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Es brummt hinter der Eiche

Niklas Arnegger
  • Sa, 06. Dezember 2008
    Neues für Kinder

Wenn Kinder größer werden, glauben sie nicht mehr so recht an den Nikolaus – es sei denn, sie treffen ihn im Wald

Bischofsmütze, roter Mantel, Stab und ...: So stellen wir uns den Nikolaus vor.  | Foto: Gerhard Schnatmeyer
Bischofsmütze, roter Mantel, Stab und Zottelbart: So stellen wir uns den Nikolaus vor. Foto: Gerhard Schnatmeyer
s ist der 6. Dezember. Nikolaustag. Schon ist es draußen dunkel. Dennoch kann man durch das Fenster erkennen, dass es nass ist. Schnee? Schön wär’s. Leider sind es bloß fette Regentropfen.

Da schellt es an der Wohnungstür. Mama öffnet. Ein Glöckchen klingelt. Der Nikolaus steckt seinen nassen Schirm in den Ständer und kommt durch den Flur ins Wohnzimmer gestapft. Er hat hohe Stiefel an und einen roten Mantel. Bis zur Brust hängt ein weißer, etwas zotteliger Bart, der aussieht, als sei er aus Silberwatte. Dazu trägt er eine hohe, merkwürdig geformte Mütze mit einem Kreuz drauf. In der linken Hand hält er einen langen, oben gebogenen Stab. Beides sind Zeichen dafür, dass hier ein Bischof kommt. Denn der Heilige Nikolaus war vor vielen hundert Jahren Bischof in der Stadt Myra. Heute ist das in der Türkei.

Der Nikolaus meint es gut mit den Kindern. Er mahnt sie zwar und brummt dazu ein bisschen in den Silberbart hinein. Sie sollen ab und zu den Tisch decken, die Hausaufgaben ordentlicher machen, nicht dauernd die Handschuhe verlieren und die Nase mit dem Taschentuch putzen statt den Rotz hochzuziehen. Was Erwachsene halt so zu meckern haben. Aber schließlich packt er doch seine Geschenke aus. Und dann muss er weiter.

Obwohl der Nikolaus also niemandem was Böses tut, haben kleine Kinder oft Angst vor ihm. Sie verstecken sich dann hinter den Eltern oder unter dem Tisch. Wenn die Kinder aber größer werden, fällt es ihnen schwer zu glauben, dass tatsächlich der Heilige Nikolaus persönlich vom Himmel zu ihnen heruntergekommen ist.

Manche der älteren Kinder im Kindergarten und oberschlaue Schulkinder behaupten sogar, es sei der Vater oder Onkel Karl-Heinz oder der Nachbar Klaus, der sich nur als Nikolaus verkleidet habe. Auch lachen die großen Kinder die kleinen manchmal aus und sagen: "Was, du glaubst noch an den Nikolaus?"

Was aber, wenn der Nikolaus nicht ins vertraute Wohnzimmer käme? Sondern in der Dämmerung mitten im Wald hinter einem Baum hervorträte? Hätten die großen Geschwister auch dann eine so große Klappe?

Wir haben das mal ausprobiert, als unsere Jungs zwischen drei und acht Jahre alt waren. Ein paar andere Kinder waren auch dabei. Es kam allerdings nicht der echte Nikolaus, sondern ein Freund, der sich als Bischof verkleidet hatte. Er hieß Jochen und wartete hinter einer dicken Eiche im Wald, bis wir vorbeikamen. Es war fast fünf Uhr abends und schon ziemlich dunkel. Als der Nikolaus hinter dem Baum hervortrat, standen alle ganz brav und still und hatten große Augen. Auch die älteren Jungs machten keinen Mucks. Und schon gar nicht wagten sie, den Nikolaus am Bart zu ziehen. Das nämlich hatten sie zuvor angekündigt.

Nun, alles lief gut ab. Jedes der Kinder bekam sein kleines Geschenk und zuvor die üblichen Ermahnungen. Die haben, wie ebenfalls üblich, nicht viel genützt. (Oder ist das bei euch anders?) Danach verschwand der rote Mann zwischen den Bäumen. Eine Weile leuchtete seine rote Bischofsmütze noch zwischen den Zweigen.

Anschließend gab es zu Hause Pizza. Danach verkleideten sich die Kinder als Nikoläuse und zogen so durch die Wohnung.

Seither hat sich bei uns kein Nikolaus mehr blicken lassen. Schade eigentlich. Aber vielleicht kommt er ja heute Abend.

Ressort: Neues für Kinder

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Sa, 06. Dezember 2008: PDF-Version herunterladen

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