Mariupol ist die letzte von der Ukraine kontrollierte Großstadt im umkämpften Osten des Landes. Im Konfliktfall mit Russland könnte sie zum Schlachtfeld werden. Eine Reportage aus der Stadt.
Wellen schwappen an den Strand von Berdyans’ke, das am Asowschen Meer liegt. Die Katzen des Dorfs bevölkern die Sandpiste, die durch den Ort 20 Kilometer östlich von Mariupol führt, träge liegen sie in den Hauseinfahrten. Unverputztes Mauerwerk, Pappe statt Glas in Fensteröffnungen, das Dorf gleicht einer verlassenen Baustelle. Hinter einem aufgebockten VW-Bus taucht unvermittelt ein Paar Arbeitsstiefel auf. In ihnen steckt ein Mann, der auf Knien den Rost an der Achse des Kleinbusses untersucht. Der junge Mann, weit und breit die einzige Spur menschlichen Lebens, nennt sich Wanja.
Er ist bereit zu einem Gespräch während einer Zigarettenpause. Eigentlich sei er Fischer wie alle Männer in Berdyans’ke, erzählt er. Als der Krieg in der Ostukraine 2014 begann, habe die ukrainische Marine begonnen, Seeminen vor der Küste von Berdyans’ke zu verlegen. Die Armee untersagte das ...