"Eine Minute war wie eine Stunde"

ZISCHUP-INTERVIEW mit dem 17-jährigen David, der zwei Wochen im Gefängnis war und das als sinnvoll empfand.  

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Fast den ganzen Tag eingesperrt und al...lle – da vergeht die Zeit kaum.   | Foto: dpa
Fast den ganzen Tag eingesperrt und allein in der Zelle – da vergeht die Zeit kaum. Foto: dpa

Schüler David V. (Name von der Redaktion geändert) ist 17 Jahre alt. Er wurde wegen schwerer Körperverletzung zu zwei Wochen Haft verurteilt, die er im Jugendgefängnis Rastatt abgesessen hat.

Zischup: Hast du mehrere Straftaten begangen oder war es eine größere Straftat?
David: Mehrere Straftaten, wie Diebstahl, Körperverletzung, Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz und schwere Körperverletzung mit einer Waffe.
Zischup: Wann und wie lange warst du im Jugendgefängnis?
David: Im Oktober 2011 für zwei Wochen.
Zischup: Hat es dir dort gefallen? Wie war die Zeit im Jugendgefängnis?
David: Nein nicht so, eigentlich gar nicht. Es war sehr langweilig.
Zischup: Wieso war es langweilig?
David: Weil die Zeit kaum verging. Eine Minute kam mir vor wie eine Stunde. Man hatte dort nichts zu tun. Man hatte nicht mal einen Fernseher.
Zischup: Hattest du eine eigene Zelle?
David: Ja.
Zischup: Wie war das Essen dort?
David: Sehr schlecht, es hat gar nicht geschmeckt.
Zischup: Wie lange war dein Ausgang?
David: Täglich 45 Minuten im Hof.
Zischup: Wie waren die Mithäftlinge?
David: Ganz in Ordnung. Mit den meisten hab ich mich gut verstanden.
Zischup: Hast du mit Mithäftlingen Probleme gehabt?
David: Ja, mit manchen.
Zischup: Was für Probleme waren es?
David: Wenn es Essen gab, rannten alle zur Küche, weil jeder der Erste sein wollte. Wer zuletzt kam, bekam auch fast nichts zu Essen. Das waren die Gründe, warum man sich dort am häufigsten gestritten hat.
Zischup: Wie war der Alltag im Jugendgefängnis?
David: Um 6.50 Uhr wurden wir aufgeweckt, um das Zimmer zu richten. Um 7.15 Uhr haben wir Frühstück bekommen. Nach dem Essen wurden wir wieder in die Zelle gebracht. Manche mussten in die Schule, die im Gefängnis war, andere dagegen mussten Sachen putzen wie zum Beispiel die Toilette oder den Flur. Manche durften in die Holzwerkstatt. Um 11.45 Uhr gab es Mittagessen. Nach dem Mittagsessen mussten alle auf ihre Zelle. Etwa gegen 17 Uhr durften wir bis zum Abendessen für circa eineinhalb Stunden zu jemand anderem auf die Zelle.
Zischup: Wie hast du dir die Zeit vertrieben, wenn du in deiner Zelle warst?
David: Bücher gelesen, trainiert, Radio gehört, gemalt und geschlafen.
Zischup: Was hat man beim Ausgang gemacht?
David: Man hat die ganze Pause nur Tischtennis gespielt oder sich mit anderen unterhalten und sie so kennengelernt.
Zischup: Hast du Besuch von Freunden oder Bekannten bekommen?
David: Nein, man bekommt erst Besuch, wenn man länger als drei Monate im Jugendgefängnis ist.
Zischup: Hast du nach der Entlassung noch Probleme mit der Polizei gehabt?
David: Nein, gar keine.
Zischup: Hat es für dich Sinn gemacht, dass du dort warst?
David: Ja hat es, ich habe aus meinen Fehlern gelernt. Am Wochenende gab es ein dreitägiges Anti-Aggressions-Training von 8 bis 17 Uhr. Das war interessant und ist hilfreich beim Umgang mit aggressiven Leuten. Ich hoffe, mich selbst dadurch auch besser im Griff zu haben.

Der Schüler, der David interviewt hat, möchte nicht mit Namen genannt werden, damit nicht über ihn Rückschlüsse auf den Interviewten gezogen werden können.

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