Lage im Überblick

Hamas: Israel gefährdet mit Offensive Leben der Geiseln

Israels Armee rückt in der Stadt Gaza vor. Sollte sie sich nicht zurückziehen, würden Soldaten und Geiseln sterben, verkündet die Hamas. Auch andernorts gibt es Kämpfe - mit Toten auf beiden Seiten.  

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Der Krieg im Gazastreifen dauert bereits seit fast zwei Jahren an. (Archivbild) Foto: Abdel Kareem Hana/AP/dpa

Quelle: Deutsche Presse-Agentur (dpa).
Die BZ-Redaktion hat diese Meldung nicht redaktionell bearbeitet.

Gaza (dpa) - Während die israelische Armee auf das Zentrum der Stadt Gaza im nördlichen Gazastreifen vorrückt, werden ihre Truppen im Süden des Küstengebiets weiter in vereinzelte Kämpfe verwickelt. Vier israelische Soldaten wurden dort am Donnerstag in Rafah bei der Explosion eines Sprengsatzes getötet, wie das Militär bekanntgab. Auf palästinensischer Seite starben laut medizinischen Kreisen am selben Tag erneut Dutzende Menschen, allein 38 in der Stadt Gaza. Derweil verhinderten die USA mit ihrem Veto im UN-Sicherheitsrat abermals eine Resolution zur Besserung der humanitären Lage.

Der am Einstimmigkeitsprinzip gescheiterte Resolutionstext sollte tiefe Besorgnis über eine Hungersnot in dem abgeriegelten Küstenstreifen zum Ausdruck bringen. Zudem wurde die israelische Regierung im Entwurf aufgefordert, "alle Beschränkungen für die Einfuhr humanitärer Hilfe nach Gaza unverzüglich und bedingungslos aufzuheben".

Die USA als Israels wichtigster Verbündeter stimmten jedoch als einziges Land im mächtigsten UN-Gremium gegen die Beschlussvorlage - daneben gab es 14 Ja-Stimmen. US-Vertreterin Morgan Ortagus begründete das Veto Washingtons damit, dass die Resolution die palästinensische Terrororganisation Hamas unterstützt hätte.

Hamas droht Israel: Gaza wird Friedhof für eure Soldaten

Die Hamas richtete drohende Worte an die israelische Armee und ließ wissen, dass sie in der Stadt Gaza "Tausende Hinterhalte und Sprengsätze vorbereitet" habe. "Gaza wird ein Friedhof für eure Soldaten sein." Zudem habe man die aus Israel entführten Geiseln auf mehrere Viertel der Stadt verteilt. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen. 

Die trotz aller Warnungen von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu befohlene Militäroffensive werde zur Folge haben, dass keine der Geiseln nach Israel zurückkehre, hieß es weiter. Man werde keine Rücksicht auf das Leben der Verschleppten nehmen, "solange Netanjahu beschließt, sie zu töten", teilte der militärische Arm der Hamas, die Kassam-Brigaden, mit.

Israel hatte in der Nacht zu Dienstag eine höchst umstrittene Bodenoffensive in der Stadt begonnen. Ziel ist es laut Regierungsangaben, dort eine der letzten Hochburgen der Hamas zu zerschlagen und die Freilassung der Geiseln zu erzielen.

Im Gazastreifen befinden sich noch 48 Geiseln. Nach israelischen Informationen dürften 20 von ihnen noch leben, bei den anderen geht es um die Übergabe ihrer sterblichen Überreste. Die Angehörigen der Geiseln werfen Israels Regierung vor, mit der Offensive das Leben derjenigen zu riskieren, die noch immer in der Gewalt der Islamisten sind. 

Armee: Knapp die Hälfte der Bewohner hat Stadt Gaza verlassen 

Seit Beginn der Bodenoffensive in der Stadt habe man mehr als 1.200 Ziele angegriffen, teilte der israelische Armeesprecher Effie Defrin mit. Inzwischen hätten schätzungsweise mehr als 450.000 palästinensische Bewohner die Stadt verlassen. Trotz der Kämpfe und der "Versuche der Hamas, die Evakuierung der Zivilbevölkerung gewaltsam zu verhindern", ermögliche die Armee der Bevölkerung die Flucht aus der Stadt, erklärte der Armeesprecher. Die Menschen sollen sich in eine sogenannte humanitäre Zone im Süden begeben.

