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"Ich liebe Löwen und Tiger"

  • Sa, 09. Oktober 2010
    Zisch-Texte

ZISCH-REPORTER UNTERWEGS: Acht Klassen besuchen den Zirkus Charles Knie und interviewen Dompteur Alexander Lacey.

Zisch-Reporter beim Interview: Dompteu...cey beantwortet Fragen im Zirkuszelt.   | Foto: M. Bamberger
Zisch-Reporter beim Interview: Dompteur Alexander Lacey beantwortet Fragen im Zirkuszelt. Foto: M. Bamberger

Alexander Lacey hat einen gefährlichen Beruf: Er ist Raubtierdompteur im Zirkus Charles Knie. Mit seinen Tigern und Löwen war er vergangene Woche in Freiburg. Die Zisch-Reporter der Schneeburgschule, Alemannenschule Mengen, GHS Umkirch, Hofackerschule, Schneckentalschule, Adolf-Gänshirt-Schule, Schönbergschule und Albert-Schweitzer-Grundschule haben eine Raubtierprobe im Zirkuszelt erlebt – und Alexander Lacey danach interviewt.

Madeline: Wie kamen Sie zum Zirkus und in welchem Alter haben Sie angefangen, mit Raubtieren zu arbeiten?
Alexander Lacey: Meine Mutter und mein Vater waren schon im Zirkus. Mein Vater hat mit Löwen gearbeitet, genau wie ich. Ich stand mit zwölf Jahren das erste mal in der Manege. Damals habe ich aber nur die Podeste verschoben.

Amelie: Herr Lacey, warum haben Sie sich so einen gefährlichen Beruf ausgesucht?

Lacey: Für mich ist das kein gefährlicher Beruf. Ich liebe Löwen und Tiger, deshalb arbeite ich mit ihnen.

Sophia: Wie sieht Ihr Tagesablauf aus und was machen Sie im Winter?
Lacey: Ich bin den ganzen Tag mit meinen Tieren zusammen, von 7.30 Uhr morgens bis spät abends um halb elf. Im Winter hat der Zirkus sechs Wochen Winterpause. Dann habe ich Urlaub – und die Tiere auch. Das ist wichtig, denn insgesamt gibt es 650 Vorstellungen im Jahr.

Lotte: Wie wird man Dompteur, was muss man alles lernen?
Lacey: Mein Vater war Raubtierdompteur. Ich habe ihn gefragt, ob ich das auch werden kann. Er hat gesagt, dass ich erst fünf Jahre mit den Tieren zusammen sein muss, bevor ich mit ihnen trainieren kann. Also habe ich sie fünf Jahre gepflegt, gefüttert und ihr Gehege ausgemistet.

Shahin: Was macht Ihnen an Ihrer Arbeit am meisten Spaß?

Lacey: Jeder Tag ist anders, das liebe ich. Heute habe ich zum Beispiel von Mali gelernt. Sie war das erste Mal in der Manege vor Publikum. Sie hatte Angst, und ich hab das gespürt und reagiert. So habe ich von ihr gelernt. Man darf Tiere zu nichts zwingen.

Niklas: Bekommen Raubtiere im Zirkus auch Nachwuchs? Sind das dann wieder
Zirkustiere?
Lacey: Ja, das bekommen sie. Meine Löwen sind schon seit zehn Generationen im Zirkus. Der Vater, Opa, der Uropa – alle waren im Zirkus, und bleiben dort.

Simon: Sie zähmen Tiere, haben Sie Löwen oder Tiger schon einmal in der freien Natur gesehen?
Lacey: Ja, als ich mit meinem Bruder in Südafrika war, habe ich welche gesehen. Aber ich trainiere indische Tiger, die sind sehr selten in freier Natur. Leider habe ich noch keine gesehen.

Klara: Haben Sie schon einmal mit einem Tier gearbeitet, das sich nicht zähmen ließ?

Lacey: An manchen Tagen haben Tiere keine Lust, das ist wie bei euch in der Schule. Dann lasse ich das Tier in Ruhe, es bleibt im Käfig und geht nicht in die Manege. Das ist in Ordnung.

Levin: Herr Lacey, ist es wirklich schön, für Tiger von einem Kasten zum nächsten zu springen?

Lacey: Die Tiere lieben die Manege. Das müssen sie auch. Ich kann sie nicht dazu zwingen, sie sind viel stärker als ich. Aber ich finde heraus, was jeder besonders gut kann. Das eine Tier kann gut springen, das andere rollt sich gerne auf dem Boden hin und her.

Johanna: Raubtiere haben in der freien Wildbahn viel Freiheit. Haben Sie im Zirkus genügend Platz, dass die Tiere Auslauf haben und sich wohlfühlen können?

Lacey: Die Tiere haben ein großes Außengehege. Sie brauchen vor allem genügend Platz, um zu essen und zu schlafen. Im Zoo schlafen sie 18 bis 21 Stunden am Tag. Im Zirkus ist das nicht so. Hier haben sie immer wieder etwas zu tun, das fordert sie. Außerdem wechseln wir immer wieder die Städte, so haben die Tiere Abwechslung.

Massih: Häufig hört man, dass Zirkustiere nicht artgerecht gehalten werden. Wie
gehen Sie mit dem Vorwurf um?

Lacey: Viele Leute, die das sagen, verstehen nicht viel von Tieren. Wenn du wie ich mit ihnen arbeitest, dann spürst du genau, was sie wollen. Meine Tiere leben 21 Jahre im Zirkus, ihr Leben ist anders als in der Natur. Sie dürfen hier keinen Stress haben und müssen sich wohl fühlen, sonst würden sie nicht mit mir in die Manege gehen.

Timo: Merken die Tiere, wenn Sie nervös sind?

Lacey: Wenn ich nervös bin, merken sie das sehr schnell. Ich bin der Chef in der Manege, ich muss ruhig sein. Ich bin wie ein Kapitän einer Fußballmannschaft. Was ich ausstrahle, wirkt dann auf die Tier.

Lukas: Bekommen die Tiere vor der Aufführung etwas zu fressen?

Lacey: Nein. Die Tiere springen ja bis zu sechs Meter weit. Sie essen 10 bis 16 Kilo Fleisch, das wäre dann zu viel im Magen. Sie fressen deshalb ganz früh am Morgen und abends.

Lukas: Hat Sie schon mal ein Tier angegriffen?

Lacey: Nein, noch nie. Mein Vater sagte: Wenn du ein guter Boxer bist, bekommst du keinen Schlag auf die Nase. Wenn du ein guter Dompteur bist, wirst du nicht angegriffen.

Arvid: Was tun Sie, wenn es doch gefährlich wird?

Lacey: Ein guter Dompteur weiß, wie das Tier reagiert. Und er denkt voraus. Meine Tiger sind bis zu 350 Kilo schwer, ich bin 80 Kilo schwer. Ich habe keine Chance gegen ihn. Deshalb muss ich immer wissen, was mein Tier tut. Aber ich bin der Chef.

Ressort: Zisch-Texte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Sa, 09. Oktober 2010: PDF-Version herunterladen

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