DRK-Experte im Interview
Erste-Hilfe-Ausbilder: "Nichtstun ist der größte Fehler"
Der Fall Eriksen hat eindrücklich gezeigt, wie wichtig Erste-Hilfe ist. Ein Ausbilder erklärt, wie man sich im Notfall richtig verhält und warum es schnell gehen muss mit der Wiederbelebung.
Di, 15. Jun 2021, 16:03 Uhr
Panorama
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Schumacher: Zuerst muss ich die Person ansprechen. Ist sie bei Bewusstsein? Wenn nicht: Laut um Hilfe rufen, um Umstehende zu alarmieren. Dann muss ich die Lebenszeichen kontrollieren. Bewegt sich die Person irgendwie? Atmet sie noch? Wenn nicht, liegt wahrscheinlich ein Kreislaufstillstand vor. In dem Fall sofort den Notruf 112 wählen und mit der Wiederbelebung beginnen.
BZ: Wie genau läuft so eine Wiederbelebung ab?
Schumacher: Man macht den Brustkorb der bewusstlosen Person möglichst frei und kniet sich seitlich hin. Ungefähr in der Brustkorbmitte legt man auf das Brustbein die Handballen übereinander. Dann beugt man sich über die Person, sodass man senkrecht das Brustbein zur Wirbelsäule drücken kann. Etwa 100 bis 120 Mal pro Minute drückt man nun das Brustbein fünf bis sechs Zentimeter tief ein. Manchen Menschen hilft dabei im Kopf den Bee Gees-Song "Stayin’ Alive" mitzusingen, um den richtigen Rhythmus zu finden. Herzdruckmassagen kosten Kraft, es ist deshalb sinnvoll sich alle zwei Minuten mit jemandem abzuwechseln. Wer die Mund-zu-Mund-Beatmung beherrscht, sollte das nach 30 Herzdruckmassagen zweimal tun. Die Wiederbelebung muss solange weitergehen, bis der Rettungsdienst kommt.
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BZ: Was mache ich, wenn ich mich im Notfall nicht mehr an diese Anweisungen erinnern kann?
Schumacher: In den Notrufzentralen sitzt geschultes Personal. Man kann den Lautsprecher am Telefon anschalten und sich genau erklären lassen, was zu tun ist.
BZ: Warum kann man nicht einfach abwarten, nachdem man den Rettungsdienst gerufen hat?
Schumacher: Die Wiederbelebung sollte sofort beginnen. Wenn das Gehirn länger als drei bis fünf Minuten ohne Sauerstoff ist, nimmt es bleibende Schäden bis hin zum Hirntod. Auch der Herzmuskel wird durch die Wiederbelebung kontinuierlich weiter mit Sauerstoff versorgt. Spätere Therapien wie Defibrillation oder Medikamente wirken umso besser, je früher die Wiederbelebung eingesetzt hat.
BZ: Muss ich Angst haben, jemand bei der Herzdruckmassage zu verletzen, ihm beispielsweise die Rippen zu brechen?
Schumacher: Das passiert selten. Und wenn, ist es nicht schlimm. Schlimmer wäre es, mit der Wiederbelebung aufzuhören. Das einzige, was im Notfall hilft, ist das beherzte Eingreifen des Ersthelfers. Nichtstun ist der größte Fehler.
Schumacher: Ja, die Geräte führen den Laien durch die Reanimation und erklären genau, was zu tun ist. Das Wichtigste bleibt aber die Herzdruckmassage. Die sollte kontinuierlich weitergehen, während jemand anderes den Defibrillator holt und bedient. Nur wenn der Defibrillator gerade ausgelöst wird, heißt es natürlich: Hände weg. Denn dann fließt Strom.
BZ: Wann sollte man besser auf eine Wiederbelebung verzichten?
Schumacher: Ersthelfer sollten sich niemals selbst in Gefahr begeben. Man sollte beispielsweise nicht in ein brennendes Haus gehen, um jemand wiederzubeleben.
BZ: Die meisten Menschen haben genau einen Erste-Hilfe-Kurs in ihrem Leben besucht, nämlich für den Führerschein. Reicht das?
Schumacher: Wenn man alle zwei Jahre den Kurs auffrischt, geht man im Notfall mit so einer Situation sicher und souverän um und kann gegebenenfalls Leben retten. Auffrischungskurse werden regelmäßig von Hilfsorganisationen angeboten.
Klaus Schumacher (59) lehrt an der Landesschule Baden-Württemberg des Deutschen Roten Kreuzes. Er schult Ausbilder für Erste-Hilfe-Kurse.
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