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Zischup-Interview

"Ich möchte mein altes Leben am liebsten vergessen"

  • Ronja Christ, Turnseeschule Freiburg & Klasse 8b

  • Mo, 02. April 2012, 14:19 Uhr
    Schülertexte

Wie ist das Leben in einem Kinderheim? Und wie sieht der Lebensweg eines Heimkindes aus? Zischup-Reporterin Ronja Christ hat mit Anna (Name von der Redaktion geändert) gesprochen, die ihr Leben im Heim beschreibt.

  | Foto: dpa
Foto: dpa
Zischup: Wie kann man sich das Leben in einem Heim vorstellen?

Anna: Viele stellen sich unter einem Kinderheim ein Haus mit Gittern vor. Die Zimmer sind kahl, unbelebt und dort arbeiten Monster und unterdrücken die Kinder. Das ist Quatsch. Sowas machen die Leute vom Fernsehen, um die Einschaltquoten zu erhöhen, und um mehr Zuschauer zu locken. In einem echten Kinderheim sieht es anders aus. Man isst zusammen, man kocht und man hat seine eigenes Zimmer. Wir dürfen es einrichten und dürfen unser Leben leben, wir haben genügend zu essen, zu trinken und genügend Platz . Genauso haben wir einen Fernseher oder auch Pc . Und ich kann euch versichern, dass es dort so aus sieht - ich wohne nämlich selber in so einer Wohngruppe.

Zischup: Wie war der Weg ins Heim?
Anna: Er war ziemlich grausam, weil meine Mutter alles in die Gänge gebracht hatte ohne mein Wissen. Es war wie ein Messerstich ins Herz. Kalt und unangenehm.

Zischup: Denkst du, das dieser Ort für dich gut ist und warum?
Anna: Dieser Ort, wo ich jetzt bin, ist gut für mich. Ich beginne einen neuen Lebensabschnitt und das schon zum dritten Mal . Aber ich hoffe und mein Gefühl sagt mir, dass ich hier viel erreichen kann und niemals meinen Ehrgeiz aufgeben soll.

Zischup: Was würdest du gerne ändern, wenn du könntest?
Anna: Ich würde aufhören zu rauchen und ich würde gerne mehr Menschen vertrauen.

Zischup: Wenn heute eine Fee käme und du hättest drei Wünsche, was wären diese?
Anna: Erstens: Meine große Liebe zu finden, Zweitens: Mein Leben noch einmal neu leben, so dass ich meine Fehler ausbessern könnte. Drittens: Eine liebe eigene Familie gründen und nachholen, was ich nicht hatte

Zischup: Was hast du vor in deiner Zukunft? Was möchtest du erreichen?
Anna: Ich möchte meinen Realschulabschluss machen und ich möchte eine glückliche Familie haben und mein altes Leben am liebsten vergessen – auch wenn es nur schwer geht .

Zischup: Was sind deine besonderen Fähigkeiten?
Anna: Ich bin für viele Menschen eine Vertrauensperson – ich höre zu und versuche immer, zu helfen, wo ich kann .

Zischup: Mit wem würdest du gerne abrechnen und warum?
Anna: Mit der Person , die mir fünf Jahre meines Leben geklaut hat , weil sie mich vergewaltigen wollte und meine Familie zerstört hat.

Zischup: Was möchtest du mal deinen Kindern geben?
Anna: Ein bessere Leben, als ich es hatte. Ich möchte meine Kinder glücklich und gesund sehen und einfach nur lieben. Ich ich will ihnen zeigen, dass ich stolz auf sie bin.

Ressort: Schülertexte

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