Gefahr und Gewinn
Wissenschaftler: Die Konkurrenz durch die Sozialen Medien hat die Berichterstattung in Deutschland verbessert.
Seit dem Jahr 2000 hätten die sozialen Netzwerke einen starken Bedeutungszuwachs erlebt, erklärte Reinemann. Als Recherchequelle genutzt, wirkten sie auch auf den klassischen Journalismus ein. "Alle Studien sehen eine Verbesserung der Berichterstattung der etablierten Medien", sagte der Wissenschaftler. Dies zeigten neue Themen und Berichte über Personengruppen, die zuvor nicht wahrgenommen wurden.
Die Zeitungen, Radio- und Fernsehsender würden dabei die subjektive Art und Weise der sozialen Medien keineswegs übernehmen, erläuterte Reinemann. "Deutschland ist im internationalen Vergleich absolut spitze bei ausgewogener Berichterstattung", sagte er. Überdies zeigten sich deutliche Unterschiede bei den Inhalten, eine "Gleichschaltung" der etablierten Medien sei nicht feststellbar.
In den sozialen Medien gebe es zwar antidemokratische Äußerungen, sie spiegelten aber lediglich die Auffassung von Minderheiten wider, sagte die österreichische Politikwissenschaftlerin Natascha Strobl. Häufig werde durch eine gezielte Strategie eine große Masse nur vorgetäuscht, auch möglichst harte Provokation sorge für Aufmerksamkeit. Allerdings dürften antidemokratische und menschenfeindliche Äußerungen nicht unwidersprochen bleiben, betonte die Rechtsextremismusexpertin.
Eine "klare Kante" gegenüber Hassbotschaften forderte auch die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, Staatsministerin Reem Alabali-Radovan (SPD). Straftaten im Netz müssten verfolgt werden. Zugleich sagte die Politikerin, sie wolle die friedliche Diskussionskultur fördern. Gerade während der Corona-Pandemie sei die Sensibilität der Bevölkerung gegenüber systematischen Lügen und destruktiven Äußerungen eher noch gewachsen.
Die Civis Medienstiftung setzt sich dafür ein, dass elektronische Medien zu friedlichem Miteinander, Integration und kultureller Vielfalt beitragen.
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