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"Ich mag die Abwechslung"

  • Fr, 24. Juli 2009
    Zisch-Texte

     

Zisch-Intverview mit Markus Maier, Redakteur der Badischen Zeitung in der Lokalredaktion Weil am Rhein

An einem Montag hatten wir, die Klasse 4 a der Hans-Thoma-Schule Haltingen Besuch von dem Redakteur Markus Maier von der Badischen Zeitung. In unserer Klasse gibt es ein paar Kinder, die später einmal gerne bei der Zeitung arbeiten würden. Deshalb haben wir ein Interview mit ihm gemacht und ihm viele Fragen gestellt – über seine Arbeit und seinen Beruf.

Zisch: Herr Maier, wo und in welcher Abteilung arbeiten Sie denn?
Markus Maier: Ich arbeite für die Redaktion Weil am Rhein. Diese Redaktion befindet sich in Weil auf der Insel in einem Hochhaus.

Zisch: Wie sieht Ihre tägliche Arbeit aus?
Maier: Das lässt sich gar nicht so einfach beschreiben, weil die Tage sehr unterschiedlich verlaufen. Normalerweise beginnen wir mit einer Besprechung und teilen die Arbeit auf. Dann füllen wir die Zeitungsseiten auf mit dem, was die Leser interessiert. Normalerweise sind wir so gegen 19 Uhr fertig mit der ganzen Zeitung.

Zisch: Wie lange arbeiten Sie am Tag?
Maier: Das kann man nicht so einfach sagen. Es gibt ja Vorschriften, wie lange man arbeiten soll, aber daran kann man sich nicht immer halten. Manchmal gibt es zum Beispiel wichtige Abendtermine. In der Regel arbeiten wir 7,5 bis 8 Stunden, aber ab und zu muss ich auch 10 bis 12 Stunden arbeiten.

Zisch: Arbeiten Sie alleine oder im Team?
Maier: Wir sind zwei Teams, die zusammen arbeiten. In einem Team sind drei Redakteure, die für Weil zuständig sind und im anderen Team arbeiten zwei Redakteure, die für die Umgebung zuständig sind, wie zum Beispiel das Markgräflerland, und das Kandertal.

Zisch: Arbeiten Sie nur in der Redaktion oder schreiben Sie auch zu Hause?
Maier: Ich schreibe ausschließlich in der Redaktion, denn wenn man zu Hause arbeitet, tut man immer mehr, als man will und statt 8 Stunden arbeitet man schnell einmal 10 Stunden. Aber es gibt Kollegen, die gerne zu Hause arbeiten.

Zisch: Woher bekommen Sie die Informationen für einen Text?
Maier: Es gibt Dinge, die man selbst herausfinden kann, zum Beispiel über das Internet. Wenn wir aber über einen Verein oder ein Ereignis schreiben, erhalten wir die Informationen vor Ort.

Zisch: Wie entscheiden Sie, worüber in der BZ berichtet wird?
Maier: Es ist wichtig, interessante Artikel zu finden, die nicht nur mich selbst, sondern auch den Leser interessieren, damit der Leser die Zeitung auch liest. So wollen die Leser der Zeitung zum Beispiel wissen, wo man am billigsten tankt und nicht, wo mein Freund Tankwart ist.

Zisch: Müssen Sie oft irgendwo hin fahren, um über ein Ereignis zu berichten?
Maier: Wenn etwas Wichtiges passiert ist, müssen wir natürlich hinfahren. Das ist aber nicht so oft der Fall, da wir auch von der Polizeidienststelle in Lörrach informiert werden, wenn sich zum Beispiel ein Unfall ereignet hat.

Wenn es die ersten Schneeflocken gibt, muss man natürlich schon auf den Blauen fahren, um ein schönes Winterfoto zu machen.

