Eine Woche, um das Lernen zu lernen

Die Theodor-Heuss-Realschule macht Neulingen den Einstieg durch ihr Projekt "Lena" leichter.  

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OFFENBURG (rob). An der Offenburger Theodor-Heuss-Realschule werden die frisch gebackenen Realschüler von "Lena" unter die Fittiche genommen. Auch in diesem Jahr opferte die Schule die gesamte erste Unterrichtswoche für dieses Projekt. Schulleiter Wolfgang Bahr ist davon überzeugt, das diese Zeitinvestition nicht verloren ist: "Die Schüler fühlen sich wohler und sicherer, lernen effektiver, werden motiviert."

Das Kürzel "Lena" steht für "Lerne eigenständig und nachhaltig zu arbeiten", eine Art Landkarte zum erfolgreichen Lernen - von der Verantwortung für den Arbeitsplatz über das rechte auswendig lernen bis zum miteinander Auskommen in der Klasse oder der notwendigen Fitness durch Bewegung und gute Ernährung.

"Die neuen Fünftklässler kommen aus der Grundschule, wo sie mit allem vertraut waren, viele Kameraden hatten, hierher an eine neue, riesige Schule", erklärt Marietta Sand, Lehrerin an der Theodor-Heuss-Realschule. "Fast neunhundert Mitschüler, viele neue Lehrer, kaum ein bekanntes Gesicht, ein fremdes Gebäude - das wäre auch für jeden Erwachsenen Stress." Sand und ihre Kollegin Margerita Maggi-Steiger haben "Lena" vor dem Hintergrund dieser Stress-Situation mit einer Gruppe von Lehrerinnen entwickelt.

In der ersten Woche haben die neuen Schüler nur mit ihrem Klassenlehrer zu tun, sie lernen das Haus und ihre Klassenkameraden kennen, deren und eigene Stärken und Schwächen zu akzeptieren und für die Teamarbeit zu nutzen, sie arbeiten verbildliche Regeln aus für das Verhalten an der Schule und in der Klasse.

Die Schulzeit sollen Kinder ohne Bauchweh verbringen

Parallel erfahren sie, dass es unterschiedliche Lerntypen gibt und zu welchem Typ sie gehören, welche Art zu lernen für sie am wirkungsvollsten ist. Sie lernen, wie man ein Heft führt, seine Hausaufgaben daheim selbständig in den Griff kriegt, wie ihr Arbeitsplatz in der Schule und daheim aussehen muss, damit sie effektiv arbeiten können. Zum Programm gehört auch ein Besuch im Ernährungszentrum in der Offenburger Oststadt. Dort geht es darum, dass verzuckerte Cornflakes, "Lila Pause" und Milchschnitten dem Lernerfolg abträglich sind, statt dessen sind Vitamine angesagt. "Ich bin für mein Frühstück und Pausenbrot selbst verantwortlich", lautet eine Regel. Den Einwand, dass die Kinder damit überfordert seien, lässt Sand nicht gelten: "Kinder können sich sehr wohl durchsetzen, wenn sie etwas wirklich wollen."

Das Programm bezieht auch die Elternschaft mit ein, die bei Elternabenden informiert und um Mithilfe im Rahmen ihrer Möglichkeiten gebeten wird. Bahr: "Dass die Familie sich verändert hat, ist eine gesellschaftliche Tatsache. Wir versuchen, dem Rechnung zu tragen und durch unser pädagogisches Konzept die Erziehungsarbeit der Eltern zu unterstützen und zu ergänzen."

Schule, so Bahr, sei ein Stück Lebenszeit: "Die sollen die Kinder nicht mit Bauchweh verbringen." Bei den Kindern kommt "Lena" sehr gut an, wie ein Gespräch mit Melinda und Patrick aus der Klasse 5a beweist. Patrick kommt aus Oberschopfheim, er kennt überhaupt niemanden an der Schule. Ein "bisschen Angst" habe er gehabt, aber die sei weg.

Er will in der Schulband Schlagzeug spielen. Was er und seine Kassenkameraden in der ersten Woche gemacht und kennen gelernt haben, findet er gut, er ist neugierig, er will mehr, das ist deutlich zu spüren - auch bei Melinda aus dem Offenburger Stadtteil Kreuzschlag, einem hellwachen Mädchen. "Ich fühle mich hier gut", sagt sie und lässt keinen Zweifel an dem, was sie will: "Eigentlich sollte ich auf die Hauptschule, jetzt bin ich hier. Vielleicht wechsle ich später aufs Gymnasium."

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