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Zisch-Interview

"Ich arbeite, wenn andere tief und fest schlafen"

  • John-Geatano La Fata, Klasse 4a, Schulzentrum Oberes Elztal & Elzach

  • Do, 13. Juli 2017, 11:03 Uhr
    Zisch-Texte

Im wunderschönen Elzach im Schwarzwald gibt es eine seit Langem bestehende Bäckerei. Fast jeden Morgen kaufen wir dort unser Backwaren, welche sehr lecker sind. Ein Interview mit Bäckermeister Rudolf Weber.

John-Geatano La Fata mit Bäckermeister Rudolf Weber in dessen Backstube  | Foto: Privat
John-Geatano La Fata mit Bäckermeister Rudolf Weber in dessen Backstube Foto: Privat
Ich fragte mich immer, wer denn schon um 6.30 Uhr so viele Sachen backen konnte. Das hat mich neugierig gemacht, und deshalb habe ich die Bäckereifachverkäuferin und Frau des Inhabers, Barbara Weber, gefragt, wer denn das alles gemacht hat. Sie antwortete mit einem sehr charmanten Lächeln, dass ihr Mann nachts die Sachen gebacken hat und wenn ich möchte, dürfte ich ihn auch interviewen. Plötzlich kam mir in den Sinn, dass ich nachts aufstehen musste, um das Interview zu machen. Damit wären meine Eltern sicherlich nicht einverstanden gewesen, aber ich hätte es super gefunden. Bäckermeister Rudolf Weber und ich führten dann am helllichten Tag das Interview:

Zisch: Wie viel Backwaren werden am Tag gebacken?
Weber: Zirka 15 Sorten Brötchen und 15 Sorten Brot plus 15 Sorten Süßgebäck, wie Plunderteilchen, Croissant, Hefeschnecken und alles, was das Herz begehrt.
Zisch: Wann haben Sie am meisten Gäste?
Weber: In der Bäckerei morgens, im Café mittags und am Nachmittag. Aber auch Reservierungen für Frühstück und Kaffeeklatsch haben wir sehr oft. Sonntags kommt auch mal ganz gerne spontan ein voller Reisebus. Aber wir sind für alles sehr gut gerüstet.
Zisch: Ist es sehr stressig, all diese Backwaren nachts herzustellen?
Weber: Sehr oft sogar, denn wir müssen immer auch unsere Liefertermine und Lieferzeiten einhalten. Gerade, wenn ein Mitarbeiter mal ausfällt oder im Urlaub ist, sollen unser Kunden ja trotzdem das gesamte Warensortiment zur Verfügung haben.
Zisch: Haben Sie genug Mitarbeiter?
Weber: Meistens zu wenige.
Zisch: Beliefern Sie auch Firmen oder Tankstellen?
Weber: Ja, wir beliefern etliche Schulen, damit die Schüler in den Pausen etwas zu essen haben (lacht). Ich habe schon von meinen Mitarbeiterinnen gehört, dass es dabei sehr lebhaft zugehen kann (lacht wieder). Auch andere Bäckereien und Kliniken sowie Altersheime werden von uns beliefert.
Zisch: Wie viele Backöfen werden voll?
Weber: Also Öfen sind zwei da. Ein Etagenofen – da macht man Blech für Blech rein – für Brot und süße Teilchen bei rund 200 Grad und ein Stickenofen – da werden ganze Blechwägen reingeschoben. Dort werden die Brötchen bei 250 Grad gebacken.
Zisch: Seit wann gibt es das Café Weber?
Weber: Seit 1925 – das steht sogar über der Eingangstür. Es besteht bereits in der dritten Generation. Darauf bin ich sehr stolz.
Zisch: Bis wann fahren Sie die Backwaren aus?
Weber: Immer bis mittags will ich fertig sein, weil meine Frau immer ein leckeres Mittagessen gekocht hat, und ich nicht zu spät kommen will (lächelt). Sonst wird das Essen kalt.
Zisch: Wann müssen Sie aufstehen?
Weber: Immer zwischen 1.30 und 1.45 Uhr. Um zwei Uhr nachts fange ich an zu arbeiten. Ich kann so lange schlafen, weil die Bäckerei direkt unter unserer Wohnung liegt, und ich die Fahrt zur Arbeit nicht mehr vor mir habe. Das ist der Vorteil, wenn man im eigenen Haus arbeitet.
Zisch: Wann gehen Sie ins Bett, und wann haben Sie Feierabend?
Weber: Nach dem Beliefern unserer Kunden bin ich mit einem Teil meiner Arbeit fertig, um zwölf Uhr esse ich meistens zu Mittag, und danach mache ich noch die Büroarbeit. Ich gehe dann gegen
14 Uhr ins Bett, wenn andere arbeiten. Ich arbeite, wenn alle tief und fest schlafen.
Zisch: Haben Sie noch Zeit für Freizeit?
Weber: (schaut etwas traurig) Für Freizeit bleibt sehr sehr wenig Zeit. Ich habe früher gerne an der Fasnet Schuttig gemacht (das ist das Fasnachtshäs von Elzach, d. Red.). Das geht jetzt aus Zeitgründen nicht mehr.
Zisch: Welche Backwaren essen Sie am liebsten?
Weber: Vollkornbrötchen und süße Teilchen und Torten. Die Torten schmecken selbstgemacht von unserer Konditorin so lecker.
Zisch: Haben Sie eine Internetseite?
Weber: Nein, aber wir spielen schon länger mit dem Gedanken. Wenn die Zeit es zulässt, kümmern wir uns darum.
Zisch: Suchen Sie Mitarbeiter?
Weber: Ständig! Gutes Fachpersonal ist leider schwer zu bekommen.
Zisch: Was braucht man und wie ist die Ausbildung zum Bäcker?
Weber: Man braucht einen Werkrealschulabschluss. Nach einer Ausbildungszeit von drei Jahren hat man dann den Abschluss zum Gesellen. Wenn man allerdings eine weitere Ausbildung zum Konditor machen will, kann man diese Ausbildung um ein Jahr verkürzen. Man muss dann nur zwei Jahre lang eine Ausbildung machen. Wenn man dann drei bis fünf Jahre als Geselle gearbeitet hat, kann man die Meisterprüfung ablegen. Erst dann sollte man eine eigene Bäckerei eröffnen.
Zisch: Wie sind Ihre Öffnungszeiten?
Weber: Wir haben das ganze Jahr geöffnet. Wir öffnen immer um 5.15 Uhr bis um 18 Uhr. Montags ist unser Ruhetag. Dort nehme ich weitere Termine wahr und widme mich meistens der liegen gebliebenen Büroarbeit. Auch sonntags haben wir geöffnet. Allerdings erst ab 12.30 Uhr.
Zisch: Zum Glück. So haben wir immer leckere und frische Backwaren.

Herr Rudolf Weber ist Bäckermeister in der 3. Generation. Er ist verheiratet und hat einen Sohn.

Ressort: Zisch-Texte

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