Zisch: Dürfen Sie öfter Konzerte oder Ausstellungen kostenlos besuchen, um darüber zu schreiben?
Maier: Ich darf in fast jede Ausstellung und jedes Konzert kostenlos hinein, weil es ja auch Werbung für die Veranstalter ist. Aber denkt daran, ich gehe ja nicht nur zum Spaß hin, ich bin dort um zu arbeiten, ich muss ja auch darüber schreiben.

Zisch: Wie wird man Redakteur?
Maier: Um Redakteur zu werden, sollte man das Abitur haben. Dann gibt es drei Möglichkeiten. 1. Man macht eine 2-jährige Ausbildung, die man Volontariat nennt. 2. Man studiert zusätzlich zu dieser Ausbildung Journalistik. 3. Man kann auch einfach nur dieses Studium machen. Ich habe die erste Ausbildungsart gewählt.

Zisch: War Ihr Traumberuf Redakteur?
Maier: Ach, meinen Traumberuf, den weiß ich nicht mehr. Aber meine Deutschlehrer haben immer gesagt: "Markus, du schreibst so gute Aufsätze, du musst später einmal was mit Schreiben machen."

Zisch: Haben Sie schon immer bei der BZ gearbeitet?
Maier: Angefangen habe ich beim Markgräfler Tagblatt in Schopfheim. Das war 1979 und erst später habe ich dann bei der BZ gearbeitet.

Zisch: Welche Arbeit machen Sie am liebsten?
Maier: Ich mag auf jeden Fall die Abwechslung, aber ganz gerne schreibe ich über die Politik im Kleinen, also die Kommunalpolitik.

Zisch: Welche Arbeit machen Sie nicht so gerne?
Maier: Ich mag es nicht so gerne, wenn ich zu einem Unfall fahren muss, um Fotos zu machen.

Zisch: Schreiben Sie lieber Berichte oder Reportagen?
Maier: Wenn ich ausreichend Zeit habe, schreibe ich natürlich lieber Reportagen, denn es ist interessant, Informationen zu suchen und zu wissen, was hinter einem Ereignis steckt. Wenn man zu wenig Zeit hat, wird es aber stressig.

Zisch: Wie lange braucht man, um einen Artikel zu schreiben?
Maier: Es ist auch hier wieder abhängig vom Geschehen. Es ist zum Beispiel einfacher, über einen Autounfall als über einen Flugzeugabsturz zu schreiben. Aber für so eine Standard-Zeitungsmeldung braucht man ungefähr zehn Minuten.

Zisch: Haben Sie schon einmal einen Star interviewt?
Maier: Ja, und bei meinem ersten Interview ist etwas Lustiges passiert. Damals habe ich den Trainer Ernst Happel vom HSV getroffen. Ich fragte ihn, ob ich erst ein paar Bilder von ihm und der Mannschaft machen darf. Die Mannschaft war gerade beim Essen und da habe ich wohl zu viele Fotos gemacht. Herr Happel, ein Österreicher, sagte nämlich: "Jetzt loongts!", und ich musste leider gehen.

Zisch: Welches war eigentlich Ihre schwerste Aufgabe als Redakteur?
Maier: Eine sehr schwere aber auch interessante Zeit war, als ich 1,5 Jahre als Schlussredakteur gearbeitet habe. Wenn ich dann abends noch einmal schnell entscheiden musste, was auf die Seite kommt, wenn zum Beispiel noch ein Bild gefehlt hat und ich nicht wusste, wo ich jetzt noch schnell ein Bild herbekomme, das war schon schwierig.

Zisch: Einige Kinder in unserer Klasse finden Ihren Beruf sehr interessant. Welchen Tipp würden Sie Ihnen geben, wie man ein guter Redakteur wird?
Maier: Es ist sehr wichtig, gut zuzuhören und dabei das Wichtige vom Unwichtigen zu trennen. Man muss sehr genau arbeiten und zum Beispiel die W-Fragen benutzen. Am besten ist es, möglichst schnörkellos zu schreiben.

Ressort: Zisch-Texte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 24. Juli 2009: PDF-Version herunterladen

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