Illegale Jagd
Im indischen Nationalpark Kaziranga werden mehr Wilderer erschossen als Nashörner
Im Nationalpark Kaziranga in Indien ist die Zahl der einhörnigen Nashörner wieder gestiegen. Das liegt an einer rigorosen Verfolgung von Wilderern, auf die oftmals ohne zu Zögern geschossen wird. Diese Politik hat allerdings nicht nur Freunde.
Mi, 4. Apr 2018, 20:15 Uhr
Panorama
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Der wichtigste Grund für die indische Erfolgsgeschichte beim Tierschutz: In Kaziranga sterben mehr Wilderer als Nashörner, weil Wildhüter gemeinsam mit der Polizei systematisch Jagd auf Wilddiebe machen, ohne eine Bestrafung fürchten zu müssen. Seit dem Jahr 2006 wurden 150 Nashörner in dem Park getötet. Im vergangenen Jahr erbeuteten Wilderer die Hörner von nur mehr zwei Tieren.
"Wer nachts im Busch von Kaziranga auftaucht, hat dort nichts zu suchen", sagt Nationalparkdirektor Satyendra Singh. "Wenn meine Leute nachts bei vier Grad Kälte im Urwald jemand treffen, habe ich kein Problem, wenn sie erst schießen und dann fragen." 50 Wilderer, so erklärte er Anfang des vergangenen Jahres gegenüber dem britischen Sender BBC, seien von 2014 bis Anfang 2017 getötet worden. Statistiken zur Zahl der getöteten Wilderer gibt es nicht. Die Wildhüter lehrten sie mit 40 Elefanten, 90 Wachtürmen und im Reservat versteckten elektronischen Augen das Fürchten, sagt Singh.
Indien führte Schnellgerichte ein, um Straftäter schnell aburteilen zu können. 260 Wilddiebe seien in den vergangenen drei Jahren festgesetzt worden, erklärt Deben Borah, Polizist in Jakhalabanda nahe dem Naturschutzgebiet. Statistiken zeigen aber, dass die Wahrscheinlichkeit für Wilderer, bei einem sogenannten bewaffneten Zusammentreffen mit Wildhütern ums Leben zu kommen, 70 Mal höher ist als die Wahrscheinlichkeit, nach einer Festnahme per Gerichtsurteil zu einer Haftstrafe verurteilt zu werden.
In der Umgebung von Kaziranga ist diese Nashorn-Schutzstrategie umstritten. Der Nationalpark wurde vor einigen Jahren von rund 400 Quadratkilometer auf den doppelten Umfang vergrößert. Seitdem klagen die Dorfbewohner in dem betroffenen Gebiet über unklare Regeln und behaupten, Angehörige würde nach Lust und Laune und ohne ausreichenden Verdacht kurzerhand getötet.
Die Nationalparkbehörden dagegen sind überzeugt, dass rund 300 Bewohner der umliegenden Dörfer ein Zubrot als Wilddiebe verdienen. Sie würden von Mitgliedern lokaler Rebellengruppen beauftragt, die im Nordosten Indiens aktiv sind. Allerdings deuten die Statistiken auch auf einen anderen Zusammenhang hin: Nach Wahlen aller Art wächst die Todesgefahr für Nashörner. Politiker, so glauben Experten, belohnen manche Wahlhelfer dann mit einem Freibrief für die Rhino-Jagd in Kaziranga.
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