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"Ich habe seit 20 Jahren Parkinson"

  • Timo Lohrbach & Ernst Eckhardt und

  • Fr, 04. Mai 2012
    Zisch-Texte

ZISCH-INTERVIEW mit Hanspeter Schlozer, der über die Ursachen seiner Krankheit spricht und von seiner Selbsthilfegruppe erzählt.

Die drei Zisch-Reporter und ihr Interv...z Krankheit nicht benachteiligt fühlt.  | Foto: privat
Die drei Zisch-Reporter und ihr Interviewpartner, der sich trotz Krankheit nicht benachteiligt fühlt. Foto: privat

Die Zisch-Reporter Timo, Ernst und Oliver haben den an Parkinson erkrankten Hanspeter Schlozer (58) interviewt. Parkinson ist eine unheilbare Krankheit. Herr Schlozer betreut nachmittags in der Rosenburgschule in Müllheim die Schüler bei den Hausaufgaben. Die Viertklässler wollten von ihm erfahren, was es mit dieser Krankheit auf sich hat.

Zisch: Wie kam es dazu, dass Sie in der Schule arbeiten, trotz Ihrer Krankheit?
Hanspeter Schlozer: Durch eine Bekannte, die bereits in der Rosenburgschule in der Hausaufgabenhilfe mithalf. Sie wusste, dass ich pensioniert bin und gerne mit Kindern zusammenarbeite. Wir haben selbst vier Kinder und zwei Pflegekinder. Außerdem sah ich darin eine gute Gelegenheit, auch geistig fit zu bleiben. Ich selbst mache gerne Mathe.
Zisch: Wie haben Sie gemerkt, dass Sie Parkinson haben?
Schlozer: Das Schreiben ist mir mit der Zeit immer schwerer gefallen, die Schrift
wurde immer kleiner und unleserlicher. Die Feinmotorik wurde schlechter.
Zisch: Wie äußert sich die Krankheit?
Schlozer: Im Gehirn fehlt der Stoff Dopamin zur Befehlsübermittlung. Das macht
sich vor allem durch Zittern, Bewegungsverlangsamung und Muskelsteifheit bemerkbar.
Zisch: Wie haben Sie die Krankheit bekommen?
Schlozer: Man vermutet, dass es durch Umwelteinflüsse, Elektrosmog oder Lösungsmittel ausgelöst wird. Die wirklichen Ursachen kennt man nicht.
Zisch: Seit wann haben Sie Parkinson?
Schlozer: Ungefähr seit 20 Jahren.
Zisch: Wie viele Menschen in Deutschland haben Parkinson?
Schlozer: Es sind zwischen 150 000 und 200 000 Menschen.
Zisch: Fühlen Sie sich manchmal benachteiligt?
Schlozer: Nein, ich fühle mich nicht benachteiligt.
Zisch: Müssen Sie manchmal ins Krankenhaus, weil Sie krank sind?
Schlozer: Einmal im Jahr muss ich das Herz untersuchen lassen und alle zwei
Monate werden Blut und Leberwerte untersucht. Dafür brauche ich aber nicht in der Klinik bleiben.
Zisch: Was können Sie wegen dieser Krankheit nicht mehr machen?
Schlozer: Ich darf keinen LKW mehr fahren. Holzhacken und mit Hammer und
Meißel arbeiten ist fast nicht mehr möglich.
Zisch: Ist Parkinson vererbbar?
Schlozer: Das weiß man nicht.
Zisch: Wie gehen Sie mit dieser Krankheit um?
Schlozer: Ich fahre oft Fahrrad, gehe ins Fitnessstudio und mache Nordic Walking. Mit viel Sport bewahre ich meine Beweglichkeit und kann den Verlauf der Krankheit verlangsamen. Trotzdem geht es nicht ohne Medikamente. Am Tag nehme ich zur Zeit 19 Tabletten ein.
Zisch: Was für einen Beruf haben Sie ausgeübt bevor Sie krank wurden?
Schlozer: Ich war Ausbildungslokführer, zuvor Lokführer und gelernter
Maschinenschlosser.
Zisch: Kennen Sie noch andere Parkinsonkranke?
Schlozer: Seit zwei Jahren arbeite ich in einer Selbsthilfegruppe in Schliengen in
der Teamleitung mit. Im Schnitt sind wir bis zu 20 Personen aus dem Raum Müllheim, Schliengen und Sulzburg. Es ist sehr wertvoll, einen Erfahrungsaustausch und gegenseitige Unterstützung zu erleben. Wir treffen uns einmal im Monat und haben schon viel Ermutigung durch Fachbeiträge von Logopäden, Ernährungsberatern und Krankengymnasten erhalten.

Ressort: Zisch-Texte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 04. Mai 2012: PDF-Version herunterladen

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