Die Lage im Überblick
Erneut massive Angriffe auf Ukraine - mindestens ein Toter
Auch in dieser Nacht wird die Ukraine massiv mit Drohnen angegriffen. In Odessa stirbt ein Mensch bei den Attacken.
dpa
Di, 10. Jun 2025, 5:01 Uhr
Politik Ausland
Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen
Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.
Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.
AkzeptierenMehr Informationen
Quelle: Deutsche Presse-Agentur (dpa).
Die BZ-Redaktion hat diese Meldung nicht redaktionell bearbeitet.
Kiew (dpa) - Erneut hat Russland die Ukraine in der Nacht mit massiven Drohnen- und Raketenangriffen überzogen. In der südukrainischen Hafenstadt Odessa starb Behördenangaben zufolge mindestens ein Mensch. Bei heftigen Angriffen auf die Hauptstadt Kiew wurden ebenfalls Verletzte gemeldet.
Nach Angaben eines dpa-Reporters war nachts starkes Flugabwehrfeuer über der Hauptstadt zu hören, über dem Zentrum zogen Rauchschwaden vorbei. Der ukrainischen Luftwaffe zufolge kamen auch ballistische Raketen zum Einsatz. Medienberichten zufolge waren in der Stadt Explosionen zu hören. Die Militärverwaltung meldete Schäden in mindestens drei von zehn Stadtbezirken. Mindestens eine Frau wurde verletzt.
Das Online-Portal des "Kyiv Independent" berichtete unter Berufung auf Behördenangaben ebenfalls von Verletzten. Bürgermeister Vitali Klitschko schrieb auf Telegram von brennenden Autos und herabfallenden Trümmerteilen auf das Gelände einer Schule.
In Odessa kamen infolge der Angriffe zudem drei Menschen verletzt ins Krankenhaus, wie Bürgermeister Hennadij Truchanow mitteilte. Der "Kyiv Independent" berichtete, in der Stadt sei unter anderem eine Entbindungsklinik beschädigt worden.
Rekordangriff nur eine Nacht zuvor
Erst in der Nacht zuvor hatte Russland die benachbarte Ukraine nach Angaben aus Kiew mit dem seit Kriegsbeginn zahlenmäßig größten Drohnenangriff überzogen. Zum Einsatz gekommen seien 479 Kampfdrohnen des Typs Shahed und deren Attrappen, 4 Hyperschallraketen des Typs Kinschal, 14 verschiedene Marschflugkörper und 2 Luft-Boden-Raketen des Typs Ch-31, wie die ukrainische Luftwaffe mitteilte. "479 Angriffsobjekte aus der Luft sind vernichtet worden", heißt es in der Mitteilung weiter. Unabhängig lassen sich die Angaben nicht überprüfen. Es hatte mehrere Verletzte gegeben.
Jermak fordert Reaktion
"Russland lügt jeden Tag über seinen Wunsch zu Frieden und greift jeden Tag Menschen an", schrieb der Chef des ukrainischen Präsidentenbüros, Andrij Jermak, bei Telegram. Es sei nun die Zeit für Sanktionen und Waffenlieferungen. "Es ist Zeit für alle endgültig die Tatsache anzunehmen, dass Russland ausschließlich Schläge begreift und nicht rationale Worte." Die Ukrainer seien nicht zu brechen.
Gefangenenaustausch begonnen
Kurz vor den neuerlichen Angriffen hatten Russland und die Ukraine mit einem weiteren Gefangenenaustausch begonnen. Vereinbart worden war er Anfang Juni in Istanbul bei direkten Verhandlungen von Vertretern Kiews und Moskaus. Die erste Gruppe russischer Soldaten unter 25 Jahren sei aus ukrainischer Gefangenschaft entlassen worden, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit. Der Ukraine sei im Gegenzug eine ähnliche Zahl Gefangener übergeben worden. Eine genaue Zahl nannte das Ministerium nicht. Kiew bestätigte den Austausch.
Die russischen Soldaten befinden sich nach Angaben aus Moskau derzeit in Belarus und erhalten dort medizinische Hilfe. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj schrieb auf der Plattform X, weitere Etappen des Austauschs sollten folgen.
Tweet: https://x.com/ZelenskyyUa/status/1932139159973466507
BND-Präsident warnt vor Absichten Russlands
Der Präsident des Bundesnachrichtendienstes (BND), Bruno Kahl, warnt indes davor, die russischen Absichten in Bezug auf den Westen und die Nato zu unterschätzen. "Wir sind sehr sicher und haben dafür auch nachrichtendienstliche Belege, dass die Ukraine nur ein Schritt auf dem Weg nach Westen ist", sagte Kahl im Podcast Table.Today. "In Moskau gibt es Leute, die glauben nicht mehr, dass Artikel 5 der Nato funktioniert. Und sie würden das gerne testen." Dieser Artikel ist das Herzstück der kollektiven Verteidigung und regelt die Beistandspflichten im Fall eines Angriffes.
Das Ziel der russischen Führung sei es, den Einflussbereich nach Westen auszudehnen. "Sie wollen die Nato zurückkatapultieren auf den Stand von Ende der 90er Jahre. Sie wollen Amerika aus Europa rauskicken und dazu ist ihnen jedes Mittel recht", sagte Kahl. Er mahnte: "Das muss man in den Anfängen wehren." Die Abschreckung sei der "unblutigste Weg", um Krieg zu verhindern.
© dpa-infocom, dpa:250610-930-648546/3