Fußball

FBL-Gründung und Jubiläumsjahr: Freiburgs Fußballerinnen im Aufbruch

Der DFB ist raus. Die Clubs der Frauen-Bundesliga gründen ihren eigenen Ligaverband. Das Ziel: Zurück zur alten Strahlkraft. Der SC Freiburg ist dabei und auch sonst auf Erfolgsspur im Jubiläumsjahr.  

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Die SC-Frauen  hatten als Tabellensieb...ckstand zum Rangdritten Werder Bremen.  | Foto: Finley Mörch (Imago)
Die SC-Frauen hatten als Tabellensiebter nach zwölf Spielen nur vier Punkte Rückstand zum Rangdritten Werder Bremen. Foto: Finley Mörch (Imago)

In der Luftfahrt haben sie einen Begriff für das, was den Fußballerinnen in Deutschland ganz offenkundig kurz bevorsteht. Der "Takeoff" beschreibt für alle Flugspezialisten den Moment, in dem die Geschwindigkeit ausreichend ist, und das Fluggerät abhebt – es sich quasi selbst trägt und beginnt, zu fliegen.

Insofern steht das Treffen, das vergangenen Mittwoch stattfand, stellvertretend für diesen "Takeoff" des Frauenfußballs. Denn da haben sich die 14 Erstligaclubs des deutschen Frauenfußballs die Frauen-Bundesliga FBL e.V. gegründet. Mit der Gründung wollen die Vereine ein neues Kapitel in der Geschichte des deutschen Frauenfußballs aufschlagen.

Dabei orientieren sie sich an der englischen Women’s Super League (WSL), die der einst besten Frauenliga der Welt – der Bundesliga – mittlerweile weilt enteilt ist. Nicht nur in Sachen Strahl- und Finanzkraft. Ein Großteil der besten Spielerinnen der Welt kickt inzwischen in England.

Für die SC-Frauen hat die Gründung der FBL eine hohe Bedeutung

Insofern erhofft sich SC-Vorstand Oliver Leki viel davon: "Die Gründung ist ein wichtiger Schritt und ein bedeutendes Signal auf dem Weg zu einer weiteren nachhaltigen Professionalisierung des deutschen Frauenfußballs." Vorerst aber steht das Neukonstrukt ohne Verband da, denn der Deutsche Fußball-Bund (DFB) ist außen vor.

Aber weg vom Hickhack zwischen FBL und DFB – zurück nach Freiburg. Denn für die Breisgauer hat die FBL eine hohe Bedeutung: "Als SC Freiburg haben wir den Prozess von Beginn an aktiv begleitet und vollends unterstützt", sagt Leki. Vor allem, weil die Ligaverbands-Gründung in das Jubiläumsjahr fällt. Sie steht symbolisch dafür, wie weit die Fußballerinnen von der Schwarzwaldstraße im vergangenen halben Jahrhundert gekommen sind. Denn als der Verein vor 50 Jahren erstmals ein Frauenteam stellte, war das eine absolute Ausnahme.

"Wenn es bei uns regnet, steht der ganze Platz unter Wasser. Dann sieht man vor lauter Matsch den Boden nicht mehr."Ex-Nationalspielerin Lena Lotzen über die Verhältnisse in Freiburg vor etwa zehn Jahren

Manchmal aber versteht man die Geschichte besser, wenn man in der Mitte anfängt. Und so hilft es, einzuordnen, welche Meilensteine die SC-Fußballerinnen in den vergangenen Jahrzehnten zurückgelegt haben, wenn man sich anschaut, wie es noch vor nicht einmal zehn Jahren aussah.

Förderung spät, aber früher als andere

"Wenn es bei uns regnet, steht der ganze Platz unter Wasser. Dann sieht man vor lauter Matsch den Boden nicht mehr", berichtete die damalige SC-Kickerin Lena Lotzen vor gut einem Jahrzehnt vom Trainingsalltag beim Sportclub. Die SC-Spielerinnen absolvierten ihre Einheiten damals noch im ramponierten Schönbergstadion – mitten im Industriegebiet, zwischen Tankstelle und Baumarkt, sechs Kilometer entfernt vom Schwarzwaldstadion – der einstigen Heimat ihrer männlichen Bundesliga-Kollegen.

In einer Zeit, in der es auch noch einige reine Frauenfußball-Clubs in der Bundeliga gab, war der SC in Sachen Entwicklung des Frauenfußballs vorn dabei. Die anderen Männer-Bundesligisten hatten größtenteils noch nicht so viel investiert wie zur jetzigen Zeit. Der Sportclub reichte zwar an den VfL Wolfsburg und Bayern München nicht heran. Aber in Sachen Nachwuchsförderung war er oftmals ganz vorne dabei. Zur WM berief die damalige Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg gleich neun Spielerinnen mit SC-Vergangenheit.

Erfolgreicher Ligastart mit neuem Trainer

Seither ist viel passiert. Die Konkurrenz hat – alimentiert von den Männerclubs – erst zum SC aufgeschlossen und den Verein dann sogar mitunter überholt. Seit der SC aber das Dreisamstadion von den Männern übernommen hat und die Nachnutzung auch von der Stadt gesichert ist, blühen auch die SC-Kickerinnen wieder auf.

Ein Grund dafür ist auch der neue Trainer. Edmond Kapllani hat sein rundum erneuertes Team ins vordere Mittelfeld geführt. Der ehemalige Profikicker gilt bis heute als erfolgreichster ausländischer Torschütze in der zweiten Bundesliga. Gemeinsam mit seinen Co-Trainern Nico Schneck und Sebastian Grunert sowie Verbindungstrainer Sandrino Braun-Schumacher hat er ein stabiles Konstrukt geschaffen, das in Spielen phasenweise sogar mit den Top-Teams aus München und Wolfsburg mithalten beziehungsweise diese forden kann.

Seit dieser Saison der Trainer der SC-Frauen in der Bundesliga: Edmond Kapllani  | Foto: Arne Amberg (Imago)
Seit dieser Saison der Trainer der SC-Frauen in der Bundesliga: Edmond Kapllani Foto: Arne Amberg (Imago)

Eines aber hat sich bis heute nicht geändert: Der SC Freiburg bleibt auch bei den Frauen ein Ausbildungsverein. Und so hätte der Sportclub in der vergangenen Länderspielpause quasi eine ganze Mannschaft stellen können. Denn gleich elf Freiburgerinnen waren international für ihre Länder unterwegs.

Auch wenn das Edmond Kapllani freut, schmerzte der kurzzeitige Aderlass: "Wir hatten in den vergangenen Tagen nicht die klassische Spielvorbereitung, weil der Großteil unseres Teams unterwegs war und wir nur mit einer kleinen Gruppe trainieren konnten", sagte er. Teilweise stand der SC-Coach mit lediglich sechs Feldspielerinnen auf dem Rasen.

Es ist der Preis der guten SC-Arbeit: kleine Trainingsgruppen in der Länderspielphase. An der Schwarzwaldstraße zahlen sie ihn gern.

Schlagworte: Edmond Kapllani, Lena Lotzen, Oliver Leki

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