Ich kann dich hören, aber ich möchte dich verstehen
Überall fremde Laute und Sätze, von denen ich kein einziges Wort verstanden habe. So ging es mir, als ich in Deutschland angekommen bin. Das ist nun ein Jahr her.
Lawan Khayyat, Klasse 9d, Kreisgymnasium, (Bad Krozingen)
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Ich gehe zurzeit in die neunte Klasse des Kreisgymnasiums Bad Krozingen, kann aber leider nicht jeden Unterricht besuchen, weil ich viele Deutschkurse besuchen muss, um bis zum Abitur Deutsch sprechen zu können. In den Unterrichtsstunden, die ich besuchen kann, gebe ich mein Bestes. Aber es braucht wirklich viel Geduld und Zeit und es kostet viel Anstrengung. Es ist definitiv keine leichte Aufgabe. Am Anfang war es sehr schwer für mich, ich war so gestresst, dass ich plötzlich eine Panikattacke mitten im Unterricht bekam und den Kurs verlassen musste. Ich musste plötzlich weinen und hatte das Gefühl, nicht mehr atmen zu können. Es war alles zu viel.
Seither habe ich Strategien gefunden, die mir helfen. Zum Beispiel habe ich vor kurzem eine Klassenarbeit geschrieben, eine Charakterisierung auf Deutsch. Ich konnte sie schreiben, indem ich das Wörterbuch für Wörter benutzte, die ich nicht auf Deutsch kannte. Ich lese auch gerne Bücher und die Zeitung auf Deutsch. Ich versuche, alle Wörter, die ich nicht kenne, zu unterstreichen und sie im Wörterbuch oder mit Google-Translate zu übersetzen. Meine Klassenkameraden sind sehr nett und hilfsbereit, aber manchmal ist es auch schwer für sie, für mich während des Unterrichts zu übersetzen und gleichzeitig selbst weiterzuarbeiten.
Wenn man nach Deutschland zieht, schafft die Sprache eine Barriere, die niemand zu verstehen scheint. Wenn jemand, der kein Deutsch kann, in den Supermarkt geht und etwas braucht, das er nicht finden kann, hat er keine Möglichkeit zu fragen. Die Kommunikation im täglichen Leben ist sehr eingeschränkt, und wenn jemand sagen will, was ihm auf der Seele liegt, es aber nicht kann, ist er frustriert. So geht es auch mir.
Ich denke, dass es meiner Freundin Alesia ähnlich geht, die mit mir den Deutschkurs der Vorbereitungsklasse unserer Schule besucht. Sie kommt aus der Ukraine. Sie meint, dass sich die Schulen in der Ukraine vor allem im Umgang mit neuen Schülerinnen und Schülern von den deutschen Schulen unterscheiden. In Deutschland dauere es länger, bis ein neuer Schüler oder eine neue Schülerin vollständig in der Klasse integriert ist. Eigentlich hat sie Spaß am Erlernen neuer Sprachen, doch da sie immer an ihr Zuhause denken muss, fehlt ihr die Motivation. Das führt dazu, dass sie, wie viele andere Kinder, die ihr Land verlassen mussten, denkt, dass ihre Pläne für die Zukunft ruiniert seien und die Mammutaufgabe, eine neue Sprache zu erlernen, um den Schulabschluss in diesem Land zu schaffen, sie in die Verzweiflung treibt.
Mein Rat an jedes Kind, das nach Deutschland oder irgendwo auf der Welt umzieht und die Sprache nicht kennt: Es ist nicht unmöglich, wenn du es versuchst. Versuche, deine schlechte Situation in eine gute zu verwandeln, du musst nur für den Moment stark sein, dich mit den Menschen umgeben, die du liebst, die Dinge tun, die du magst, und dich nicht zu sehr unter Druck setzen. Mit der Zeit und harter Arbeit wird alles klappen. Wir dürfen uns nicht von den Diktatoren dieser Welt unsere Laune verderben lassen, sie haben es nicht verdient!
"Alle lächeln in der gleichen Sprache." – George Carlin
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