BZ-Interview
Historiker Gerd Koenen hält Kommunismus für paradox

Gerd Koenen war in jungen Jahren Mitglied des Kommunistischen Bundes. Jetzt hält er in der Uni Freiburg einen Vortrag über die Oktoberrevolution. Im Vorfeld sprach Thomas Steiner mit ihm.
Mit der Revolution 1917 wurde Russland zum ersten kommunistischen Staat der Welt. Der Historiker Gerd Koenen schreibt in seinem Buch "Die Farbe Rot" über dieses Ereignis, seine Vor- und Nachgeschichte.
"Russland hätte auf einen anderen historischen Pfad kommen können."
BZ: Herr Koenen, wir würden jetzt nicht über 100 Jahre Oktoberrevolution reden, wäre die Geschichte etwas anders verlaufen. Sie beschreiben in Ihrem Buch, dass Lenins Bolschewiki die Macht nur in einem Zeitfenster weniger Tage übernehmen konnten. Wäre es ihnen nicht gelungen, hätte es dann jemals den russischen Kommunismus gegeben?
Koenen: Russland hätte jedenfalls auf einen anderen historischen Pfad kommen können. Es gab ja die Verfassungsgebende Versammlung, die eine neue, demokratische Interims-Regierung hätte wählen können, vermutlich eine sozialistische Koalitionsregierung. Es hätte natürlich auch eine Militärdiktatur geben können. Allerdings wäre das Imperium dann zerfallen, so ...
"Russland hätte auf einen anderen historischen Pfad kommen können."
BZ: Herr Koenen, wir würden jetzt nicht über 100 Jahre Oktoberrevolution reden, wäre die Geschichte etwas anders verlaufen. Sie beschreiben in Ihrem Buch, dass Lenins Bolschewiki die Macht nur in einem Zeitfenster weniger Tage übernehmen konnten. Wäre es ihnen nicht gelungen, hätte es dann jemals den russischen Kommunismus gegeben?
Koenen: Russland hätte jedenfalls auf einen anderen historischen Pfad kommen können. Es gab ja die Verfassungsgebende Versammlung, die eine neue, demokratische Interims-Regierung hätte wählen können, vermutlich eine sozialistische Koalitionsregierung. Es hätte natürlich auch eine Militärdiktatur geben können. Allerdings wäre das Imperium dann zerfallen, so ...