Abstimmung

In Alaska wählen die Menschen den fettesten Braunbären

Der Katmai-Nationalpark in Alaska sucht in einer Online-Abstimmung den fettesten Braunbär. Mit dieser Aktion will er über den Lebensraum der Tiere informieren, der vom Klimawandel bedroht wird.  

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Auch Otis hat während der Sommermonate in Alaska an Gewicht zugelegt.  | Foto: -
Auch Otis hat während der Sommermonate in Alaska an Gewicht zugelegt. Foto: -
Der massige Braunbär mit der Nummer 747 und dem Spitznamen Jumbo Jet kann seinen Titel als "Fat Bear" 2020 nicht verteidigen. Auch "Holly", die üppige Braunbärin, die 2019 im Katmai-Nationalpark zum stattlichsten Pelztier gekürt worden war, ist bereits ausgeschieden. Zwölf Kandidaten haben seit Mittwoch an diesem skurrilen Wettbewerb teilgenommen, vier haben es in die beiden Halbfinals geschafft – darunter "Otis". An diesem Dienstag soll der Sieger nach einer Online-Abstimmung feststehen.
"Es ist toll, wie hart sie daran arbeiten, vor dem nächsten Winter richtig fett zu werden." Naomi Boak, Park-Rangerin
Nach einem kalorienreichen Sommer mit fetten Lachs-Mahlzeiten am Brooks River geht nun im Katmai-Park im Südwesten Alaskas zum siebten Mal die "Fat Bear Week" über die Bühne. Ein weltweites Publikum klickt sich durch Vorher-Nachher-Fotos der Anwärter oder schaut ihnen via Webcam beim Fressen zu. Im Frühjahr sind die Bären noch mager, bis zum Herbst haben sie kräftig Speck zugelegt. "Während des Winterschlafs können sie gut ein Drittel ihres Gewichts verlieren", sagt Park-Rangerin Naomi Boak. "Es ist toll, wie hart sie daran arbeiten, vor dem nächsten Winter richtig fett zu werden."

Die Bären fressen bis zu 40 Lachse an einem Tag

Für Dutzende Braunbären sind die Wasserfälle des Brooks-Flusses ein umkämpftes Buffet, an dem sie von Juni bis Oktober Lachse fangen. Sie hätten Bären beobachtet, die an einem Tag 40 Lachse fressen, mit jedem Fisch verspeisen sie gut 4000 Kalorien, erklärt Boak. Das ist den Pelztieren nun deutlich anzusehen. "747 ist einfach gigantisch", schwärmt die Rangerin. "Vor zwei Jahren wurde er auf 635 Kilogramm geschätzt, und ich glaube, er ist nun noch schwerer." Doch Jumbo Jet ist am Samstag ausgeschieden – und zwar gegen den eher unscheinbaren "Otis".

Denn geschätzte Kilos sind nur ein Kriterium, auch die Lebensumstände spielen bei der Auswahl eine wichtige Rolle. Otis ist mit 25 Jahren einer der ältesten Bären in dem Gebiet. "Er hat nur noch wenige Zähne und war zu Beginn des Sommers sehr dünn, aber er hat kräftig aufgeholt", sagt die Rangerin.

Das Weibchen Grazer, die in der Online-Abstimmung Holly hinter sich gelassen hat, beschreibt Naomi Boak als "furchtlose Fischerin" mit "riesigen Ohren und einem noch dickeren Nacken". Doch auch Grazer ist schon ausgeschieden – gegen den jüngsten Teilnehmer, der laut Boak auch nicht zu unterschätzen sei. Bei der Geburt vor neun Monaten habe Spring Cub gerade mal ein halbes Kilo gewogen, aber seither beachtliche 30 Kilo zugenommen.

Auswirkungen des Klimawandels treffen Braunbären besonders stark

Mit dem "Fat Bear"-Wettstreit will der Park über das Ökosystem und den Lebensraum der über 2000 Braunbären in der Region informieren – und auf Gefahren für die Pelzriesen hinweisen. Die Folgen des Klimawandels sind eine Sorge. 2019 erlebte Alaska einen Sommer mit Hitzerekorden, erzählt Boak. Damals war das Wasser im Fluss so warm, dass die Lachse eine Weile ausblieben. "Je mehr Menschen sich für unsere Bären begeistern, umso stärker werden sie sich für den Schutz der Umwelt einsetzen", hofft die Tierhüterin.

Mehr als 640 000 Stimmen wurden bei der "Fat Bear"-Woche im vorigen Herbst abgegeben, viele Fans feuerten ihre Favoriten im Netz mit lustigen Kommentaren an. Auch diesmal deutet alles auf einen heißen Wettkampf hin. Schon vor Beginn der Abstimmung begeisterten sich Besucher auf der Park-Webseite: "Stimmt für Otis, den gut aussehenden Teddybär, alt und erfahren, der König von Katmai", schrieb eine Nutzerin. Andere outeten sich als Holly-Fans oder machten sich für 747 stark.

Auf der Online-Plattform Explore.org sind in der "Fat Bear Week" täglich Bären zur Abstimmung präsentiert worden. Am Dienstag ist das Finale. "Natürlich habe ich einen Favoriten", räumt Rangerin Boak ein. Aber sie werde keinen Namen nennen. Sie müsse beim Wettbewerb unparteiisch sein.
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