In Thailand haben Häftlinge gute Chancen, früher aus dem Knast zu kommen: Sie müssen nur hart genug zuschlagen. Bewähren sie sich im Kampfsport, winkt die Freiheit.
Drei Männer bereiten sich in Zelle vier darauf vor, ein paar Ausländer zu verprügeln. Sie werden ihnen mit Fäusten und Ellenbogen ins Gesicht dreschen, Füße und Knie in die Rippen rammen. Muay Thai heißt der brutale Kampfsport. Nonthawat Khaoban, Tanya Boonglao und Arun Deepan ziehen sich ihre kurzen weißen Hosen an, streifen die weißen T-Shirts über ihre tätowierten Oberkörper und verneigen sich vor der Collage aus Buddha-Bildern und Fotos von asiatischen Kampfsport-Stars, die sie an ihre Zellenwand gehängt haben. Dann machen sie sich auf zum Ring im Hof des Klongpai Central Prison, eines Gefängnisses, das etwa 200 Kilometer nordöstlich von Bangkok liegt. Heute ist Kampftag. Die Gefangenen kämpfen um ihre Freiheit.
Khaoban, Boonglao und Deepan sind Teilnehmer des Prison Fight, einer Turnierreihe der thailändischen Strafvollzugsbehörde mit dem Untertitel Battle for Freedom. Die Kämpfe bieten für die Häftlinge die große Chance, früher als vom Gericht festgelegt aus dem Gefängnis zu kommen. Der Deal ist simpel: Benehmen sich die Insassen außerhalb des Rings ordentlich und innerhalb wie Kampfmaschinen, wird ihr Gefängnisdirektor sie früher in die Freiheit entlassen. Fünf, sechs Siege reichen schon, um die eigene Haftstrafe um mehrere Jahre zu verringern. ...