Erster Pisa-Test für Erwachsene

Einfache Aufgaben sind zu schwer

20 Prozent der Deutschen können kaum lesen und rechnen.  

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Viele Erwachsene verstehen einfache Texte nicht.   | Foto: Fotolia
Viele Erwachsene verstehen einfache Texte nicht. Foto: Fotolia
Knapp ein Fünftel der deutschen Erwachsenen haben massive Probleme mit Lesen und Rechnen. Sie können nur einfachste Texte verstehen oder nur sehr leichte Matheaufgaben lösen. 17,5 Prozent der Deutschen wären nicht in der Lage, diese Aufgabe zu bewältigen: Suchen Sie auf der Internetseite der Hannover Messe die Telefonnummer des Unternehmens. Das ist eines der Ergebnisse der neuesten Bildungsuntersuchung der OECD. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung stellte am Dienstag die PIAAC-Studie über die Fähigkeiten der 16- bis 65-Jährigen in 24 Staaten vor; eine Art Pisa-Studie für Erwachsene. Mit ihrer ersten Pisa-Untersuchung hatte die OECD vor zehn Jahren erstmals die Fähigkeiten von Schülern verglichen.

Insgesamt fällt das PIAAC-Resultat für Deutschland aber nicht dramatisch aus. Die Lesekompetenz liegt leicht unter dem OECD-Durchschnitt, die Rechenfähigkeit etwas darüber. Die besten Ergebnisse haben in beiden Bereichen Japan und Finnland erreicht. Besser lesen und rechnen als die Deutschen können die Erwachsenen auch in den Niederlanden, in Tschechien oder der Slowakei. Schlechter als Deutschland schneiden Frankreich, Spanien und Italien ab.

Die überprüften Fähigkeiten umfassen nicht nur das Lesen, sondern auch das Verstehen und Interpretieren des Textes. Deutsche Erwachsene erreichen durchschnittlich 270 Punkte, der OECD-Schnitt liegt bei 273, Japan kommt auf 296 Punkte. Weil sieben Punkte einem Schuljahr entsprechen, müssten Deutsche vier Jahre nacharbeiten, um das Lese-Niveau der Japaner zu erreichen.

In Mathematik ging es um Aufgaben wie diese: Rechnen Sie aus, wie viel Geld ein Arbeitnehmer, der monatlich 400 Kilometer dienstlich mit seinem Auto fährt, von der Firma erhält, wenn diese 35 Cent pro Kilometer erstattet. 18,5 Prozent der Testpersonen in Deutschland scheitern daran; etwas weniger als im OECD-Durchschnitt (19 Prozent). Zu besseren Resultaten als die Mehrheit der übrigen Staaten kommen die deutschen Erwachsenen bei der Problemlösung mittels Computer und Internet. Etwa 55 Prozent der Deutschen sind in der Lage, mittelschwere und komplizierte Aufgaben zu lösen, 40 Prozent können sich nur auf einfachem Niveau selbst helfen.

Wer besser gebildet ist,

ist gesünder

Generell gilt für die 24 Industriestaaten: Ältere Menschen haben meist mehr Probleme als jüngere. Die leistungsstärkste Gruppe ist die der 25- bis 34-Jährigen. Aus der Sicht von Angel Gurria, Generalsekretär der OECD, soll die Untersuchung vor allem diesen Umstand verdeutlichen: "Kompetenzen entscheiden über Chancen" – von Individuen und Gesellschaften.

Für diese These bringen die Wissenschaftler zahlreiche Belege. Demnach liegt der Arbeitslohn, den Beschäftigte mit hoher und sehr hoher Lesekompetenz erzielen, im OECD-Schnitt über 60 Prozent höher als der von Arbeitskräften, die nur die niedrigste Kompetenzstufe erreichen. Wer mehr ausgebildete Fähigkeiten hat, erfreut sich auch einer besseren Gesundheit. Diese Menschen beteiligen sich auch stärker am politischen Leben und gehen ehrenamtlichen Tätigkeiten nach. Man kann sagen: Sie sind zufriedener. Davon kann die gesamte Gesellschaft profitieren.

Die OECD stellt einen Zusammenhang zwischen dem Anteil von Einwohnern mit hohen Kompetenzen und der Wirtschaftsleistung des jeweiligen Landes fest; je gebildeter die Bevölkerung, desto wohlhabender der Staat. Die Organisation leitet daraus den Aufruf ab, nicht nur die Systeme der schulischen Bildung zu verbessern, sondern zusätzlich das Lernen außerhalb der formalen Bildung zu unterstützen. Denn höhere Bildung scheint lebenslanges Lernen zu erfordern. Staaten wie Dänemark und Finnland, in denen sehr viele Menschen Angebote der Erwachsenenbildung wahrnehmen, schneiden in der PIAAC-Studie am besten ab.

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