Auch die Angaben des Armeesprechers ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. Vor der Offensive hatten sich rund eine Million Menschen in der Stadt Gaza aufgehalten. Inzwischen rücken die israelischen Truppen dort weiter zum Stadtzentrum vor, wie Defrin erklärte. Zwei Divisionen seien im Einsatz, eine weitere werde voraussichtlich in den kommenden Tagen dazustoßen. Eine Division besteht in der Regel aus 10.000 bis 15.000 Soldatinnen und Soldaten.

Man stelle sich auf einen "komplexen Häuserkampf" ein, erklärte die Armee. Im Süden des abgeriegelten Küstenstreifens sei eine weitere Division nach wie vor im Einsatz. "Unsere Einheiten greifen weiterhin terroristische Infrastruktur und Hamas-Kämpfer über und unter der Erde an", sagte Defrin.

Israelische Soldaten bei Anschlägen getötet

Vier israelische Soldaten wurden dort im Raum Rafah durch eine am Straßenrand platzierte Bombe getötet und drei weitere verletzt, wie die Armee mitteilte. Obwohl die Hamas in Rafah infolge schwerer israelischer Bombardierungen und Kämpfe weitgehend besiegt und ihre Infrastruktur zerstört sei, gehe die israelische Armee davon aus, dass sich dort noch mehrere Dutzend Kämpfer der Hamas befinden, schrieb die "Times of Israel".

Zwei weitere israelische Soldaten wurden am Donnerstag bei einem Anschlag an einem von Israel kontrollierten Grenzübergang zwischen Jordanien und dem Westjordanland getötet. Nach Armeeangaben war der mutmaßliche Täter mit einem Lastwagen angekommen, mit dem humanitäre Hilfsgüter in den Gazastreifen transportiert werden sollten. Der Jordanier habe auf seine Opfer eingestochen, meldete unter anderem die "Times of Israel" unter Berufung auf Ermittler. Sicherheitskräfte hätten den Täter "ausgeschaltet" - was in der Regel bedeutet, dass der Mann getötet wurde.

Jordanien leitete Untersuchungen zu dem Vorfall ein. Israels Armeechef Ejal Zamir riet der politischen Führung Armeeangaben zufolge, vorerst keine Hilfslieferungen für den Gazastreifen über den Landweg aus Jordanien mehr zuzulassen.

Der Krieg in dem abgeriegelten Küstengebiet hatte mit dem Überfall der Hamas und weiterer islamistischer Terroristen auf Israel am 7. Oktober 2023 begonnen. Dabei wurden rund 1.200 Menschen getötet und mehr als 250 in den Gazastreifen verschleppt. Im Zuge des dadurch ausgelösten Gaza-Kriegs wurden nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums rund 65.000 Palästinenser in dem Küstengebiet getötet, darunter zahlreiche Frauen und Kinder. 

Macron: Israel zerstört seinen Ruf

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron warnt vor einem Reputationsverlust Israels wegen des militärischen Vorgehens des Landes und der vielen zivilen Opfer im Gazastreifen. "Sie zerstören vollständig das Ansehen und die Glaubwürdigkeit Israels, nicht nur in der Region, sondern in der öffentlichen Meinung überall", sagte Macron dem israelischen Sender Channel 12. Die Hamas müsse zerstört werden, militärische Kriegsführung reiche dafür aber nicht aus.

Macron macht seit langem Druck auf Israel, den Krieg zu beenden. Ein weiterer Vorstoß ist die von ihm angekündigte offizielle Anerkennung eines Staates Palästina durch Frankreich bei der UN-Generalversammlung kommende Woche.

© dpa‍-infocom, dpa:250919‍-930‍-57013/2

Schlagworte: Emmanuel Macron, Effie Defrin, Benjamin Netanjahu

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