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Eine Kindheit in den Weiten Sibiriens

  • Benjamin Bleile, Klasse 8c &

  • Fr, 17. Mai 2013
    Schülertexte

Zischup-Reporter Benjamin Bleile berichtet über das Leben in dem kleinen Dorf Sasnowka – mitten im Nichts.

Birkenwälder und endlose Felder: Sibirien   | Foto: andrey snegirev (fotolia)
Birkenwälder und endlose Felder: Sibirien Foto: andrey snegirev (fotolia)
"Eigentlich ist es normal, im Winter draußen Fußball oder Eishockey zu spielen, auch wenn das Thermometer 27 Grad minus anzeigt", sagt der 15-jährige Slawa, der in dem sibirischen Dorf Azowo wohnt. Und auch für den Protagonisten dieser Geschichte gehörte die Kälte für einige Jahre zum normalen Alltag.

Vor gut elf Jahren zog ein deutscher Junge mit seinen Eltern in die Stadt Omsk in Sibirien, um dort ein Rehazentrum für Alkohol- und Drogenabhängige aufzubauen. Nachdem sie die russische Sprache einigermaßen gelernt hatten, fanden sie ein geeignetes Gebäude in dem kleinen Dorf Sasnowka, etwa 20 Kilometer von Omsk entfernt, und zogen dorthin. Das Dorf war mitten im Nichts – nur endlose Felder und Birkenwälder. Anfangs gab es keine Wasserleitung im Haus, das Klohäuschen stand im Garten und ein großer Kohleofen heizte das ganze Haus. War es so vor 100 Jahren, wurde der Junge in die Vergangenheit versetzt?

Jeden Morgen wurde der Junge in das Dorf Asowa zur Schule gefahren. Auf der Straße waren unendlich viele Schlaglöcher und so brauchte man relativ viel Zeit für die circa 17 Kilometer lange Strecke. Nach und nach gewöhnte sich der Junge aus Deutschland an das russische Schulsystem und lernte auch neue Freunde kennen, einer von ihnen war Slava.

In diesem normalen russischen Gymnasium, war der deutsche Junge der einzige Ausländer und nur von russisch sprechenden Kindern umgeben. Alle Fächer wurden auf Russisch unterrichtet, nur zwei Stunden pro Woche gab es Deutschunterricht. So lernte er von der ersten Klasse an die russische Sprache und auch die russische Lebensweise kennen. Wegen des Sieges über den Faschismus gab es immer am 9. Mai eine Parade, an der der deutsche Junge aber nicht teilnehmen brauchte.

In dem kleinen Dorf Sasnowka war viel Platz und nur wenig Verkehr, so konnte der Junge schon im Alter von zehn Jahren auf seinem kleinen Motorroller durch die Straßen sausen. Man konnte auch in den Wald fahren, ein Lagerfeuer machen und einfach im Zelt übernachten. Der Junge hatte ein kleines Häuschen im Garten, kletterte auf Bäume und manchmal auch die Hauswand hoch. Das ganze Jahr hindurch konnte man kleine Böller kaufen und niemand störte sich daran, wenn er sein lautes ferngesteuertes Benzinauto vor dem Haus fahren ließ.

Ab und zu redet er mit seinem Freund Slava über alte Zeiten und denkt gerne an seine

Kindheit in Sibirien zurück

Natürlich gab es auch manches, was nicht so gut war, zum Beispiel war die Internetverbindung sehr, sehr langsam und der Junge konnte auch nicht so einfach nach Omsk ins Kino gehen.

Vor einem Jahr kam dieser Junge mit seinen Eltern zurück nach Deutschland und wohnt jetzt in Freiburg. Ab und zu skypt er mit seinem Freund Slava, redet mit ihm über alte Zeiten und denkt gerne an seine Kindheit in Sibirien zurück.

Wenn sie wollen können sie ihn auch selbst fragen – denn der deutsche Junge bin ich.

Ressort: Schülertexte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 17. Mai 2013: PDF-Version herunterladen

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