Automatenkultur

In Japan gibt's alles aus dem Automaten - auch Selfies

Sie stehen an jeder Ecke und können immer mehr. Japans Verkaufsautomaten gehen mit der Zeit und passen sich den digitalen Launen an. Der jüngste Gag eines großen Getränkeherstellers: Wer eine Dose Bier oder Tee kauft, wird mit einem Selfie belohnt.  

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Die japanischen Automaten können auch Selfies.   | Foto: fotolia (montage)
Die japanischen Automaten können auch Selfies. Foto: fotolia (montage)
Ausgerüstet mit einem großen LCD-Display und einer Kamera schießen die neuen Geräte, mit denen das Unternehmen Kirin um Kundschaft wirbt, erstklassige Fotos. Der Kunde kann verschiedene Figuren und Hintergründe wählen und sich dann wunschgemäß ablichten lassen. Drei Mal darf der Kirin-Käufer abdrücken, dann wird das beste digitale Foto über eine mobile Messaging-App an sein Smartphone gesendet. Dafür muss man nicht einmal die japanische Sprache beherrschen – das System funktioniert auch in Englisch, Chinesisch und Koreanisch.

Entwickelt hat der Kirin-Konzern diese "Vendorphoto"-Generation mit dem Dienstleister Line, den die meisten jungen Japaner für ihre Handys benutzen. Die Fotos sind zwar im klassischen Sinne keine Selfies, werden aber so vermarktet. Bei dieser Idee standen die japanischen Foto-Boxen Purikura Pate, in denen sich Nippons Töchter und Söhne leidenschaftlich und kollektiv knipsen lassen. "Wir wollen nicht nur simple Selbstbedienungs-Automaten anbieten, sondern Fun und Freude", heißt es bei Kirin. Seit Oktober werden die Geräte mit Touchscreen in den Mega-Großstädten aufgestellt.

Mit einer anderen Idee punktet ein weiterer Getränkeproduzent. An ausgewählten Automaten von Dydo können neuerdings auch kostenlos Regenschirme ausgeliehen werden. Dazu muss der Passant nicht einmal eine Dose ziehen. Fängt es an zu regnen, darf er sich einen Schirm nehmen, den er wünschenswerter Weise an irgendeinem anderen ähnlich ausgestatteten Apparat wieder abgibt. Der Dydo-Konzern, der rund 280 000 Getränkeautomaten betreibt, setzt auf die Ehrlichkeit seiner Landsleute und auf den Werbeeffekt. Auf jedem Schirm steht groß der Name der Firma.

Die extrem wachsende Zahl von ausländischen Besuchern brachte mehrere Betreiber auf die Idee, Verkaufsautomaten mit Wlan auszurüsten. In touristischen Hot Spots stehen neuerdings Maschinen, in deren 30-Meter Umkreis ein freies Internet zur Verfügung steht. Auf den großen Bahnhöfen in Tokio und Osaka liefern spezielle Automaten frisches Obst. Apfelscheiben mit oder ohne Schale? Ein Stück Melone oder eine Schale Himbeeren? Besonders bei jungen Frauen sind diese Offerten ein sehr beliebter Snack, der auf dem Weg zur oder von der Arbeit mitgenommen wird.

Verkaufsautomaten spielen in Japan eine viel größere wirtschaftliche und soziale Rolle als in den meisten anderen Ländern. Die rund um die Uhr verfügbaren "stillen Diener" der ortsüblichen 24-Stunden-Läden bieten miniaturisierte Varianten ihres Angebots zudem in Büros, Krankenhäusern und auf Parkplätzen.

Das Unternehmen Familymart packt bis zu 60 verschiedene Waren in eine solche Maschine. Kunden finden hier Lebensmittel wie Sandwiches sowie die beliebten Reisbällchen, aber auch Dinge des täglichen Bedarfs wie Strumpfhosen und Socken. 1520 solche Automaten versorgen die Kundschaft per Knopfdruck und zu ähnlichen Preisen wie im Laden. Das Geschäft boomt, sagt Familymart und plant pro Jahr 500 weitere Einheiten.

Generell gibt es fast nichts, was es in Japans Automaten nicht gibt. Diese meist knallbunten Selbstbedienungsgeräte finden sich an fast jeder Straße, in jedem Einkaufszentrum und auf jedem Bahnhof. Japan verfügt definitiv über die größte Automatendichte der Welt. Statistisch betrachtet kommt auf je 23 Japaner ein Automat. Mehr als 5,5 Millionen dieser Apparate sind im ganzen Land aufgestellt.

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