Fasten und festen

Zum Schülerfilmforum: Film über vier junge Moslems.  

Zu den Kommentaren
Mail

Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen

Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.

Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.

Akzeptieren
Mehr Informationen

"Moslem zu sein, ist mein Schicksal", meint Hamze, 20 Jahre, und Schauspielschüler aus Freiburg. So sehen das auch die anderen drei Jugendlichen, die mit Hamze beim Dokumentarfilm "Zwischen Rap und Ramadan" mitgespielt haben. Im Rahmenprogramm des Schülerfilmforums (SFF) wird dieser Film in der kommenden Woche Premiere feiern - eines der diesjährigen Schwerpunktthemen ist "Begegnung mit dem Islam".

Außer dem Bekenntnis zum Islam haben die vier jungen Leute nicht viel gemeinsam. Das war ganz im Sinne der Regisseure: Magarethe Mehring-Fuchs und Stephan Laur haben ganz bewusst höchst unterschiedliche junge Moslems ausgesucht, um möglichst viele Eindrücke von Jugendlichen zu zeigen, die zwischen zwei Kulturen aufgewachsen sind. Und das ist ihnen auf jeden Fall geglückt.

Zwei junge Frauen und zwei junge Männer erzählen in dem 30-minütigen Film über den Einfluss des Islam auf ihr Leben. Der wirkt bei der 25-jährigen Studentin Meryem deutlich intensiver als bei den drei anderen, die nicht so religiös sind. Meryem trägt im Gegensatz zur 20-jährigen Schülerin Selma ein Kopftuch. Das bedeutet auch häufiger mal Konfrontation: "Oft wird man als Putzfrau und als ungebildet eingestuft", erzählt Meryem. Aber auch die anderen haben Erfahrungen mit Vorurteilen gemacht, verstärkt direkt nach dem 11. September. Die Blicke auf der Straße nahmen damals deutlich zu, sagt der 24-jährige Musiker Malik: "Wenn ich mit Freunden unterwegs war, die auch etwas dunkler sind, wurde oft getuschelt. Aber das hat sich dann auch schnell wieder gelegt."

Im Gespräch merkt man bald, dass sich diese vier Jugendlichen zwar mit dem Aufeinandertreffen von Moslems mit Nicht-Moslems auseinander setzen (müssen), dass sie aber viel mehr beschäftigt sind mit dem eigenen Hin- und Hergerissenheit zwischen zwei Kulturen. So geht es einerseits um das Gefühl nirgendwo richtig dazuzugehören, es geht um die Reaktionen nach dem 11. September und um Krieg, andererseits aber auch um die Verbundenheit mit der Religion, um die Ehe im Islam und die Gesetze der Liebe.

"Wir sitzen zwischen zwei Stühlen und werden immer Ausländer bleiben." MC Malik, Rapper

Malik erinnert sich, dass sein Vater ihm früher gesagt hat: "Du sollst nur deutsche Freunde haben." Trotzdem aber erwartete er von ihm, das "Anderssein" der Moslems beizubehalten. "Wir sitzen zwischen zwei Stühlen und werden immer die Ausländer bleiben", fasst Malik zusammen. Da Malik ein bundesweit bekannter Rapper ist, lag nahe, den Film mit einigen seiner Raps zu unterlegen - das gab dem Film den Titel: "Zwischen Rap und Ramadan". In dem Film bringen alle vier Darsteller sehr offen rüber, was für sie islamischer Alltag ist. Da erklärt Selma zum Beispiel wie es mit der Jungfräulichkeit vor der Ehe ist und wie die Familie das kontrolliert. Selma ist Alevitin, also Mitglied einer moslemischen Glaubensrichtung, bei der Frauen kein Kopftuch tragen müssen. Sie lebt unabhängiger von der Religion als Meryem und geht auch gerne mal tanzen. Aber auch sie fastet während des Ramadan und achtet auf ihren guten Ruf. Hamze hingegen sagt offen, dass er sich nicht als gläubigen Moslem bezeichnen würde und damit in seiner Familie und unter den Moslems in Freiburg in Opposition ist. Bei der Frage, ob sie andere Moslems wegen Nicht-Gläubigkeit nicht akzeptieren, berufen sich aber alle wieder auf den Koran: "Wir sollen andere nicht beurteilen."

Nicht alles ist so klar, auch nicht im Film, der an manchen Stellen durchaus irritiert - und dann wieder ganz einfach zeigt, dass die vier hier so verwurzelt sind, dass sie glatt als moslemische Bobbele durchgehen können. Dass auch Fragen offen bleiben, ist Anreiz, Antworten zu suchen. Der Film soll nicht so sehr "Aufklärungsfilm" sein, als vielmehr zu Diskussion und Gespräch anregen, auch unter moslemischen Jugendlichen.

Um das zu erreichen, haben die Regisseure das Leben der Jugendlichen in den Mittelpunkt gestellt und zum Beispiel die Familiengeschichten außen vor gelassen. Dass die vier bereit waren, vor der Kamera über ihr Leben zu sprechen, lag nicht zuletzt daran, dass ihnen selbst in jüngeren Jahren gefehlt hat, vom Leben anderer junger Moslems in Freiburg zu erfahren. Für die nachfolgende Generation erhofft sich Malik, dass sie es einfacher haben werden, ihr Leben in Freiburg mit ihrer Religion zu vereinen.

Mit Hilfe solcher Projekte - die Rede ist vom Filmauftrag - könne man in Freiburg vielleicht tatsächlich Zeichen setzen, meint Hans Steiner, Koordinator der städtischen Initiative "Für eine offene Stadt". Dass man auch mit solchen Zeichen offenbar noch keinen Krieg verhindern kann, ändert nichts an der Dringlichkeit dieses Vorhabens: es ist höchste Zeit aufeinander zu zu gehen.


"Zwischen Rap und Ramadan" hat am Freitag, 28. März, um 20 Uhr Premiere in der Harmonie (Eintritt frei). Danach: Premierenfeier und die Darsteller beantworten Fragen. Vom 29. März an läuft der Film viermal täglich zwischen den Hauptfilmen. Film-Infos (die Darsteller kommen auch in Schulen) unter [TEL] 0761 / 201-3016.

Infos und Programm Schülerfilmforum: http://www.schuelerfilmforum.de

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare


Weitere Artikel