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Zischup-Kommentar

Grau statt grün

  • Jule Matscheko; Klasse 8c; Max-Planck-Gymnasium Lahr

  • Mo, 03. August 2020, 16:47 Uhr
    Schülertexte

Ihr Aussehen ist Geschmackssache. Gut für die Umwelt sind Schottergärten allerdings nicht. Ein Meinungsbeitrag von Jule Matscheko aus der Klasse 8c des Max-Planck-Gymnasiums in Lahr.

Ein etwas trister Vorgarten  | Foto: Carmen Jaspersen (dpa)
Ein etwas trister Vorgarten Foto: Carmen Jaspersen (dpa)
Spaziert man durch Neubausiedlungen in Lahr und Umgebung sieht man immer wieder Schottergärten. Doch was diese Vorgärten für Auswirkungen auf die Natur haben können, ist vielen Menschen nicht bewusst.
Warum entscheiden sich Bewohner überhaupt für solche Vorgärten? Meist haben diese Leute nicht viel Zeit, sind zu bequem oder schaffen es körperlich nicht mehr. Außerdem werden Steingärten oft als pflegeleichte Gartenvariante angepriesen. Dies ist allerdings nicht ganz korrekt, denn auch solche Gärten brauchen jemanden, der sich um sie kümmert. Blätter müssen aufgesammelt werden, weil sonst Gräser und andere Pflanzen in den Steinfugen wachsen. Und wenn die Steine nicht regelmäßig gereinigt werden, wächst Moos auf ihnen. So sehen Steingärten auch schnell nicht mehr ordentlich aus und mit genauso viel/wenig Arbeit könnte man auch einen naturnäheren Vorgarten anlegen.

Steingärten sind aber nicht immer unbedingt etwas Schlechtes, denn wenn ein Steingarten richtig angelegt wird, mit Bepflanzung und wasserdurchlässigen Stellen, ist er ein Paradies für Insekten und Eidechsen. Der heutige Trend geht jedoch zu "Steinwüsten" hin. Also Vorgärten, die komplett mit einem Unkrautvlies ausgelegt sind, auf das Steine und Kies gebettet werden.
Der Nabu (Naturschutzbund Deutschland) gibt zu bedenken, dass diese Art von Vorgärten auch Auswirkungen auf das Mikroklima haben. Denn durch fehlende Begrünung und Bäume heizen sich die Steine im Sommer auf und geben Wärme an die Umgebung ab. Dadurch, dass die Steine die Wärme speichern, kommt es auch nachts zu keinem Abkühlen des Gartens beziehungsweise des Bodens.

Die fehlende Begrünung hat auch für Insekten, Vögel und andere Tiere Folgen. Sie haben es schwerer, an Nahrung und Lebensraum zu kommen. Wegen der fehlenden Blätter der Pflanzen werden auch weniger feine Staubpartikel aus der Luft gefiltert, wodurch sich Staub und Kohlenstoffdioxid anreichern. Ebenfalls verhindern diese wasserundurchlässigen Schotterbeete, dass Regenwasser ins Erdreich sickern kann und begünstigen damit die Austrocknung des Erdreiches. Der Schotter verstärkt außerdem den Lärm der vorbeifahrenden Autos und manchmal werden sogar zur Bekämpfung ungebetener Pflanzen Pestizide eingesetzt. Diese Gifte töten dann endgültig alles Leben auf dem Boden ab.

Schlecht für die Umwelt ist darüber hinaus, dass die Steine oft aus China oder Indien kommen, statt aus einem nahegelegenen Steinbruch. Diese legen einen weiten Transportweg mit hohem ökologischem Fußabdruck zurück. Steinwüsten benötigen daher nicht nur Pflege, sondern sind auch bereits in der Anschaffung sehr kostenintensiv und klimaschädigend.

Zusammenfassend kann man sagen, dass Steinwüsten schlecht sind für die Luftqualität und die Vegetation und zu Lasten der Natur und der Lebensqualität des Menschen gehen. Manche Städte haben diese Art des Vorgartens deshalb bereits verboten. In Lahr kam es noch nicht zu solch einem Beschluss. Laut Aussage einer Mitarbeiterin der städtischen Abteilung für Öffentliches Grün und Umwelt wird aber daran gearbeitet. Die Frage der Umsetzung des Verbots ist allerdings noch nicht ganz klar, weil es beispielsweise an Personal mangelt, das dann die Kontrollinstanz übernimmt, und weil es schwierig ist, einheitliche Richtlinien zu formulieren. Es scheint sich jedoch abzuzeichnen, dass der Trend zum kompletten Schottergarten in Lahr mittlerweile schon wieder etwas rückläufig ist, da sich immer mehr Menschen über die Folgen informieren. Dies begrüßen vor allem alle Naturschützer.

Ressort: Schülertexte

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