Energiekosten
Im Vorfeld des "Stahlgipfels": Der Industriestrompreis soll 2026 kommen
Die deutsche Industrie beklagt im internationalen Vergleich hohe Energiepreise. Die Bundesregierung will nun eine angekündigte Maßnahme umsetzen.
dpa
Mo, 3. Nov 2025, 20:15 Uhr
Wirtschaft
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																					Energieintensive Unternehmen in Deutschland sollen ab 2026 durch einen staatlich subventionierten Industriestrompreis entlastet werden. Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) sagte in Berlin: "Ich gehe davon aus, dass wir den Industriestrompreis zum 1. 1. 2026 einführen werden."
Reiche kündigte kurz vor dem "Stahlgipfel" bei Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) am Donnerstag eine weitere Entlastung für Unternehmen mit viel Stromverbrauch an. Dabei geht es um eine Verlängerung der sogenannten Strompreiskompensation. Die IG Metall warnte, ohne wettbewerbsfähige Energiepreise drohten Zehntausende Arbeitsplätze verloren zu gehen.
Firmen klagen darüber, nicht wettbewerbsfähig zu sein
Unternehmen in Deutschland klagen seit langem über im internationalen Vergleich hohe Strompreise. Firmen seien daher nicht wettbewerbsfähig. Ein Industriestrompreis ist seit Jahren in der politischen Debatte. Die Bundesregierung will nun handeln. Reiche sagte, man sei bei Verhandlungen mit der EU-Kommission in den letzten Zügen. Die Kommission muss zustimmen, weil es sich um eine Beihilfe handelt.
Reiche sagte bei einer Industriekonferenz mit anderen EU-Ministern zum Industriestrompreis, Haushaltsmittel sollten rückwirkend eingesetzt werden. Man habe mit der EU-Kommission vereinbart, dass Nachweise der Unternehmen, im Gegenzug für einen Industriestrompreis mehr in Effizienz zu investieren, so "bürokratiearm" wie möglich sein sollten.
Brüssel hatte im Juni einen Industriestrompreis erlaubt. Damals hieß es, erlaubt sei ein Nachlass von bis zu 50 Prozent auf den Großhandelsstrompreis, allerdings höchstens für die Hälfte des jährlichen Stromverbrauchs einer Firma. Subventionen dürften dazu nur für maximal drei Jahre pro Unternehmen gewährt werden und müssten bis spätestens Ende 2030 auslaufen.
Konkrete Ausgestaltung offen
Wie genau der Industriestrompreis aussehen soll, ist noch unklar. In einem früheren Papier des Ministeriums war von 5 Cent pro Kilowattstunde die Rede.
Nach Angaben des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft von Anfang Oktober liegt der durchschnittliche Strompreis bei Neuabschlüssen für kleine und mittlere Industriebetriebe derzeit bei bis zu 18 Cent pro Kilowattstunde, Firmen mit einem höheren Verbrauch zahlen etwas weniger.
Die staatliche Förderung dürfte Milliarden kosten. Das Geld dafür könnte aus dem Klima- und Transformationsfonds kommen, einem Sondertopf des Bundes. In dem Konzept einer Allianz um die bundeseigene Deutsche Energieagentur heißt es laut Handelsblatt, ein Industriestrompreis von fünf Cent für rund 2.000 Unternehmen würde den Bund 1,5 Milliarden Euro pro Jahr kosten.
Am Donnerstag will Kanzler Merz mit Reiche, anderen Ministern sowie Vertretern der Stahlindustrie über die schwierige Lage der Branche beraten – die neben Billigimporten aus China und hohen Kosten für den Umbau hin zu einer klimafreundlicheren Stahlproduktion auch von hohen Energiepreisen belastet wird.