Interview
BZ-Aktion Weihnachtswunsch: "Jeder Cent zählt, weil er anderen hilft"
Hilfe für Menschen in Not: Christian Merkle übernimmt bei der BZ die Regie bei der Aktion Weihnachtswunsch. Weiter dabei ist Kerstin Schlechtendahl vom Deutschen Roten Kreuz. Was treibt die beiden an?
Do, 27. Nov 2025, 6:30 Uhr
Freiburg
Thema: Aktion Weihnachtswunsch 2025
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BZ: Herr Merkle, Sie sind zum ersten Mal in Freiburg für die BZ-Aktion Weihnachtswunsch zuständig. Frau Schlechtendahl, Sie sind seit 2018 dabei. Was bedeutet Ihnen beiden die Aktion Weihnachtswunsch?
Merkle: Die Aktion Weihnachtswunsch begleitet mich schon lange. 2001 war ich als Auszubildender bei der BZ in die Auktion eingebunden, die früher im Jazzhaus stattfand. Später habe ich sie im Regionalmarketing mitgestaltet. Und von 2015 bis 2019 habe ich in Lahr die BZ-Weinproben als Regionalverlagsleiter für die dortige Aktion Weihnachtswunsch organisiert. Es gibt unsere Aktion in acht Regionen im BZ-Verbreitungsgebiet, Freiburg ist eine davon. Ich finde die Aktion Weihnachtswunsch super. Die Spenden bleiben in der Region, man weiß, wo das Geld ankommt. Jeder Cent zählt, weil er anderen hilft. Wir als BZ stehen für Glaubwürdigkeit, regionale Ausrichtung und Vernetzung in der Region. In Freiburg ist die Aktion Weihnachtswunsch besonders groß, das können wir nur in Kooperation mit dem DRK stemmen. Dort und auch beim BZ-Haus in der Innenstadt können die Menschen Anträge auf Unterstützung durch die Aktion Weihnachtswunsch abholen und abgeben.
Schlechtendahl: Für mich sind die Aktion-Weihnachstwunsch-Wochen immer eine extrem intensive Zeit. Es ist arbeitsaufwändig und anders als das, was ich sonst als Fachbereichsleiterin für Migration und Integration mache – da geht es um Organisieren und Koordinieren. Die Aktion Weihnachtswunsch führt mich zurück zu meinen Wurzeln als Sozialpädagogin. Ich habe direkten Kontakt zu Menschen, von denen mir viele ihre Lebensgeschichten erzählen. Schon ab Mitte Oktober klingelt in unserem DRK-Büro an der Flurstraße fast täglich jemand und fragt nach der Aktion Weihnachtswunsch. Los geht es aber erst ab dem 1. Dezember, wo wir über eine Fenster-Theke die Anträge entgegennehmen und beim Ausfüllen der Anträge helfen.
BZ: Als 1961 alles erstmal sehr klein anfing mit der Aktion Weihnachtswunsch, ging es um konkrete Hilfen und Sachspenden. Warum ist das nicht mehr möglich?
Merkle: Das wäre ein organisatorischer Kraftakt, der nicht gestemmt werden könnte. Wo sollten Sachspenden gelagert werden, wer würde ihre Qualität überprüfen, wie sollte geklärt werden, wer welche Dinge bekommt? Dazu käme dann auch noch das Transportproblem: Wie könnten die Sachspenden bei den Empfängerinnen und Empfängern ankommen? Mit Geldspenden dagegen können sich alle das kaufen, was sie brauchen – oder haben damit zumindest eine Anschubfinanzierung. Und wir können die Kosten für die Organisation so gering wie möglich halten.
BZ: Manche Leserinnen und Leser würden gern gezielt an einen der Menschen spenden, der in den Porträts vorgestellt wird. Wieso geht das nicht?
Schlechtendahl: Die Aktion Weihnachtswunsch ist solidarisch. Längst nicht alle, die sich bei uns melden, sind in der Lage, ihre Geschichte zu erzählen, um in der Zeitung zu erscheinen. Doch viele von ihnen kämpfen mit genauso vielen oder sogar noch mehr Herausforderungen wie diejenigen, deren Geschichten erscheinen. Deshalb ist es gerechter, das Geld gleichmäßig an alle zu verteilen.
BZ: Wie genau unterstützt die BZ-Aktion Weihnachtswunsch die Menschen, die einen Antrag auf Hilfe stellen?
Schlechtendahl: Die Anträge kommen auf zwei verschiedenen Wegen bei uns beim DRK an: entweder über Betreuerinnen und Betreuer oder soziale Einrichtungen, die Anträge für Menschen stellen, die sie begleiten. Auf diese Weise sind auch Menschen dabei, die nicht in der Lage wären, selbst einen Antrag zu stellen. Die anderen stellen ihre Anträge selbst, und wir prüfen jeden einzelnen Antrag. Es muss für uns nachvollziehbar sein, dass jemand mit wenig Geld lebt, zum Beispiel mit Bürgergeld, Grundsicherung oder einem kleinen Einkommen, das mit Wohngeld ergänzt wird. Wir sind uns der Verantwortung für die Spenden sehr bewusst.
Merkle: Zusätzlich unterstützen wir auch einige ausgewählte soziale Projekte, da sind die Summen dann etwas höher als bei den Zuschüssen für diejenigen, die einen Antrag stellen. Leider können wir nur 80 Euro für Einzelpersonen auszahlen, für jede weitere Person im Haushalt kommen 40 Euro dazu. Angesichts der steigenden Lebenshaltungskosten würden wir das gern erhöhen, doch dann würden weniger Menschen etwas bekommen, und das wollen wir nicht.
Schlechtendahl: Trotzdem aber machen auch die verhältnismäßig kleinen Beträge Hoffnung. Die Menschen spüren, dass sie wahrgenommen werden – und dass andere ihnen etwas abgeben.
Christian Merkle (45) ist bei der Leiter der BZ-Unternehmenskommunikation und -marketing. Kerstin Schlechtendahl (53) ist Sozialarbeiterin und Leiterin des Fachbereichs Migration und Integration beim DRK.
Spendenkonto: Sparkasse Freiburg-Nördlicher Breisgau, IBAN: DE77680501010002399506, BIC: FRSPDE66XXX. Stichwort "Aktion Weihnachtswunsch". Alle Spenden fließen in einen Topf, aus dem dann Zuschüsse verteilt werden. Sachspenden können leider nicht entgegengenommen und vermittelt werden. Spenden online möglich unter mehr.bz/aww-spende, beim BZ.medien-Shop bz-medien.shop/aww.html oder über den QR-Code.
- Wir über uns: BZ-Aktion Weihnachtswunsch: Fragen und Antworten zur Hilfsaktion der Badischen Zeitung
- Artikel-Dossier: BZ-Aktion Weihnachtswunsch 2025