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Friedhof der uralten Tiere

  • Sa, 17. Mai 2003
    Zisch

     

Wer klopft, der findet: Mit Hammer und Meißel auf der Suche nach versteinerten Lebewesen.

Tock-tock-tock", "tock-tock-tock". Auf dem Hof der Zementfabrik "Rohrbach" empfängt ein Klopfkonzert die Besucher. Auf dem Platz sitzen große und kleine Sammler und klopfen Steine. Was suchen sie nur? Sie haben in der einen Hand einen Hammer und in der anderen einen Meißel. Die Steine glänzen schwarz-grau in der Sonne. Man kann gut erkennen, dass sie aus Schichten bestehen. Es sind Ölschieferstücke. Manchmal sieht man in den Steinplatten schon feine Risse. Da setzt man dann am besten den Meißel an und versucht die Platten zu spalten. Martha hat etwas gefunden. "Da ist ein Abdruck", ruft sie, "der Abdruck einer Schnecke!" Nach nur zehn Minuten Klopfen schon der erste Fossilienfund! Es ist ein bisschen wie Schatzsuche, und jetzt wird umso eifriger gehämmert. Die Stunden vergehen wie im Flug und am Ende des Nachmittags haben wir so viele Fundstücke, dass klar ist: Die können wir gar nicht alle mitnehmen. So viel Platz ist nämlich nicht zu Hause.

Was sind überhaupt Fossilien?

Das Wort "Fossil" stammt aus dem Lateinischen. Fossilien sind Versteinerungen oder Abdrücke von Tieren oder Pflanzen aus uralten Zeiten. Alle Überreste von Lebewesen, die älter als 10 000 Jahre sind, nennt man Fossilien. Es gibt verschiedene Arten von Fossilien. Von einem "Abdruck" spricht man bei Muscheln oder Schnecken, wenn sich das Gehäuse aufgelöst hat, aber im Stein die Umrisse noch gut zu erkennen sind. "Spurenfossilien", das können zum Beispiel Fußabdrücke von Dinosauriern sein. Bei einem "Körperfossil" ist der gesamte Körper erhalten, zum Beispiel der eines Mammuts. Solche Funde macht man nur im dauernd gefrorenen Boden in Sibirien.

Was hat Zement damit zu tun?

Zur Herstellung von Zement braucht man Kalkstein, Ton, Sand und Ölschiefer. Den Kalkstein sprengt die Firma Rohrbach-Zement am Plettenberg bei Dotternhausen. Er wird gemahlen, mit Ton und Sand vermischt und mit gemahlenem Ölschiefer bei 1500 Grad Celsius zu Klinker gebrannt. Ölschiefer ist ein Rohstoff, der ebenfalls aus einem Berg gesprengt wird. Die Klinker werden wieder gemahlen und sind dann Ölschieferzement. Ihn braucht man zur Herstellung von Beton. Auf großen Baustellen benötigt man viel Beton. Damit kann man Brücken bauen, Fabrikhallen oder Häuser.

Bei den Sprengungen im Ölschiefer hat man viele interessante Fossilien gefunden. Die schönsten und wertvollsten Funde sind in einem Museum direkt neben dem Klopfplatz zu sehen. Im Museum gibt es auch eine "erdgeschichtliche Rampe", an der die Erdzeitalter und ihre Dauer dargestellt sind. Bei jeder Periode sind auch die Tiere aufgeschrieben, die in jener Zeit gelebt haben. Als Mensch wird man da plötzlich ganz klein. Denn die Geschichte der Menschheit ist in der Geschichte unseres Planeten nur so kurz wie ein Augenklimpern.

Ingrid Becker

Von Freiburg nach Dotternhausen sind es ungefähr 130 Kilometer. Der Ort liegt an der B 27 zwischen Rottweil und Balingen. Das Fossilienmuseum und der Klopfplatz der Firma "Rohrbach-Zement" am Ortseingang sind ausgeschildert. Das nötige Werkzeug kann gegen ein kleines Pfand ausgeliehen werden. Das Museum ist Dienstag bis Donnerstag von 13 bis 17 Uhr und an Sonn- und Feiertagen von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Weitere Informationen unter http://www.rohrbach-zement.de oder [TEL] 07427/79211.

Ressort: Zisch

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Sa, 17. Mai 2003: PDF-Version herunterladen

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