Verbraucherpreise im November
Inflation hartnäckig bei 2,3 Prozent
Die Teuerungsrate in Deutschland hält sich unverändert über der Marke von zwei Prozent. Vor allem bei den Preisen für Dienstleistungen, aber auch beim Lebensmittelkauf spüren das die Menschen.
Alexander Sturm und Jörn Bender (dpa)
Fr, 28. Nov 2025, 14:53 Uhr
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Quelle: Deutsche Presse-Agentur (dpa).
Die BZ-Redaktion hat diese Meldung nicht redaktionell bearbeitet.
Wiesbaden (dpa) - Die Teuerung in Deutschland hält sich hartnäckig über der Zwei-Prozent-Marke. Im November lagen die Verbraucherpreise um 2,3 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats - wie schon im Oktober. Das teilte das Statistische Bundesamt auf Basis vorläufiger Zahlen mit. Während sich Dienstleistungen stark verteuern, steigen die Lebensmittelpreise nur noch langsam. Allerdings gibt es auch wenig Entlastung für Verbraucher durch günstigere Energie.
Die Inflation liege nun schon den vierten Monat in Folge über der symbolisch wichtigen Marke von zwei Prozent, kommentiert Sebastian Becker, Volkswirt bei der Deutschen Bank - "und dies trotz getrübter Konsumlaune und schwacher Konjunktur".
Der Rückgang der Inflation bleibe ein zäher Prozess, sagt Michael Heise, Chefökonom beim Bad Homburger Vermögensverwalter HQ Trust: "Für eine gewisse Entlastung müssen die Verbraucher wohl noch einige Monate warten."
Lebensmittel und Dienstleistungen teurer
Treiber für die Inflation im November waren wie schon in den vergangenen Monaten deutlich gestiegene Preise für Dienstleistungen, die sich erneut um 3,5 Prozent verteuerten. Dazu zählen Autoversicherungen, Pauschalreisen sowie Friseur- und Restaurantbesuche.
"Im Dienstleistungssektor kommt es aufgrund von Personalknappheit zu teils deutlichen Lohnsteigerungen", erklärt Thomas Gitzel, Chefvolkswirt bei der Liechtensteiner VP Bank. "Die höheren Löhne werden auf die Preise umgewälzt." Die Anhebung des Mindestlohnes zum 1. Januar 2026 dürfte ebenfalls größtenteils an die Endkunden weitergegeben werden.
Die Lebensmittelpreise lagen im November um 1,2 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats und stiegen damit weniger als die allgemeine Inflationsrate. Auch flaut hier der Preisanstieg ab. Allerdings spüren die Menschen beim täglichen Einkauf weiterhin, dass viele Nahrungsmittel teils deutlich teurer sind als vor einigen Jahren.
Tanken und Heizen etwas billiger
Kaum noch Entspannung gibt es bei den Energiepreisen: Kraftstoffe, Strom und Gas waren der Statistik zufolge im November insgesamt 0,1 Prozent günstiger als ein Jahr zuvor. Von Oktober auf November des laufenden Jahres sanken die Verbraucherpreise insgesamt nach Berechnung der Statistiker um 0,2 Prozent.
Die von Ökonomen besonders beachtete Kerninflation ohne die schwankungsanfälligen Preise für Nahrungsmittel und Energie verringerte sich im November etwas auf 2,7 Prozent. Sie bleibt damit aber erhöht. "Bei der Inflationsbekämpfung ist die letzte Meile die schwierigste", meint Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer.
Steigende Löhne: Menschen haben mehr Geld zur Verfügung
Je höher die Inflationsrate, umso geringer die Kaufkraft der Menschen: Sie können sich für einen Euro dann weniger leisten. Zwar ist die Preiswelle ausgelaufen, die Deutschland nach Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine erfasste. Damals verteuerten sich Energie und Lebensmittel rasant, das ließ die Inflationsrate auf 6,9 Prozent (2022) und 5,9 Prozent (2023) in die Höhe schnellen. Für dieses Jahr erwarten Wirtschaftsforschungsinstitute eine moderate Inflationsrate von 2,1 Prozent - ähnlich wie 2024.
Immerhin: Durch steigende Löhne und die gedämpfte Teuerung haben viele Menschen wieder mehr Geld in der Tasche. Im dritten Quartal stiegen die Reallöhne, also die Bruttolöhne abzüglich Inflation, um 2,7 Prozent gemessen am Vorjahreszeitraum, berichtete das Statistische Bundesamt - "der bislang höchste Anstieg in diesem Jahr". Nach Berechnungen der gewerkschaftlichen Hans-Böckler-Stiftung haben die Reallöhne die Kaufkraftverluste der vergangenen Jahre damit aufgeholt.
Preisniveau bleibt erhöht
Ein deutliches Sinken der Inflationsrate ist aber erst einmal nicht in Sicht. Nach Einschätzung von Ökonomen müssen sich Verbraucher in Deutschland vorerst mit Teuerungsraten oberhalb der Zwei-Prozent-Marke abfinden.
Die Inflationsrate in Deutschland, der größten Volkswirtschaft der Eurozone, hat für die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) besondere Bedeutung. Sie peilt mittelfristig eine Inflationsrate von 2,0 Prozent für den Euroraum an. Bei einer solchen Teuerung sieht die EZB ihre wichtigste Aufgabe erfüllt, für stabile Preise zu sorgen.
Das Statistische Bundesamt berechnet jeden Monat, wie sich Preise entwickelt haben. Dazu notieren die Statistiker in Geschäften, was Obst und Gemüse, Schuhe oder Möbel kosten. Wie hoch ist die Wohnungsmiete, was kostet Sprit an der Tankstelle? Tausende Einzelpreise von Waren und Dienstleistungen werden repräsentativ nach dem stets gleichen Schema erfasst. Ein Teil wird auch im Internet erhoben.
© dpa-infocom, dpa:251128-930-354256/3