Groß ist der Glaube an Glück nicht mehr

BZ-SERIE "Tagebuchsommer" Teil VIII: Fünf Jahre nach ihrer Verhaftung ringt Helga G. im Gefängnis um ihr Seelenheil.
Die Situation im Frauengefängnis Hoheneck im Erzgebirge wird für Helga G. (Name geändert) unerträglich. Einige politische Gefangene werden entlassen, die anderen werden über ihr Schicksal im Ungewissen gelassen. In ihren Briefen, aus denen die BZ in Kooperation mit dem Deutschen Tagebucharchiv in Emmendingen zitiert, darf Helga G. ihre Verzweiflung nur andeuten. 1953 wird sie als sogenannte "Rädelsführerin" eines Hungerstreiks ins Zuchthaus Brandenburg-Goerden verlegt. Auch als im Januar 1954 einige Mitgefangene entlassen werden, muss Helga G. in ihrer Zelle bleiben.
Meine liebe liebe gute Mutti!
Mir ist als wäre die Freiheit für mich unbekanntes Märchenland, das ich beinahe – aber eben nur beinahe – betreten hätte! Ich habe Tage hinter mir, die mich wieder mit doppelter Schwere Heimweh und Sehnsucht haben fühlen lassen. Ich weiß nicht, ob es für mich überhaupt noch irgendwo einen Stern gibt, der mir ein Mindestmaß an Glück zugesteht. Viele meiner engsten Kameradinnen sind gegangen. – Ich will mir Mühe geben stark zu sein – und weiter zu hoffen! Deinen Januarbrief habe ich erhalten, als ich schon wusste, dass Du umsonst auf mich wartest. – und – trotzdem Mutti, einmal muß es doch sein!! Den Weg, den ich zu gehen ...