Seit sich die Türkei wieder stärker dem Islam zuwendet, haben es Bauchtänzerinnen schwer. Der leichtbekleidete Job wird zunehmend von Männern übernommen.
Am Anfang ist der Sound. Zunächst ist nur ein Wummern zu hören, nach wenigen Sekunden dröhnt der orientalische Rhythmus, aufgelegt vom DJ in der Ecke. Mit ausgestreckten Armen betritt Ali Murat Sahiner den riesigen Raum, mit einem herausfordernden Blick schaut er ins Publikum, das ihn schon erwartet. Eine Bewegung durchfährt ihn, seine Arme rollen wie Wellen. Seine Hüften zucken zum Beat, der nackte Oberkörper mit dem wenigen Silberschmuck und die mit bunten Pailletten geschmückte, weite Hose glitzern im Discolicht. Dann biegt er seinen ganzen Körper zum Rhythmus der Musik, halb Gummimann, halb artistisches Spektakel – ein Bauchtänzer halt. Die Show geht los.
Es ist zehn Uhr an einem Samstagabend im "Zarifi"-Restaurant, direkt am Istanbuler Taksim-Platz. Etwa 300 Gäste sitzen an den Tischen, es wird gegessen, aber vor allem wird viel Alkohol getrunken. Jeden Sonnabend tritt Sahiner hier unter dem Künstlernamen "Diva" auf. Zwar tanzen nach ihm noch zwei Bauchtänzerinnen in diesem Mittelklasseladen, doch der 36-Jährige mit dem schwarzen, kurzen Haar, der ...