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"Ich sehe diesen Beruf als Geschenk"

  • Fr, 17. Mai 2013
    Schülertexte

ZISCHUP-INTERVIEW mit Schwester Friederike Kehnel, Diakonisse in der evangelischen Schwesternschaft in Aidlingen bei Stuttgart.

  | Foto: lichtbildmaster (Fotolia)
Foto: lichtbildmaster (Fotolia)

Schwester Friederike Kehnel (53) gehört seit 1982 zum Diakonissenmutterhaus-Aidlingen. Sie ist als Lehrerin tätig. Bekannt sind die Schwestern in Aidlingen vor allem durch ihr Pfingstjugendtreffen mit etwa 8000 jungen Leuten. Zischup-Reporter Friedemann Kehnel, Klasse 8c, Werner-Kirchhofer-Realschule Bad Säckingen, hat Schwester Friederike Kehnel in ihrem Elternhaus in Broggingen getroffen und mit ihr über ihr Leben und ihre Verpflichtungen in der Schwesternschaft Aidlingen gesprochen.

Zischup: Eine wichtige Frage vorweg: Warum haben Sie sich entschieden, Diakonisse zu werden?
Schwester Friederike Kehnel: In meinem 15. Lebensjahr habe ich darüber nachgedacht, den Beruf Lehrerin auszuüben, parallel dazu habe ich angefangen, die Bibel zu lesen und viel gebetet. Anschließend bin ich etwa mit 19 Jahren auf die Idee gekommen, Diakonisse zu werden. Ich habe mich dazu berufen gefühlt.

Zischup: Haben Sie es jemals bereut, Diakonisse zu werden?
Schwester Friederike: Nein, manchmal war der Beruf schon sehr stressig, doch ich habe mich immer richtig in dem Beruf gefühlt. Ich sehe diesen Beruf als ein Geschenk.

Zischup: Was sind Ihrer Meinung nach die Vor- und Nachteile des Berufs Diakonisse?
Schwester Friederike: Die Vorteile sind eindeutig die große Flexibilität und schnelle Aufgabenbewältigung unter den Schwestern. Man kann sich auf die anderen Schwestern verlassen und hat großen Rückhalt – sowohl praktisch, als auch durch das Gebet füreinander. Unter anderem können auch wegen der vielen Kontakte und großen Reichweite Pläne und Projekte schnell durchgeführt werden. Die Nachteile sind vielleicht äußerlich betrachtet, dass man kein eigenes Haus hat und keine Familie. Aber das ist bei näherem Hinschauen einfach ein Bestandteil der Berufung. Jesus hat einmal gesagt: "Wer Häuser oder Brüder oder Schwestern oder Vater oder Mutter oder Kinder oder Äcker verlässt, um meines Namens willen, der wird’s hundertfach empfangen und das ewige Leben erben" (Matthäus 19,29). Dies ist auch meine Erfahrung.

Zischup: Gibt es eigentlich einen Unterschied zwischen Diakonissen und Nonnen?
Schwester Friederike: Es gibt tatsächlich viele Gemeinsamkeiten. Jede Schwesterngemeinschaft – ob evangelisch oder katholisch – hat ihre eigene Geschichte und Prägung und ihren eigenen Auftrag. Außer den unterschiedlichen Konfessionen unterscheiden sie sich durch die Namen der Gemeinschaften, die Trachten, durch die Lebensformen und Aufgaben.

Zischup: Wie ist der Tagesablauf einer Diakonisse?
Schwetser Friederike: Nun ja, der Tag beginnt mit einem Gottesdienst um 7 Uhr. Dazu gehören Gebet und Fürbitte füreinander und für die Welt, Lieder werden gesungen. Das dauert eine halbe Stunde. Die Schwestern, die um diese Zeit da sind, nehmen daran teil. Das ist je nach Beruf und Aufgabe jeden Tag etwas verschieden. Von 7.30 bis 19.30 Uhr geht jede Diakonisse ihren Aufgaben nach. Um 19.30 Uhr ist wieder ein Gottesdienst, der bis zu eineinhalb Stunden dauern kann. Manchmal ist am Abend auch Chorprobe oder ein Vortrag zu einem aktuellen Thema oder ein Bericht von einer Schwester, die gerade aus einem anderen Land zu Besuch ist.

Zischup: Was haben Diakonissen für Pflichten?
Schwester Friederike: Zu der Berufung in die Schwesternschaft gehören eigentlich nur drei Merkmale oder Regeln: Die sind in den Stichworten "Ehelosigkeit, Gütergemeinschaft und Verbindlichkeit" oder "Enthaltsamkeit, Armut und Gehorsam" zusammengefasst. Wir haben also keine eigene Familie und sind dadurch "frei zum Dienst für Gott und die Menschen". Wir sammeln keine Reichtümer an, sondern was wir einnehmen, kommt in eine gemeinsame Kasse, aus der wir unseren Lebensunterhalt und missionarische Projekte finanzieren. Wir sind grundsätzlich für die Aufträge der Schwesternschaft offen, wir können uns aufeinander verlassen und können auch kurzfristig an eine neue dringende Aufgabe gesandt werden. Bei allen Aufgaben wissen wir, dass Jesus selbst uns die Kraft gibt für das, was wir tun sollen.

Ressort: Schülertexte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 17. Mai 2013: PDF-Version herunterladen

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