Zisch-Interview

Ernst Hutter: "Einen härteren Trainer als Ernst Mosch hatte ich nie"

Zisch-Reporter Moritz Zimmermann aus der Klasse 4a der Buchenbrand-Grundschule in Schönau interviewt Ernst Hutter von den Original Egerländer Musikanten.  

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Zisch-Reporter Moritz Zimmermann mit E...von den Original Egerländer Musikanten  | Foto: Privat
Zisch-Reporter Moritz Zimmermann mit Ernst Hutter von den Original Egerländer Musikanten Foto: Privat
20 Jahre, 1998, ist es nun her, als Ernst Mosch mit seinen "original Egerländer Musikanten" sein Abschiedskonzert im Circus-Krone-Bau in München gab. Dies nahmen "Die Egerländer Musikanten – Das Original", so ist der heutige Orchestername korrekt, zum Anlass, ihre Tour 2018/2019 "Musikantenstolz" zu nennen. Sie sind stolz auf ihre große Orchestergeschichte und darauf, dass sie die grandiose Geschichte von Ernst Mosch erfolgreich weitergeführt haben. Am Konzertabend in Todtmoos, nahm sich der musikalische Leiter und Dienstälteste, Ernst Hutter, vor dem Konzert die Zeit, um Zisch-Reporter Moritz Zimmermann aus der Klasse 4a der Buchenbrand-Grundschule in Schönau, einige Fragen zu beantworten. Moritz durfte vor dem Konzert den Soundcheck mitverfolgen, bevor sich Ernst Hutter viel Zeit für seine Fragen nahm.

Zisch: Herr Hutter, wie lange dauert es, so eine Tournee auf die Beine zu stellen?
Hutter: Das ist eine sehr gute Frage, also, die Tournee heißt ja "Musikantenstolz". Musikantenstolz hat natürlich einen bestimmten Hintergrund. Unser Orchester gibt es nun seit 62 Jahren, davon hat Ernst Mosch 43 Jahre lang die "Egerländer" geleitet. Ich mache es nun auch schon wieder fast 18 Jahre. Natürlich haben wir sehr lange Überlegungsphasen, wie das sonst in anderen Geschäften auch ist. Schon Jahre im Voraus wird geplant. In diesem Jahr, 20 Jahre nach dem Abschiedskonzert von Ernst Mosch im Jahre 1998, sind wir natürlich besonders stolz, das wir die Geschichte der Egerländer Musikanten weitergeschrieben haben. Schon vor einigen Jahren haben wir gewusst, im Jahr 2018 sind 20 Jahre rum, und da möchten wir eine spezielle Tournee machen, wo wir das zum Ausdruck bringen können, was uns wichtig ist nach dem Abschied von Ernst Mosch. Meine Aufgabe, als Chef der Egerländer Musikanten, dem erfolgreichsten Blasorchester der Welt, ist es, sich tagtäglich um die Egerländer zu kümmern, so wie deine Eltern auch zur Arbeit gehen. Unterstützung habe ich da von meiner ganzen Familie. Das ist meine Arbeit, heißt, ich kümmere mich den ganzen Tag nur um das, was mir Spaß macht, Gut, oder? Ein echt cooler Job.
Zisch: In Ihrem Orchester sind viele Musiker aus unterschiedlichen Regionen. Wie sieht da die Probenarbeit aus, jede Woche ist doch da nicht möglich, oder?
Hutter: Die Musiker sind alles professionelle, studierte Musiker, deren Beruf ist die Musik. Die "Egerländer" sind ein Auswahlorchester wie die deutsche Fußballnationalmannschaft. Die Musikanten spielen alle noch in anderen großen professionellen Orchestern, zum Beispiel in Theaterorchestern, Sinfonieorchestern, Big Bands, dem Bundeswehrblasorchester oder Polizeiorchestern. Da sind die Musiker alle beruflich engagiert. Sie kommen aus ganz Deutschland, ein Kollege heute kommt von Münster oben, einer aus Salzburg, einer aus Kassel, also, von überallher, deswegen können wie natürlich nicht jede Woche proben. Ist aber auch nicht notwendig, weil das alles so gute Musiker sind, so wie Thomas Müller im Fußball. Die kümmern sich täglich darum, dass sie so fit sind, dass sie ohne Probe alles richtig machen können. Geprobt wird am Anfang einer Tournee. Wir haben zu der Tour "Musikantenstolz" ein Programm das wir in etwa 60 Konzerten in Deutschland und im Ausland immer wieder spielen. Vor der Premiere wird zwei Tage geprobt, aber nicht nur wegen der Musik, sondern vor allem, damit das ganze Programm läuft mit Moderation, Aufbau, Licht und Tontechnik.
Zisch: Sie haben ja auch Ersatzmusiker auf den Registern, sind die bei einer Tour alle dabei, sozusagen auf der Reservebank, wie beim Fußball?

