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Modellversuche

Modellversuch im Südwesten

  • dpa

  • Do, 01. September 2022
    Panorama

     

Drei Städte sind Vorreiter bei kostenlosen Menstruationsartikeln / Freiburg will im Oktober starten.

Kostenlose Tampons und Binden soll es bald in mehreren Städten geben.  | Foto: Uwe Anspach (dpa)
Kostenlose Tampons und Binden soll es bald in mehreren Städten geben. Foto: Uwe Anspach (dpa)

(dpa/BZ). Der Kauf von Tampons und Binden schlägt im Leben einer Frau mit hohen Summen zu Buche – Kosten, die Männer nicht haben. Diesem Mangel an Geschlechtergerechtigkeit wirken einige Kommunen im Südwesten entgegen: In Karlsruhe und Heidelberg erhalten Frauen und Mädchen im Rahmen von Pilotprojekten von September an kostenlose Binden und Tampons. In Freiburg entschied sich der Gemeinderat, ab Oktober einen einjährigen Modellversuch zu starten.

In Tübingen gibt es bereits seit Anfang des Jahres 23 Binden- und Tamponspender in Schulen und öffentlichen Gebäuden sowie in zwei öffentlichen Toiletten.
Karlsruhe will von diesem Schuljahr an zunächst einem Gymnasium, einem Amt und allen Jugendhäusern ein Jahr lang Menstruationsprodukte gratis zur Verfügung stellen. In Heidelberg werden ab September im Rahmen des Projekts "perioHDe" an vier Standorten kostenlose Menstruationsartikel in Holzkistchen bereitgestellt. Für das zunächst auf ein Jahr befristete Angebot werden 20 000 Euro veranschlagt. In beiden Städten ist eine Evaluation des Projekts geplant.

In Tübingen werden kostenlose Hygieneartikel unter anderem im Rathaus, in der Stadtbücherei, im Stadtmuseum und im Hölderlinturm angeboten. Die Einrichtung der Hygieneartikelspender ging auf Anträge der SPD-Gemeinderatsfraktion und des Jugendgemeinderates zurück. Die Stadt lässt sich diesen Service 10 000 Euro im Jahr kosten.

In Freiburg ist man in der Umsetzung noch nicht so weit. Erst im Juli stimmte der Gemeinderat nach über einjähriger Debatte zu, Menstruationsartikel kostenlos zur Verfügung zu stellen. Die Debatte dazu war langwierig und von bizarren Aussagen einiger Gemeinderatsmitglieder geprägt. Nachdem letztendlich mit Ausnahme eines Gemeinderats einstimmig für den Pilotversuch gestimmt wurde, soll dieser am 1. Oktober anlaufen. Ein Jahr lang sollen in der Max-Weber-Schule, im Innenstadtrathaus, in der öffentlichen Toilette am Karlsplatz und im Jugendtreff Schwarzwaldstraße 197 kostenfrei Menstruationsprodukte bereitgestellt werden. Nach diesem Jahr soll der Versuch ausgewertet und über eine Fortsetzung entschieden werden.

Die Stadt Heidelberg verweist auf die sogenannte Perioden-Armut: Diese erschwere einkommensschwachen Frauen wegen der Kosten für Hygieneartikel eine gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen und öffentlichen Leben. Einer britischen Umfrage zufolge gäben Frauen im Durchschnitt etwa 500 Euro pro Jahr für ihre Periode aus. Menstruation sei auch in Deutschland besonders für Mädchen und junge Frauen weiterhin ein schambesetztes Thema. Junge Frauen, die von der Periode überrascht werden, trauten sich nicht, andere Frauen oder Mädchen um Binden oder Tampons zu bitten, sagt Nicoline Erichsen. Die Mitarbeiterin im Fachbereich Geschlechtergerechtigkeit der Stadt Heidelberg fügt hinzu: "Alle Frauen haben schon gespürt, dass das Thema nicht normal genug ist."

Eine Mehrheit von 66 Prozent der deutschen Bevölkerung würde kostenlose Menstruationsprodukte in öffentlichen Gebäuden befürworten, wie eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov ergab.

Ressort: Panorama

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