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Ein Zuschauer rettet den Junioren-Torwart

Uwe Schwerer
  • Di, 30. Oktober 2018
    Regio-Fußball

     

Die Soforthilfe auf dem Fußballplatz verhindert eine Tragödie beim Verbandsligaspiel der A-Junioren des Offenburger FV in Bahlingen am Kaiserstuhl.

Dass Sportler ihre Zunge verschlucken,...ersorgung wird er vom Platz getragen.   | Foto:  DPA
Dass Sportler ihre Zunge verschlucken, kommt immer wieder vor: Hier ein Fall aus der Fußball-Bundesliga vom Februar 2000. Betroffen war damals der Bremer Spieler Andree Wiedener. Nach der Erstversorgung wird er vom Platz getragen. Foto:  DPA

FUSSBALL. Die tatkräftige und sachkundige Soforthilfe eines Fußballfans verhinderte am Samstag beim A-Junioren-Verbandsligaspiel zwischen dem Bahlinger SC (BSC) und dem Offenburger FV (OFV) womöglich eine menschliche Tragödie. Der Offenburger Torwart hatte seine Zunge verschluckt, der Zuschauer rettete ihn. "Da hatten alle Beteiligten viel Glück. Es hätte auch ganz schlimm enden können", sagte Patrick Pohnke, Koordinator der älteren Junioren beim OFV.

Es stand 2:2 im Juniorenspiel am Kaiserstuhl. In der 55. Minute gab es einen Freistoß für den BSC an der Mittellinie. Ein hoher Ball flog in den 16er, der OFV-Torwart kam aus dem Gehäuse heraus, um den Ball abzufangen. Im Luftkampf kam es offenbar zu einem Kontakt mit einem BSC-Stürmer. Bei der Landung, so Pohnke, "verschluckte unser Torwart seine Zunge." Dass ein Zuschauer sofort handelte, beschrieb er im Nachhinein als großes Glück. "Der später eintreffende Rettungsarzt hat gesagt, wenn die Hilfe eine Minute später gekommen wäre, hätte die Sache böse ausgehen können", so Pohnke. Das Spiel wurde wegen des Vorfalls selbstverständlich abgebrochen. Dem Torwart gehe es mittlerweile den Umständen entsprechend gut, teilte Pohnke mit. Er sollte noch im Verlauf des Montags aus dem Krankenhaus entlassen werden.

Solche Vorfälle kommen immer wieder vor auf den Sportplätzen. Was passiert genau wenn ein Sportler, volkstümlich ausgedrückt, seine Zunge verschluckt? Diese Frage hatte die BZ vor ziemlich genau einem Jahr dem Rettungsassistenten und BZ-Mitarbeiter Wolfgang Künstle gestellt. "Man kann seine Zunge nicht verschlucken", sagte Künstle damals.

Zustand ist lebensbedrohlich, wenn nichts getan wird

"Gemeint ist, dass die Zunge nach hinten rutscht und die Atemwege verschließt. Dies kommt vor, wenn der Patient durch einen Schlag oder Sturz das Bewusstsein verliert. Die Muskeln erschlaffen dann, die Zunge sinkt durch ihr eigenes Gewicht nach hinten. Dieser Zustand ist lebensbedrohlich, wenn nichts unternommen wird." Die Frage, was ein Ersthelfer tun könne, beantwortete er so: "Man sieht immer wieder, wie die Mitspieler in solch einem Fall verzweifelt im Mund des Verunfallten herumwerkeln. Dabei reicht es bereits meist, den Patienten in die Seitenlage zu drehen und mit Gefühl den Kopf zu überstrecken, denn hierdurch wird die Zunge automatisch aus dem Rachen gezogen. Dies muss man mit Bewusstlosen ja sowieso tun. Den Unterkiefer nach vorne zu ziehen hat den gleichen Effekt. Man zieht hierzu entweder an den beiden Kieferwinkeln unter dem Kiefergelenk oder direkt an den unteren Schneidezähnen nach vorne. Auf alle Fälle sollte man nicht verzweifelt am Kopf des Patienten herumzerren, denn man weiß nicht, ob die Halswirbelsäule möglicherweise mitverletzt wurde."

Künstle sagt weiter: "Wichtig ist: Keine Panik. Zwar liegt ein lebensbedrohlicher Notfall vor, doch der Patient hat Sauerstoffreserven im Körper, so dass es nicht um jede Sekunde geht – man kann ja auch eine gewisse Zeit die Luft anhalten. Besonnenes, aber konsequentes Handeln bringt hier den Erfolg. Parallel hierzu sollte der Notarzt alarmiert werden, damit der Patient professionell versorgt und auf weitere Verletzungen untersucht wird."

Ressort: Regio-Fußball

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Di, 30. Oktober 2018: PDF-Version herunterladen

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