Zischup-Interview

"Früher war ich krass nervös"

Simon Käflein ist Gründungsmitglied der Metal-Band Finsterforst, die auf Festivals in ganz Europa auftritt. Ein Gespräch über Gitarren, Songwriting – und Schlamm. .  

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Simon Käflein in Aktion bei einem Finsterforst-Konzert in Freiburg 2022 Foto: Janos Ruf
Zischup: Herr Käflein, Sie machen mittlerweile schon sehr lange Musik. Wie sind Sie denn zur Musik gekommen?
Käflein: Mit drei oder vier Jahren habe ich angefangen, Phil Collins, Herbert Grönemeyer und Simon & Garfunkel zu hören und mit meinen Händen auf dem Tisch zu trommeln. So wurde dann auch schnell klar, dass ich mich für Musik interessiere. Mit sieben Jahren habe ich angefangen, Akustikgitarre zu spielen. Obwohl es anfangs sehr holprig war, weil ich wenig geübt habe, habe ich mich immer für Musik interessiert und merkte schnell, dass ich auch Lust darauf habe, Lieder zu komponieren, obwohl ich davon überhaupt keine Ahnung hatte.

Zischup: Wie kam es zu Finsterforst?
Käflein: Mit 18 hatte ich ein paar Kumpels, wir haben ähnliche Musik gehört und uns 2004 zu viert dazu entschlossen, eine Band zu gründen. Wir haben uns noch zwei weitere Mitglieder gesucht. Ich wusste von einem guten Freund, dass er Akkordeon spielt und deshalb haben wir uns dazu entschieden, Metal mit Akkordeon zu vermischen. Das war zu dieser Zeit aber auch schon nichts Neues.

Zischup: Ist die Mischung zwischen Metal und Akkordeon Black-Metal?
Käflein: Dass was ich damals mit Finsterforst gemacht habe war etwas ganz anderes als das, was wir heute machen. Es war eher flott, ein bisschen tanzend und dudelig, weil das Akkordeon sehr flotte Melodien gespielt hat. Das war dann so ein bisschen feuchtfröhlicher Metal (lacht). Mit dem angesprochenen Black-Metal hat das aber eher wenig zu tun, es hat zwar Elemente davon, wie zum Beispiel den Gesang, der ist da aber mehr Kreischen oder Schreien. Das war mit unserem ersten Sänger auch etwas ganz anderes als das, was wir heute haben.

Zischup: Bevor Sie Finsterforst gründeten, gab es da andere Bands, in denen sie Mitglied waren?
Käflein: Ja, die ersten Band-Erfahrungen habe ich in der Schulband gesammelt. Zu dieser Zeit haben wir auch noch eine Rockband gegründet, die sich aber relativ schnell wieder zerschlagen hat. Zeitgleich mit Finsterforst hatte ich noch eine andere Band, die mehr in Richtung Black-Metal ging und sich cryptic forest nannte. Aber auch diese Band hat sich nicht so lange gehalten.

Zischup: 2015 absolvierten sie den Bachelor of Arts in Musikwissenschaft. Inwiefern hat der Ihnen bei Ihrer Musikkarriere geholfen?
Käflein: Kein Stück! Musikwissenschaft war mir persönlich einfach zu theoretisch. Die Menschen dort wissen zwar alles, selbst Musikmachen gehört aber eher nicht zu ihren Stärken. Das hat mich gestört. Wir hatten zwar auch ein wenig Harmonielehre, was mir durchaus ein bisschen geholfen hat, aber nicht wirklich für das Songwriting, welches ich über die Jahre entwickelt habe.

Zischup: Sie haben ein eigenes Tonstudio. Wann haben Sie gewusst, dass es für Sie bei Ihrem Hobby so weit gehen kann?
Käflein: Das mit dem Studio ist keine Entscheidung die man von heute auf morgen trifft, zumal das ja auch ordentlich Geld kostet. Man kann sich aber auch schon bevor man ins Studio geht mit einer entsprechenden Software das Komponierte vorspielen lassen. Generell hat sich bei mir das Equipment weitentwickelt. Vom normalen PC mit normalen Boxen zu sehr guten Lautsprechern und eben einem eigenen Studio. Man richtet sich dann seine Räume auch so ein, dass man differenzierter hören kann. Unsere Platte nehmen wir aber nicht in unserem Studio auf, dazu gehen wir dann nach Buchheim in das größere "Iguana Studio". Orchesterelemente produziere ich Zuhause am PC, dort kann man mit einer entsprechenden Software eingespielte Samples in den Song einfügen, da ein echtes Orchester natürlich zu teuer wäre.

Zischup: Auf Bandfotos sieht man Sie oft mit Schlamm im Gesicht. Hat das eine bestimmte Bedeutung oder machen Sie einfach gern Schlammschlachten?
Käflein: (lacht) Als wir angefangen haben war das noch Show. Metal-Fans tun gerne so, als wären sie Wikinger, für sie ist das so eine Art Schminke. Ich bin aber auch älter geworden und will mittlerweile eher weg davon.

Zischup: Sind Sie nervös vor Ihren Auftritten?
Käflein: Das hat sich mittlerweile zum Glück gelegt, früher war das aber sehr krass. Damals war ich schon an den Tagen vorher aufgeregt und am Auftrittstag habe ich dann meist weder trinken noch essen können. Heute habe ich noch eine gewisse Grundnervosität, aber das ist, denke ich, auch gut so. Im Vergleich zu meinen Bandkollegen bin ich aber immer noch nervöser, da ich mittlerweile weniger live machen, weil mir dazu häufig die Zeit fehlt. Das Komponieren sowie das Textschreiben nimmt viel Zeit in Anspruch, genauso wie natürlich meine Familie.

Zischup: Wann dürfen wir denn mit dem nächsten Album rechnen?
Käflein: Das weiß ich noch nicht genau. Wir arbeiten auf Hochtouren, damit wir das Album dieses Jahr noch in die Studios bringen und es, nach der Promozeit, hoffentlich noch 2025 rauskommt.

Zischup: Sie bieten auch Kompositionen für die auditive Untermalung von Filmen Art an. Wie kam es dazu?
Käflein: Ich wollte schauen ob ich mich da ein Stück weit selbstständig machen und in der Filmmusikbranche Fuß fassen kann. Ich habe es aber leider noch nicht richtig geschafft, mich dort zu etablieren.
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