Hutter: Nach dem Tod von Ernst Mosch haben wir "Die Egerländer" vor 18 Jahren neu aufgestellt. So wie das auch bei der Nationalmannschaft gemacht wird, um sich für die Zukunft fit zu machen. Auch wir haben junge Musiker gesucht, die für die Zukunft eine Rolle spielen. Wir haben einen Pool: So wie auch eine Fußballmannschaft nicht nur elf Spieler hat, haben wir etwa 35 Musiker. Das gibt mir die Möglichkeit auszuwechseln. Auswechseln, nicht nur dann, wenn jemand krank ist oder sonst ausfällt, sondern das mache ich auch einfach so immer wieder. Heute zum Beispiel sind sieben Musiker dabei, die letztes Wochenende nicht dabei waren. Weil keine Zeit für Probenarbeit ist, müssen alle Musiker aber immer das Programm, die Taktik, den Ablauf, kennen. Wenn dann mal einer kurzfristig ausfällt, kann ich nach einem anderen Musiker schauen. Ich habe auch einige Musiker, die ich auf unterschiedlichen Positionen einsetzen kann. Ein paar Jungs können Trompete spielen und Flügelhorn, ich hab Jungs, die können Posaune oder Tenorhorn spielen. Vielleicht machst du das ja auch mal so. Wenn du Spaß am Musizieren hast, dann machst du es wie ich. Ich habe mit 13 Jahren angefangen, Tenorhorn zu spielen, und mit 15 hab ich dann auch noch Posaune gespielt. Manchmal ergibt sich die Gelegenheit, wenn keiner aus unserem Pool Zeit hat, dass ich neue Musiker finde, die die Chance bekommen bei den "Egerländern" mitzuspielen.

Zisch: Aber diese Musiker waren ja dann nicht bei der Probe vor der Tour dabei?
Hutter: Nein, bei der Probe vor der Premiere ist auch nur eine Orchesterbesetzung gesetzt. Also, diesen Herbst, wenn die ersten drei Wochen der Tournee laufen, wird ziemlich viel gewechselt, damit alle Musiker möglichst schnell das Programm lernen. Aber die, die erst am zweiten oder dritten Wochenende dazu kommen, haben keine Proben. Zum Beispiel mein Sohn Martin, der hat am ersten Wochenende das Erste Flügelhorn gespielt und hat in Luzern dann das erste Mal an der Trompete gespielt, ohne Probe. Die Jungs müssen halt cool sein und Nerven wie Drahtseile haben.
Zisch: Ihre Söhne sind auch im Orchester. War das immer klar, dass sie Musiker werden, wollten die nicht lieber Fußball spielen?
Hutter: Na, völlig klar, wenn man in so einem musikalischen Haushalt aufwächst, wird man schon geprägt. Aber die haben auch alle drei gerne Fußball gespielt wie ich als Jugendlicher auch schon – neben der Musik her. Aber in der Musik gibt es ja auch so Dinge wie Jugend musiziert – und Wettbewerbe, bei denen man sich schon früh beweisen kann, ob man vielleicht sogar Berufsmusiker werden möchte. Bei uns war immer Musik im Haus, da waren auch immer Freunde da, Profis , die uns besucht haben, und da war das irgendwie für die Jungs klar, dass sie Richtung Musik gehen. Dass sie es jetzt bis zu den Egerländern geschafft haben, na, darauf bin ich natürlich mächtig stolz.
Zisch: Für mich ist Musik und das Tenorhorn spielen (noch) ein Hobby. Sie haben es zum Beruf. Haben Sie auch mal frei und was haben Sie für Hobbys?
Hutter: Na klar, habe ich auch mal frei, das muss sein, wie in anderen Berufen auch, und klar habe ich Hobbys.
Ich habe früher sehr gerne Sport gemacht, habe Fußball gespielt und bin sogar Skirennen gefahren. Deswegen ist heute auch eigentlich immer noch der Sport mein Hobby. Klar, ich fahre keine Skirennen mehr, aber ich gehe gern langlaufen, wandern, schwimmen, aber am liebsten fahre ich mittlerweile Fahrrad. Das ist auch ein sehr gutes Training fürs Musizieren. Denn beim Instrument spielen sind nicht die Lippen das Wichtigste und nicht unbedingt die Finger, sondern das Wichtigste sind der Atem, der Kreislauf und das Herz. Aber ich lese auch gerne, ich wollte auch mal Journalist werden. lch finde es toll, wenn jemand Interesse zeigt, so wie du heute.
Zisch: Meine letzte Frage, sind Sie eigentlich noch nervös?
Hutter: Na, es hängt ein bisschen von der Situation ab. Es gibt so Dinge, wenn man weiß, an dem Abend geht es um sehr viel, oder man spielt live im Fernsehen, oder so ähnliche Situationen. Aber ich spiele ja jetzt nicht erst seit 18 Jahren bei den Egerländern. Ich bin jetzt seit 40 Jahren Profimusiker, davon habe ich 15 Jahre mit Ernst Mosch gespielt und einen härteren Trainer hatte ich in meiner Laufbahn nie gehabt. Da kann nichts mehr passieren (lacht). Ich bin ja auch seit über 30 Jahren bei der SWR Bigband in Stuttgart als Posaunist. Es gibt, glaube ich, keine Situation mehr, die ich noch nicht erlebt habe, und dementsprechend gibt es Nervosität eigentlich nicht mehr. Es gibt schon immer wieder neue Dinge, heute in Todtmoos zum Beispiel, mussten sie an die Bühne einen Anbau machen, weil diese für uns zu klein war. Der Anbau ist nicht ganz eben und das ist auch für die Solisten zu beachten, aber das wird klappen.

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