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"Einmal am Tag ein Lächeln"

  • Louis Schott, Klasse 4, Maria Sibylla Merian Schule (Endingen)

  • Fr, 15. Juli 2022
    Zisch-Texte

ZISCH-INTERVIEW mit Heilerziehungspflegerin Nadine Vogel, die sich in einer Tagesstätte für Senioren um Menschen kümmert.

Louis Schott und Nadine Vogel  | Foto: privat
Louis Schott und Nadine Vogel Foto: privat

Nicht nur in Pflegeheimen werden ältere und hilfsbedürftige Menschen betreut, sondern auch in Tagesstätten für Senioren. Heilerziehungspflegerin Nadine Vogel arbeitet in der Tagesstätte im Kaiserstuhl in Bahlingen. Im Interview mit Zisch-Reporter Louis Schott aus der Klasse 4 der Maria-Sibylla-Merian-Schule in Endingen erzählt sie von ihrem Tagesablauf.

Zisch: Wo arbeitest du?

Vogel: Ich arbeite in Bahlingen bei einer Tagesstätte für Senioren namens "Die Tagesstätte im Kaiserstuhl".

Zisch: Als was arbeitest du?
Vogel: Ich bin gelernte Heilerziehungspflegerin. Da arbeitet man in der Betreuung und Pflege mit Menschen mit Behinderung aller Altersklassen. In meiner Arbeitsstätte arbeiten jedoch überwiegend Gesundheits- und Krankenpfleger, Altenpfleger und Pflegehilfskräfte. Ich bin die im Moment die einzige Heilerziehungspflegerin dort.

Zisch: Wie läuft so ein Tag bei deiner Arbeitsstelle ab?
Vogel: Um 8.30 Uhr Ankunft der Gäste, diese werden durch Verwandte oder den eigenen Fahrdienst gebracht, dann Begrüßung jedes Gastes, anschließend folgt ein gemeinsames Frühstück. Dann gibt es eine Aktivierungsrunde mit Spielen, Gymnastik und singen. Danach um 12.15 Uhr gibt es Mittagessen und anschließend Mittagsruhe im Ruhesessel. Dann gibt es Kaffee und Kuchen und danach eine freie Aktivierungsrunde. Die Abholung der Gäste ist ab 16.15 Uhr möglich oder die Gäste werden durch den hauseigenen Fahrdienst nach Hause gebracht.

Zisch: Was findest du toll an deinem Beruf?
Vogel: Ich liebe die Arbeit mit Senioren, sie haben interessante Lebensgeschichten, sie sind sehr dankbar, geben viel zurück und freuen sich über meine Arbeit. Es ist eine sinnvolle Arbeit, die das eigene Leben bereichert.

Zisch: Was findest du weniger gut an deinem Beruf?
Vogel: Viele Arbeitgeber gewähren den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern zu wenig Zeit, sich um den Einzelnen zu kümmern oder können dies aufgrund von Personalmangel nicht gewährleisten. Aber bei meiner jetzigen Arbeitsstelle habe ich, Gott sei Dank, genügend Zeit für jeden einzelnen Besucher. Es ist auch wichtig, einen emotionalen Abstand zu halten, da es viele Schicksale gibt und Besucherinnen und Besucher auch irgendwann versterben können.

Zisch: Ist der Job sehr anstrengend?
Vogel: Bei meiner jetzigen Arbeitsstelle ist es weniger körperlich anstrengend, da es wenig stark Pflegebedürftige gibt, die Meisten sind noch mobil. Jedoch benötigt man eine gewisse psychologische Belastbarkeit.

Zisch: Arbeitest du in Schichten?
Vogel: Ja, in Früh- und Spätschicht, Sonn- und an Feiertagen habe ich frei. Der Spätdienst dauert bis maximal 17 Uhr.

Zisch: Macht ihr dort auch Spiele?
Vogel: Ja, Bewegungsspiele. Sehr beliebt ist zum Beispiel das Luftballonspiel, dabei darf der Luftballon den Boden nicht berühren. Auch Brettspiele und Ballspiele werden gerne von den Besucherinnen und Besuchern genutzt.
Zisch: Wolltest du früher mal etwas anderes werden?

Vogel: Nein, schon seit der Realschule hatte ich diesen Berufswunsch und bei meinem jetzigen Arbeitgeber fühle ich mich richtig angekommen.

Zisch: Gibt es einen festen Zeitplan für die Besucherinnen und Besucher oder gibt es flexible Zeiten, zu denen sie kommen können?

Vogel: Es gibt, wie gesagt, einen relativ festen Zeitplan, aber trotzdem wird auf die individuellen Bedürfnisse des Gastes geachtet. Möchte ein Gast zum Beispiel später Essen oder früher Mittagsruhe halten, ist das kein Problem. Es gibt ein freiwilliges Gruppenangebot, in der Zeit kann man aber auch andere Dinge tun, wie Brettspiele spielen oder einen Spaziergang machen.
Zisch: Könnt ihr noch Besucher oder Mitarbeiter brauchen?
Vogel: Wir haben noch freie Kapazitäten für weitere Gäste und freuen uns immer über neue Gesichter.

Zisch: Müssen die Besucher etwas mitbringen?
Vogel: Nein, eigentlich nicht, nur falls sie Medikamente benötigen werden diese in die Einrichtung mitgebracht.

Zisch: Sind die Besucher jeden Tag da?
Vogel: Die Gäste müssen nicht fünf Tage die Woche angemeldet werden, manche besuchen uns auch nur ein bis zwei Tage oder mehr, das ist unterschiedlich.

Zisch: Hat die Einrichtung ein Motto?

Vogel: Das jeder Gast mindestens einmal am Tag ein Lächeln auf dem Gesicht hat.

Ressort: Zisch-Texte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 15. Juli 2022: PDF-Version herunterladen

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