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"In mir ist alles gebrochen, was brechen kann"

  • Fr, 05. April 2002
    Zisch

     

"Durchgekommen" heißt Burkhardt Wunderlichs Erzählung, der kurz vor seinem 16. Geburtstag erfuhr, dass er Krebs hatte.

Fußball, die erste Freundin, die "scheiß" Schule, die nervigen Eltern - im Leben der meisten 16-Jährigen ist Krebs so real wie eine Ufolandung in Nachbars Garten. Für Burkhardt Wunderlich wurde der Krebs jedoch Realität. In seinem Buch "Durchgekommen" beschreibt der 21-Jährige, wie er mit der überraschenden Krebsdiagnose umging. Er berichtet über seinen Alltag in der Klinik und über den Kampf gegen die Krankheit.

Mit 16 besteht Burkhardts Leben nur aus Fußball: er spielt selbst zweimal die Woche und hat schon seit Jahren eine Dauerkarte für den Hamburger SV. Eines Tages verletzt er sich im Training am Knie, hat eine Nacht lang Krämpfe, anschließend ist wieder alles in Ordnung. Ein halbes Jahr später sind die Schmerzen wieder da. Ihm ist schlecht und er hat Kopfweh. Als auch die Krankengymnastik keine Besserung bringt, kommt der erste Verdacht auf Krebs auf. Nach verschiedenen Untersuchungen hat Burkhardt sieben Tage vor seinem sechzehnten Geburtstag Gewissheit: Er hat Knochenkrebs.

Er hat ein Gefühl der Leere in sich

So beginnt der Alltag eines Krebspatienten: Er bekommt einen Herzkatheter, über den Medikamente in seinen Körper fließen. Die Chemotherapie beginnt, er verliert seine Haare, nimmt zu und muss sich an Schwäche, Erbrechen, Kopfschmerzen und Krämpfe gewöhnen. Er weint sehr viel, hat ein Gefühl der Leere in sich, kann aber mit seinen Eltern nicht darüber reden - "der Draht fehlt". Als Burkhardt die Halbzeit der Chemotherapie erreicht hat, werden in seiner Lunge Tumore festgestellt. Die Ärzte entfernen ihm einen Lungenflügel. Es geht ihm immer schlechter, er schreibt: "Ich finde immer mehr Gefallen am Wort Tod. In mir ist alles zusammengebrochen, was zusammenbrechen kann." Obwohl in ihm die Hoffnung gestorben ist, gibt er nicht auf. Er weiß, dass er gesund werden wird.

"Durchgekommen" ist kein Buch, was beschönigen oder belehren will. Die Schilderungen des 16-Jährigen geben einen Einblick in das Leben mit dem Krebs, wie man ihn sonst kaum bekommt.

Stress mit Eltern, Verlust der Freunde

Der Stress mit den Eltern, die tagtägliche Auseinandersetzung mit dem Tod, der Verlust der Freunde: Diese alltäglichen Kleinigkeiten sind es, die das Buch so lesenswert machen - auch für Leser, die bisher eher an eine Ufolandung geglaubt haben, als sich mit Krebs auseinander zu setzen.

Manuela Heuberger

Burkhardt Wunderlich: "Durchgekommen", Touchdown Verlag, ISBN 3-86042-095-X, 6,99 Euro.

Ressort: Zisch

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 05. April 2002: PDF-Version herunterladen

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