Facebook beherrscht den weltweiten Messenger-Markt
Ein Jahr nach dem milliardenteuren Aufkauf von WhatsApp droht den Mobilfunkkonzernen nun der Angriff auf die Sprachtelefonie.
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Die große Frage steht aber weiter im Raum: Wie lange gilt das Versprechen von Koum und Facebook-Chef Mark Zuckerberg, dass die Kundendaten von WhatsApp und Facebook unter dem gemeinsamen Konzerndach nicht zusammengelegt werden. Es bleibe dabei, heißt es immer wieder. WhatsApp behielt auch demonstrativ seinen Firmensitz außerhalb des Facebook-Geländes. Erst im Januar wiederholte der für Facebooks eigenen Kurzmitteilungsdienst Messenger zuständige Manager David Marcus: "Wir haben keine Pläne, die Dienste zusammenzuführen."
Das Versprechen getrennter Datensilos schaffte es aber nicht in die gerade aktualisierten Datenschutzregeln von Facebook. Dort heißt es generell, dass Daten zwischen verschiedenen Angeboten aus dem Haus fließen können. Prompt äußerte der Hamburger Datenschutzbeauftragte Johannes Caspar die Befürchtung, dass Daten künftig "in großem Maßstab" auch zwischen Facebook und WhatsApp ausgetauscht werden könnten.
Die Nutzer scheinen sich für das Thema nicht besonders zu interessieren. Die erste Fluchtwelle, die Konkurrenz-Apps wie Threema an die Spitze der Download-Charts spülte, ebbte schnell ab. Das Wachstumstempo bei WhatsApp nahm keinen Schaden: 500 Millionen Nutzer im April, 600 Millionen im August, 700 Millionen im Januar. Das hat Tradition, denn schon in den ersten Jahren schreckten die regelmäßigen Warnungen vor Sicherheitslücken die Kunden nicht ab. Inzwischen setzt WhatsApp sogar eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung um.
Facebook hat in seinem Messenger zusätzlich über eine halbe Milliarde Nutzer. Damit ist die Übermacht des weltgrößten Online-Netzwerks im Markt der Messagingdienste komplett. In halbwegs vergleichbare Dimensionen kommt allenfalls noch Apple mit iMessage, das auf allen Geräten des Konzerns zuschaltbar ist.
Laut Facebook-Manager Marcus können WhatsApp und der Messenger ganz gut voneinander profitieren, auch ohne Nutzerdaten zu verschmelzen. Man tausche sich etwa regelmäßig über die Strategie aus. "Außerdem ist vereinbart, dass einige neue Funktionen, die wir testen, mit der Zeit bei WhatsApp integriert werden könnten." Das solle auch bei anstehenden Projekten zum Geldverdienen der Fall sein. Der Plan sei generell, beim Messenger stärker auf Multimedia-Funktionen zu setzen, während WhatsApp seine schlanke Struktur behalten solle. Koums ursprüngliche Idee war, WhatsApp mit einer Abo-Gebühr von einem Dollar pro Jahr zu finanzieren - was bei hunderten Millionen Nutzern auch einiges an Geld abgeworfen hätte.
Was aussteht, ist noch die von Koum vor einem Jahr angekündigte Sprachtelefonie über WhatsApp. Im Internet tauchten vor kurzem Berichte von Nutzern auf, die eine solche Funktion in ihren Apps auf der Android-Plattform vorgefunden hätten.
Das wäre der nächste Schritt in einer Entwicklung, in der die Macht von den Netzbetreibern zu Internet-Diensten übergeht.
Nachdem ihr eigener SMS-Nachfolger "Joyn" von WhatsApp und Co. in die Bedeutungslosigkeit verbannt wurde, könnte das auch die Abwanderung des klassischen Telefongesprächs beschleunigen. Und das, während sich die Mobilfunk-Konzerne schon seit Jahren darüber beschweren, dass die Internet-Firmen Geld in ihren Netzen verdienen, ohne an den Kosten für den Aufbau der Infrastruktur teilzuhaben. Facebook kontert, die Online-Dienste machten einen mobilen Datenvertrag erst attraktiv.
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