Psyche eines Feuerwehrmannes

"Ich hoffe immer, dass keine Menschenleben in Gefahr sind"

Es ist drei Uhr morgens, die Miglieder der Berufsfeuerwehr Freiburg schlafen als plötzlich das schrille Klingeln der Alarmglocken ertönt. 20 der 100 Feuerwehrmänner machen sich einsatzbereit und fahren zur Unfallstelle. Haben Sie sich schon einmal gefragt, wie sich ein Feuerwehrmann dabei fühlt? Oder wie er alles verarbeitet? Johanna Jautz hat mit Feuerwehrmann Alexander Jautz von Berufsfeuerwehr Freiburg darüber gesprochen.  

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Die Berufsfeuerwehr bei einem Brand am Freiburger Kartoffelmarkt  | Foto: Peter Disch
Die Berufsfeuerwehr bei einem Brand am Freiburger Kartoffelmarkt Foto: Peter Disch
Zischup: Wie ist die Feuerwehr aufgebaut?
Jautz: Es gibt 125 Mitarbeiter. 100 davon sind Schichtbeamte, die in drei Schichten aufgeteilt sind. Dann gibt es noch 25 Verwaltungsbeamte, darunter der Chef, der vorbeugende Brandschutz,
die allgemeine Verwaltung und die verschiedenen Abteile, wie die Ausbilder oder die Techniker.

Zischup: Was hat Sie dazu bewogen, Feuerwehrmann zu werden?
Jautz: Nach meiner Lehre als Elektriker habe ich mich gefragt, wie mein weiteres Leben verlaufen soll. Durch einen sehr guten Bekannten, der bei der Berufsfeuerwehr tätig war, wusste ich, dass man Menschen in Not helfen kann und ich das tun wollte.

Zischup: Was sind Ihre Gedanken beziehungsweise Gefühle, wenn Sie zu einem Einsatz fahren?
Jautz: Ich frage mich, was wir dort antreffen werden und was uns erwartet. Ich bin sehr angespannt und mache mir Gedanken darüber, was maximal passieren kann. Ich hoffe immer, dass keine Menschenleben in Gefahr sind. Ich mache mir ein Bild des Unfallortes und mache mir Gedanken um die technischen Mittel.

Zischup: Sprechen Sie nach einem schlimmen Ereignis mit Psychologen, der Familie oder Ihren Feuerwehrkollegen?
Jautz: Es gibt seit zehn Jahren die Möglichkeit, mit sogenannten Notfallseelsorgern zu sprechen. Mit der Familie spreche ich nur oberflächlich darüber, aber erzähle keine Details. Ich spreche eher mit meinen Kollegen über das Geschehene. Sie wissen, wie man sich fühlt, weil sie dasselbe durchgemacht haben. Die Gruppe stärkt uns, wir sind wie eine große Familie.

Zischup: Bekommen Sie allgemein Hilfe von außen?
Jautz: Wenn man Hilfe braucht, muss man sich an die Notfallseelsorger wenden. Es gibt aber auch Situationen, bei denen Unfälle schlimmer waren und der Inspektionsleiter Sitzungen einberuft, damit wir in der Gruppe über das Geschehene reden können.

Zischup: Ist ein Psychologe vor Ort?
Jautz: Je nach Art des Unfalls kommt auf Anfrage ein Notfallseelsorger an den Unfallort.

Zischup: Wie verarbeiten Sie zum Beispiel einen Unfall mit Todesfolge bei Bekannten?
Jautz: Natürlich ist es sehr schwierig. Man macht sich viele Gedanken darüber und muss trotzdem professionell bleiben. Ich gehe respektvoll damit um und rede mit meinen Kollegen darüber.

Zischup: Gibt es privat Möglichkeiten, Hilfe zu suchen? Zum Beispiel in Selbsthilfegruppen?
Haben Sie das schon in Anspruch genommen?
Jautz: Sicherlich gibt es die Möglichkeit, sich Hilfe zu suchen, aber nicht in der Art als Selbsthilfegruppe. Es gibt speziell für Beamte die Notfallseelsorger. Aber privat habe ich diese Hilfen noch nicht genutzt, weil es noch nicht notwendig war.

Zischup: Würden Sie ihren Beruf wieder wählen?
Jautz: Ja, das würde ich. Feuerwehrmann zu sein ist sehr interessant und vielseitig. Man kann in schwierigen Situationen Menschen helfen. Es ist auch schön bei Einsätzen, das Gefühl zu haben, helfen zu können. Das Schönste an dem Beruf ist das innige Verhältnis zwischen mir und meinen Arbeitskollegen und das ist hoch zu bewerten!

Zischup: Fragen Sie sich manchmal, ob Sie bei einem Einsatz versagt haben?
Jautz: Nein, ich frage mich nicht ob ich versagt habe, sondern eher, was ich besser beziehungsweise anders hätte machen können.

Zischup: Hätten Sie schon mal ohne die Anweisungen ihres Vorgesetzten anders gehandelt?
Jautz: Ja, das hätte ich, aber in meinem Beruf muss man sich aufeinander verlassen können. Ich muss den Befehl ausführen, denn es geht um Leben und Tod.


Zischup: Leben Sie bewusster, weil Sie bei ihrer Arbeit mit dem Tod konfrontiert werden?
Jautz: Klar, man macht sich mehr Gedanken, aber der Alltag holt einen ein.
Allerdings wird man auf gewisse Gefahren sensibilisiert.
Ich achte schon mehr auf meine und anderer Leute Sicherheit.

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