Interview mit Oprernsänger Karl-Heinz Brandt

"Es ist wichtig, dass die Rolle zu einem passt"

Die Zischup-Reporterinnen Svenja Rühmland und Maria Nübling, Schülerinnen der Klasse 8a am Deutsch-Französischen Gymnasium Freiburg, besuchten die Oper "Katja Kabanowa" im Theater Basel. Davor interviewten sie Karl-Heinz Brandt, einen der Hauptdarsteller.  

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Karl-Heinz Brandt mit den beiden Reporterinnen  | Foto: privat
Karl-Heinz Brandt mit den beiden Reporterinnen Foto: privat
Zischup: Wie geht es dir?
Karl-Heinz Brandt: Vor einer Vorstellung von Katja Kabanowa wie heute bin ich immer ein wenig angespannt. Das bessert sich dann, sobald ich auf der Bühne stehe und agieren und singen kann.

Zischup: Was kann man gegen Lampenfieber tun?
Brandt: Ich versuche mich gut vorzubereiten. Zu Hause gehe ich die Partie in Ruhe noch einmal durch. Bestimmte Konzentrationsübungen helfen mir, nicht abgelenkt zu sein von dem, was am Abend auf mich zukommt. Ich muss ganz bei mir selbst sein und darf mich nicht ablenken lassen von Dingen, die um mich herum passieren. Erst dann kann ich eine Leistung bringen, mit der ich auch halbwegs zufrieden sein kann.

Zischup: Was für eine Oper spielt heute?
Brandt: Heute Abend spielen wir "Katja Kabanowa" von Leoš Janácek.

Zischup: Und die ist auf tschechisch?
Brandt: Ja, das ist schweineschwer! (lacht). In Basel spielen wir – wie mittlerweile an vielen Opernhäusern – alle Stücke originalsprachig. Dafür haben wir meistens einen Coach, der uns die korrekte Aussprache eintrichtert. In "Katja" haben wir darüber hinaus auch noch eine Reihe von Kollegen auf der Bühne, die Tschechen sind beziehungsweise die Sprache sprechen und uns Nicht-Tschechen geholfen haben.
Zischup: Um was geht es in dieser Oper?
Brandt: Es ist eine Liebesgeschichte, die tragisch endet.

Zischup: Welche Rolle singst du?
Brandt: Ich spiele den betrogenen Ehemann der Katja, Tichon. Katja hat sich in Boris verliebt und hat mit ihm eine heiße Affäre in der Zeit, in der ich verreist bin. Dieses Verhältnis hält sie aber nicht geheim, sondern beichtet es der Schwiegermutter, unter der sie sehr leidet, mir und der ganzen Dorfgemeinschaft. Sie stellt sich somit ins Abseits. Da sie ein Leben mit Boris nicht führen kann, ist eine Flucht aus dieser Enge für sie nur durch Selbstmord möglich. Tichon, also meine Rolle, ist ein Muttersöhnchen. Er steht vollkommen unter dem Diktat seiner Mutter. Die einzige Flucht, die er kennt, ist der Alkohol. Und natürlich kann man sich vorstellen, dass er seine Frau in dieser Hilflosigkeit oftmals unterdrückt oder schlägt, aber genau so oft sie auch um Verzeihung bittet und ihr seine Liebe schwört. Für mich sind Charaktere, die so zerrissen sind wie Tichon viel interessanter und reizvoller als die strahlenden Helden und Liebhaber.

Zischup: Also magst du deine Rolle?
Brandt: Ich finde die Rolle passend für mich. Um eine Rolle gerne zu singen, muss man sie ausfüllen können, also sie muss einem passen. Die beiden anderen Tenorrollen in dieser Oper könnte ich nicht so gut ausfüllen, auch wenn ich sie unter Umständen lieber singen würde.

Zischup: Weißt du, die wievielte Vorstellung insgesamt im Leben diese jetzt ist?
Brandt: Oh, wenn ich bedenke, dass ich seit 1984 am Theater bin und in jeder Spielzeit mindestens 60 bis 70 Vorstellungen gesungen habe, dann kann man sich in etwa ausrechnen wie viel bis jetzt zusammengekommen ist.

Zischup: Hattest du schon mal ein Black-out auf der Bühne?
Brandt: Oh ja, furchtbar! Das fühlt sich ganz schlimm an. Ich hatte nämlich nur eine ganz kleine Rolle, was die Sache nicht besser macht. Bei einer kleinen Rolle hat ein Schmiss (Black-out) zur Folge, dass unter Umständen 50 Prozent der gesamten Partie nicht gesungen werden. Und da stand ich auf der Bühne und mir fiel der Text einfach nicht mehr ein. Niemand konnte mir helfen, eine Souffleuse gab es auch nicht und so hab ich irgend etwas, was italienisch klingen sollte, gesungen. Der Dirigent hat nur gelacht. Auch wenn der Texthänger nur ein paar Sekunden dauert, kommt es einem vor wie eine Ewigkeit. Meistens merkt der Zuschauer nichts.

Zischup: Wie kamst du aufs Theater Basel?
Brandt: Vor zwölf Jahren – ich wohnte mit meiner Familie noch in Gelsenkirchen – erfuhr ich von Herbert Wernicke, einem in der Opernwelt großen, bekannten Regisseur, dass man in Basel einen Spiel- und Charaktertenor sucht. Daraufhin habe ich vorgesungen, ein Gastspiel gemacht (Pang in Turandot) und habe anschließend einen Festvertrag bekommen.

Zischup: Wie und wann kamst du auf die Idee, Opernsänger zu werden?
Brandt: Ich habe schon als kleiner Junge gerne und viel gesungen, zunächst im Kinder-, dann im Kirchenchor als Sopran später als Tenor. Und schon vor dem Abitur habe ich dann als Jungstudent eine Aufnahmeprüfung an der Musikhochschule gemacht, um Gesang zu studieren. Ich kann halt nichts anderes. (lacht)

Zischup: Magst du lieber klassische oder moderne Opern?
Brandt: Ich mag gerne gute Opern! Und dann ist es relativ egal, ob die modern sind oder romantisch oder klassisch.

Zischup: Musstest du schon mal in einer Oper mitsingen, die du total schrecklich fandest?
Brandt: Ja, bei einer modernen. Bei welcher sag ich nicht.

Zischup: Was ist deine Lieblingsoper?
Brandt: Schwere Frage. Wenn ich an einer Rolle in einer Oper arbeite, grabe ich mich doch sehr tief in Musik und Rolle rein, dass ich oftmals sehr begeistert von einer solchen Oper bin. Aber natürlich gibt es Opern wie "Die Meistersinger von Nürnberg" oder "Die Entführung aus dem Serail" oder aber auch "Wozzeck" in denen ich zudem eine große Rolle zu singen habe. Die zählen dann natürlich zu meinen Lieblingsopern.

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