Stellenabbau-Pläne
Gewerkschaft: Gespräche mit Voith-Führung erst im neuen Jahr
Trotz voller Auftragsbücher steckt Voith in den roten Zahlen. Nun soll gut jeder zehnte Job bei dem Mittelständler gestrichen werden. Bis feststeht, welche Standorte es trifft, dauert es noch.
dpa
Mi, 10. Dez 2025, 10:21 Uhr
Baden-Württemberg
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Quelle: Deutsche Presse-Agentur (dpa).
Die BZ-Redaktion hat diese Meldung nicht redaktionell bearbeitet.
Heidenheim an der Brenz (dpa/lsw) - Die Gespräche über einen Stellenabbau des Maschinenbauers Voith beginnen nach Gewerkschaftsangaben voraussichtlich erst im neuen Jahr. "Ich rechne damit, dass wir frühestens im Januar oder Februar miteinander verhandeln werden", sagte der Erste Bevollmächtigte der IG Metall Heidenheim, Tobias Bucher. Bis dahin sei die Unsicherheit groß - und das gerade kurz vor Weihnachten. "Da macht sich jeder seine Gedanken."
Der Technologiekonzern aus Heidenheim an der Brenz im östlichen Baden-Württemberg hatte am Dienstag angekündigt, Anpassungen bei Strukturen und Belegschaft zu prüfen. In diesem Rahmen werde weltweit eine Reduzierung von bis zu 2.500 Stellen erwartet. Die Optionen sollen in den nächsten Wochen gemeinsam mit den Arbeitnehmervertretern diskutiert und bewertet werden, hieß es von dem Familienunternehmen.
Standorte für Stellenabbau noch unklar
Als Grund nannte Voith den weltweit zunehmenden Wettbewerbsdruck - und verwies dabei auch auf strukturelle Probleme in Deutschland. Um langfristig bestehen und wachsen zu können, müsse man über ausreichende Mittel für Investitionen verfügen und die Organisation so effizient wie möglich aufstellen. "Wir haben die letzten 15 Jahre nicht so wirtschaftlich abgeschnitten, wie wir es gern getan hätten. Die Konsequenzen zeigen sich jetzt natürlich auch in den Maßnahmen", sagte Konzernchef Dirk Hoke dem SWR.
An welchen Standorten konkret abgebaut werden soll, ließ das Unternehmen zunächst offen. "Auf der Betriebsversammlung hieß es, dass Deutschland überproportional betroffen sein soll", sagte Bucher. Hierzulande habe Voith rund 7.000 Beschäftigte. Dazu, welche Standorte betroffen sind, wusste aber auch der Gewerkschafter noch nichts. Man tappe im Dunkeln. Bis März 2028 gilt bei Voith am Hauptsitz demnach eine Beschäftigungssicherung, die betriebsbedingte Kündigungen ausschließt.
Konzern steckt in den roten Zahlen
Voith ist in den Bereichen Wasserkraft, Papiermaschinen und Antriebstechnik tätig. Für den Mittelständler arbeiten weltweit rund 22.000 Menschen in mehr als 60 Ländern. Der Konzern hatte zuletzt wegen der mauen Konjunktur rote Zahlen geschrieben. Im Geschäftsjahr 2023/24 sackte das Ergebnis auf minus 247 Millionen Euro ab. Ein Jahr zuvor stand noch ein Gewinn von 73 Millionen Euro in den Büchern. Der Umsatz fiel auf 5,23 Milliarden Euro. Die Zahlen für das im September abgelaufene Geschäftsjahr 2024/25 liegen bislang nicht vor.
Voith befinde sich in schweren Fahrwassern, sagte Bucher. Trotz der vollen Auftragsbücher sei das Unternehmen defizitär. Das liege auch an Fehlern des Managements: So seien manche Verträge falsch gestaltet worden. Außerdem hätten bestimmte Zukäufe nicht das erhoffte Wachstum gebracht. Man habe in vielen Bereichen aufs falsche Pferd gesetzt.
Bucher: Management hat Hausaufgaben nicht gemacht
Die Restrukturierungsmaßnahmen der vergangenen Jahre sind nach Ansicht des Gewerkschafters ins Leere gelaufen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hätten harte Einschnitte hingenommen und dem Unternehmen so einen Vorteil verschafft. "Wo sind denn diese Ersparnisse? Da muss man sich schon die Frage stellen, ob das Management seine Hausaufgaben gemacht hat. Ich denke, die Antwort lautet: Nein", sagte Bucher.
Das Unternehmen will Bucher zufolge den Umsatz bis 2030 auf mehr als 10 Milliarden Euro steigern - und auch den Gewinn deutlich in die Höhe schrauben. "Dafür braucht Voith eigentlich alle Beschäftigten. Deshalb muss man sie an Bord halten, trotz der aktuellen Schwächephase", sagte er. Dazu müsse man alle milderen Mittel ausschöpfen - wie zum Beispiel Kurzarbeit, Altersteilzeit und Frühpensionierungen.
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