"Ich möchte noch zehn Jahre fahren"

ZISCH-INTERVIEW mit Mountainbikeprofi Simon Stiebjahn über sein schönstes Rennen, seinen Trainingsalltag und seine Pläne .  

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Mountainbikeprofi Stiebjahn in Aktion Foto: Patrick Seeger

Mountainbikeprofi Simon Stiebjahn hat sich den Fragen der Zisch-Reporter aus der Klasse S4 des Förderzentrums Titisee-Neustadt gestellt. Der 25-Jährige aus Langenordnach gewann 2012 die U23-Europameisterschaft und wurde 2014 Deutscher Meister im Eliminator-Sprint.

Zisch: Lieber Herr Stiebjahn, Sie haben auf dem Mountainbike schon eine Vielzahl sportlicher Erfolge erzielt. Wir haben zuerst ein paar Fragen über Ihre Rennen und Ihre Erfolge. Wie viele Rennen haben Sie denn eigentlich schon gewonnen?
Stiebjahn: Ich schätze mal so zwischen 20 und 25 Rennen. Früher war ich gar nicht so gut, obwohl ich schon immer Spaß am Radfahren hatte. Aber vor etwa vier Jahren hatte ich einen Leistungsschub. Seitdem habe ich öfter gewonnen.
Zisch: Welches Rennen war für Sie persönlich das schönste, und welcher Erfolg war der wichtigste in Ihrer bisherigen Karriere?
Stiebjahn: 2012 wurde ich Europameister. Seitdem habe ich einen Profivertrag und kann mein Hobby zum Beruf machen. Das war sehr wichtig für mich. Mein schönstes Rennen war 2013 in Südafrika. Zum einen wegen der wunderschönen Landschaft, und weil es für uns Mountainbiker das größte und härteste Rennen dort gibt, das Cape Epic.
Zisch: Wo findet Ihr nächstes Rennen statt? Wie fahren Sie dahin? Mit dem Fahrrad?
Stiebjahn: Mein nächstes Rennen ist Anfang Dezember in Südafrika. Wenn ich da mit dem Fahrrad hinfahren würde, würde ich schon sehr lange brauchen für die 14 000 Kilometer. Deshalb fliege ich.
Zisch: Nun möchten wir wissen, wie wir uns das Training vorstellen müssen. Wir haben auf Ihrer Homepage gelesen, dass man sehr viel trainieren und hart arbeiten muss, um sich nach ganz vorn zu arbeiten. Wie viele Stunden trainieren Sie denn durchschnittlich an einem Tag?
Stiebjahn: Im Winter trainiere ich etwa vier bis sechs Stunden am Tag. Das ist sehr anstrengend. Im Sommer, wenn Rennen sind, trainiert man weniger, weil die Rennen sehr viel Kraft kosten.
Zisch: Gibt es auch freie Tage, an denen Sie mal gar nicht trainieren?
Stiebjahn: Ja, natürlich. Das braucht man, um wieder Kraft zu tanken. Jetzt habe ich drei Wochen frei. Und im Sommer gehe ich auch mal ins Schwimmbad.
Zisch: Haben Sie manchmal auch keine Lust zum Trainieren?
Stiebjahn: Ja, klar. Das geht doch jedem mal so. Manchmal ist schlechtes Wetter, oder man fühlt sich einfach nicht so gut.
Zisch: Und was machen Sie dann, um sich wieder zu motivieren?
Stiebjahn: Dann denke ich daran, dass es um mich selbst geht, dass mir keiner was Böses will, und dass alles seinen Sinn hat. Ich denke an meine Ziele, und dann geht es wieder.
Zisch: Was haben Sie für ein Fahrrad? Ist es ein normales Fahrrad, das man im Geschäft kaufen kann?
Stiebjahn: Das Fahrrad kann man so nicht kaufen. Es wurde speziell zusammengestellt und auf mich persönlich abgestimmt.
Zisch: Was kostet denn so ein Weltklasse-Mountainbike?
Stiebjahn: Dieses Fahrrad, das ich heute dabei habe, kostet 4999 Euro. Ich bekomme von meinem Sponsor Bulls fünf Fahrräder im Jahr. Zwei davon darf ich behalten, die anderen gebe ich zurück.
Zisch: Nun würden wir gerne, wenn Sie erlauben, noch ein paar persönliche Fragen stellen: Können Sie als Spitzensportler genug Geld zum Leben verdienen, oder haben Sie gleichzeitig noch einen anderen Beruf?
Stiebjahn: Im Moment ist das Radfahren mein Beruf, mit dem ich genug Geld zum Leben verdiene. Das würde ich gerne noch so zehn Jahre machen, aber man weiß ja nie, ob die Gesundheit mitmacht. Eine Verletzung oder eine Krankheit kann die Karriere schnell beenden.
Zisch: Wohnen Sie bei ihren Eltern, und haben Sie Geschwister?
Stiebjahn: Ich wohne bei meinen Eltern und habe eine jüngere Schwester, die aber nicht mehr zu Hause wohnt.
Zisch: Ist Ihre Familie auch so sportbegeistert, und hilft sie Ihnen?
Stiebjahn: Ja, meine Familie unterstützt mich. Meine Mutter hat früher Langlauf gemacht. Über meinen Vater bin ich, als ich etwa zehn Jahre alt war, zum Radfahren gekommen.
Zisch: Was machen Sie mal später, wenn Sie nicht mehr Fahrradrennen fahren?
Stiebjahn: Das weiß ich noch nicht. Ich mache nebenher ein Studium, um mir ein zweites Standbein zu schaffen. Ich bin jetzt 25, und wenn nichts dazwischen kommt, ist es mein Ziel, Rad zu fahren, bis ich so 35 bin, und dann wird man sehen. Ich hoffe, dass ich dem Sport erhalten bleiben kann.
Zisch: Vielen Dank, dass Sie uns besucht und unsere Fragen beantwortet haben.
Stiebjahn: Ich danke euch für die Einladung und dafür, dass ihr euch so schöne Fragen überlegt habt. Ich zeige euch jetzt noch, was ich für euch mitgebracht habe: Das Trikot, das ich 2012 bei der Europameisterschaft gewonnen habe, meine Medaille, mein Deutsches-Meister-Trikot und natürlich mein Fahrrad. Zum Schluss habe ich für jeden, der möchte, eine Autogrammkarte.

Stiebjahns Profi-bike

Das Fahrrad ist aus Karbon. Das ist sehr leicht und sehr stabil. Es hat eine elektronische Schaltung. Der Akku dafür befindet sich in der Sattelstütze. Vorn ist nur ein Zahnrad und hinten sind elf. Das spart Gewicht. Das Mountainbike hat keine normalen Pedale, sondern Klicker, um die Schuhe direkt zu befestigen. So kann man kräftiger treten. Im Fahrradmantel ist kein Schlauch. Eine Flüssigkeit wie Milch ist im Fahrradmantel. Sie kann ein Loch sofort wieder verschließen. So hat man fast nie einen Platten.

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