten wir Butter aus Sahne, auf dem Schniedesel schnitzten wir Holzschindeln aus Nadelholz, mit einer Schrotmühle zermahlten wir Getreide fürs Brotbacken und brachen den Flachs zur weiteren Verwendung. Wir hatten richtig zu tun und es hat uns großen Spaß gemacht.

Zwischendurch gingen alle von uns (einzeln natürlich!) aufs Plumpsklo auf dem Balkon, es gab je eines für Kinder und Erwachsene mit schöner Aussicht in den Garten. Wie war das wohl im Winter?
Auch das Schlafzimmer durften wir sehen, mit einem Himmelbett für die Erwachsenen, denn oft rieselte etwas vom Heuboden herunter. Einige von uns probierten alte Kleider von damals an. Das war echt lustig.

In der Stube mit dem Kachelofen war es am gemütlichsten und wir hatten alle Platz am langen Tisch. Unser Klassenlehrer Herr Heß spielte den Hausherrn. Und zum Schluss – es war ein richtiger Höhepunkt – gab es von der selbst gemachten Butter mit Bauernbrot und Salz und dazu Brennnesseltee. Die Führung war sehr schön und wir haben eine Menge gelernt. Das Schwarzwaldhaus 1902 mit Frau Bert können wir nur empfehlen.

Ressort: Zisch

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Sa, 12. Mai 2007: PDF-Version herunterladen

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