Vermüllung
In Schwanau hat der Müll keine Chance
Anne Fertig, Klasse 8c, Max-Planck-Gymnasium (Lahr)
Fr, 28. April 2023, 11:06 Uhr
Schülertexte
Seit bereits neun Jahren kämpfen Bürgerinnen und Bürger aus Schwanau in der Initiative "Schwanau bleib(t) sauber" gegen den Müll an Straßen und auf Plätzen. Anne Fertig hat den Initiator Hubert Wetterer getroffen.
"Ich war und bin oft in der heimischen Natur und treibe Sport. Die Vermüllung der Landschaft fiel mir immer wieder auf", sagt der Gründer dieser ehrenamtlichen Initiative. Danach wollte er unbedingt in Erfahrung bringen, ob es auch in einer kleinen Gemeinde wie Schwanau möglich sein kann, eine Müllinitiative zu gründen.
Hubert Wetterer erinnert sich noch gut an den Projektstart am 7. Mai 2014. Damals trafen sich 15 Müllsammlerinnen und -sammler und erhielten vom Bürgermeister Warnwesten, Greifzangen und Fahrradkörbe als Erstausstattung. Heute sind ganzjährig bis zu 30 Personen mehr oder weniger regelmäßig mit dabei. Bei den großen Putzeten im Frühjahr engagieren sich wesentlich mehr Personen. Im vergangenen Jahr beteiligten sich 403 Helfer und damit so viele wie noch nie an der großen Schwanau-Putzaktion.
Als Hauptorganisator weiß Hubert Wetterer auch ganz genau, wie viele Müllsammeleinsätze bereits stattgefunden haben. 202 organisierte Sammelaktionen gab es bereits. Die vielen "privaten" Einsätze einzelner Gruppenmitglieder sind da nicht mit eingerechnet.
Egal wie viele Teilnehmer bei den Aktionen mitmachen, Müll findet sich immer – leider. Fahrradkörbe sind in aller Regel nicht ausreichend, weshalb auch einige Fahrradanhänger und auch private Pkw zum Einsatz kommen. "Wenn wir eine gute Stunde sammeln, kommt pro Person fast ein gefüllter Müllsack zusammen", erzählt Wetterer.
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Dass sich der meiste Müll dort findet, wo viele Leute zusammenkommen sowie an viel befahrenen Straßen, überrascht nicht. Für die Gemeinde Schwanau trifft dies zum Beispiel auf den Baggersee in Nonnenweier, die Ruhebänke am Rhein und auf die Verbindungsstraßen zwischen den Ortsteilen zu. Dabei finden sich neben Zigarettenschachteln, Getränkebechern, Flaschen, Schutzmasken und Autoreifen, vor allen Dingen immer wieder unendlich viele Zigarettenkippen.
Wie man sich vielleicht vorstellen kann, kommen dabei auch hin und wieder kuriose Funde ans Tageslicht. So berichtet Hubert Wetterer beispielsweise von einem nagelneuen Mountainbike, das an der Rampe in Nonnenweier aufgefunden wurde. Wie sich herausstellte, wurde das aus einem Fahrradgeschäft gestohlen und landete am Rhein. Die Polizei konnte den Besitzer ausfindig machen und die Initiative erhielt sogar Finderlohn.
Kürzlich wurde bei einer Sammelaktion ein Geldbeutel mit komplettem Inhalt – Geld, Papieren und so weiter – gefunden. Der Besitzer freute sich über die Rückgabe. Als kurios aber eben auch unschön bezeichnet Wetterer das Auffinden von vier Müllsäcken voller Fleischreste, worüber im Übrigen die Polizei informiert wurde.
Was sagt eigentlich Schwanaus neuer Bürgermeister zu den Putzaktionen? Schwanaus Bürgermeister Marco Gutmann bezeichnet die Initiative "Schwanau bleib(t) sauber" als ganz tolles Projekt, kann aber nicht verstehen, dass manche Leute ihren Müll nicht zu Hause oder wenigstens über die öffentlichen Mülleimer entsorgen. Die Gemeinde unterstütze die Initiative mit der ganzjährigen Zurverfügungstellung von Sachmitteln – Ausrüstungsgegenstände, Sammelutensilien und so weiter – und unterstütze das Jahresfest der ehrenamtlichen Müllsammler finanziell.
"Am 18. März werde ich selbst mit dabei sein und die Schwanau-Putzete dann auch tatkräftig mit unterstützen", sagt der Bürgermeister auf Nachfrage.* Dazu meint er noch, dass er hofft, wenig Müll zu finden. Auch einen Tipp hat er parat: "Ich denke, dass sich auch jeder selbst hinterfragen muss. Man kann beispielsweise Lebensmittel einkaufen, die nicht mit Plastik verpackt sind. Letztendlich liegt es an jedem einzelnen, dass weniger Müll liegen bleibt."
Auch wenn die Oma der Zischup-Reporterin sich laut eigener Aussage nicht dazu durchringen könnte, den Müll anderer Leute aufzusammeln, so ist die Schwanauer Aktion einfach nur vorbildlich. Wie sagt Hubert Wetterer: "Wir sehen, dass es in Schwanau sauberer ist als anderswo – dank unserer Aktivitäten." Dem ist nichts hinzuzufügen!
*Der Text wurde Anfang März verfasst (Anm. d. Red.).